Komplette Palette der Emotionen

Sotschi · Die deutsche Paralympics-Mannschaft hat gestern in Sotschi die Goldmedaillen Nummer fünf und sechs gewonnen. Doch grenzenlose Freude wollte angesichts zweier Disqualifikationen nicht aufkommen.

 Andrea Rothfuss durfte bei der Eröffnungsfeier in Sotschi die deutsche Fahne tragen, gestern jubelte sie dann über Gold im Slalom. Fotos: Stratenschulte/dpa

Andrea Rothfuss durfte bei der Eröffnungsfeier in Sotschi die deutsche Fahne tragen, gestern jubelte sie dann über Gold im Slalom. Fotos: Stratenschulte/dpa

 Anna-Lena Forster freut sich über ihre „vorläufige“ Goldmedaille bei den Paralympics.

Anna-Lena Forster freut sich über ihre „vorläufige“ Goldmedaille bei den Paralympics.

Doppel-Gold im Slalom durch Andrea Rothfuss und Anna-Lena Forster, Disqualifikations-Drama um Top-Favoritin Anna Schaffelhuber und Langläuferin Andrea Eskau: Die deutschen Athletinnen haben bei den Winter-Paralympics gestern ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Während die Ski-Rennfahrerinnen Rothfuss und Forster über ihre ersten Goldmedaillen bei Paralympics jubeln konnten, liefen bei der bisherigen Seriensiegerin Schaffelhuber die Tränen über das Gesicht. Eskau wurde Bronze im Langlauf-Sprint in der sitzenden Klasse wegen eines Remplers aberkannt.

"Der eingelegte Protest ist für mich unverständlich und unsportlich. Ich glaube, dass ich nichts falsch gemacht habe", sagte Monoski-Fahrerin Schaffelhuber, nachdem sie in Führung liegend nach dem ersten Slalom-Durchgang wegen eines Startfehlers disqualifiziert wurde. Schaffelhuber, Siegerin in Abfahrt und Super-G, wurde vorgeworfen, am Start unerlaubterweise zwei Mal mit den Ski-Stöcken angeschoben zu haben. Die deutsche Teamführung legte gegen die Disqualifikation sofort Protest ein. Die endgültige Entscheidung wurde auf heute vertagt.

Die erst 18 Jahre alte Forster, die von der Entscheidung profitierte, konnte sich über ihren vermeintlichen Gold-Coup auch noch nicht richtig freuen. "Das mit Anna ist ein Schock", sagte Forster, die ohne Beine zur Welt kam: "Ich freue mich über jede Medaille - egal welche Farbe sie hat."

Rothfuss ist die Goldmedaille in der stehenden Klasse dagegen nicht mehr zu nehmen. "Ich kann das noch gar nicht fassen und scheine das Skifahren doch noch nicht verlernt zu haben", sagte die Loßburgerin, die bei der Eröffnungsfeier die deutsche Fahne getragen hatte und zuletzt in der Abfahrt und im Super-G ausgefallen war. "Gold fehlte mir noch in meiner Sammlung - jetzt habe ich es endlich", sagte sie.

Eskau wiederum hatte keine Probleme damit, ihre Disqualifikation zu akzeptieren. "Ich habe den Arm rausgedrückt und meine Konkurrentin behindert", sagte die 42-Jährige nach dem Protest der russischen Mannschaft: "Die Entscheidung ist in Ordnung, ich stehe für einen fairen Sport." Eskau wird nach der Entscheidung mehr und mehr zum Gesicht dieser Winterspiele. Sie hat in Sotschi bereits die ganze Palette an Emotionen miterlebt nach ihrem Goldmedaillengewinn im Biathlon, dem Asthma-Anfall im Zwölf-Kilometer-Langlauf und nun eben der Disqualifikation mit dem Verlust der Bronzemedaille.

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