Routinier siegt bei US Open Kohlschreiber zeigt Zverev Grenzen auf

New York · Der Routinier wirft die Nummer vier der Tennis-Weltrangliste bei den US Open überraschend aus dem Turnier.

 Da freuen sich auch die Lachfältchen: Routinier Philipp Kohschreiber gewann das deutsche Duell gegen den 13 Jahre jüngeren Alexander Zverev.

Da freuen sich auch die Lachfältchen: Routinier Philipp Kohschreiber gewann das deutsche Duell gegen den 13 Jahre jüngeren Alexander Zverev.

Foto: dpa/Mark Lennihan

Alexander Zverev fiel es offensichtlich schwer, eine eindeutige Erklärung für seine nächste Grand-Slam-Pleite zu finden. Mal lobte er Philipp Kohlschreiber für dessen schlaues Spiel, mal machte er seine eigene Fehlerquote für das Drittrunden-Aus bei den US Open verantwortlich. Die kühleren Bedingungen am Abend hätten zudem eine Rolle gespielt. Und auch sein Schläger sei ein wenig zu hart bespannt gewesen.

So ratlos Zverev (21) auf dem Platz bisweilen hinterhergelaufen war, so überfordert tappte er auch durch die öffentliche Analyse. Beim 7:6 (7:1), 4:6, 1:6, 3:6 bekam der Jungstar von einem „alten Mann“, wie sich Kohlschreiber vor dem Match selbst genannt hatte, die Grenzen aufgezeigt. Oder wie es der 13 Jahre ältere Routinier ausdrückte: „Vielleicht habe ich ihm und seinem Team gezeigt, wo er noch nicht weltklasse ist.“

Mit Spielfreude und Variabilität überraschte Kohlschreiber seinen Davis-Cup-Kollegen und schaffte als einziger Deutscher den Sprung in die zweite Turnierwoche. Während Jan-Lennard Struff gegen den Belgier David Goffin beim 4:6, 1:6, 6:7 (4:7) weitgehend chancenlos war, zog Kohlschreiber zum fünften Mal in New York ins Achtelfinale ein. Dort versucht er heute gegen Kei Nishikori aus Japan, Finalist von 2014, erstmals die Runde der besten Acht zu erreichen.

Zverev muss sich dagegen an die Arbeit machen. Erneut erfüllte er die hohen Erwartungen, die er selbst an sich stellt, nicht einmal im Ansatz. Gemeinsam mit Ivan Lendl, den er wenige Tage vor dem Turnierbeginn als seinen neuen Coach vorgestellt hatte, will und muss er Lösungen finden, um auch endlich bei den Grand Slams zu überzeugen. „Dafür habe ich ihn verpflichtet“, sagte Zverev. Unter dem Strich bleiben als Ergebnisse 2018 das erste Grand-Slam-Viertelfinale bei den French Open, wo Zverev verletzt ohne Chance war, sowie die dritten Runden kurz danach in Wimbledon und zudem bei den Australian und nun den US Open.

Lendl habe ihn schon vor dem ersten Match in Flushing Meadows gewarnt. Es sei ein langer Weg, „ein Prozess“, bis man bei den vier wichtigsten Turnieren der Welt sein bestes Tennis abrufe. „Hoffentlich spielst du gut bei den US Open, aber wir schauen mehr auf die kommenden Jahre“, habe Lendl gesagt. Trotzdem wollte Zverev im Hier und Jetzt weit kommen. „Aber Wünsche“, sagte er, „werden nicht immer wahr“.

Daran hatte Kohlschreiber einen nicht geringen Anteil. Mit diesem Teil seiner Analyse hatte Zverev vollkommen recht. Obwohl der gebürtige Augsburger den ersten Satz unnötig abgab, zog er sein Spiel mit dem tiefen Slice, dem hohen Topspin und den fiesen Winkeln erbarmungslos durch. „Wenn ich mit ihm an der Grundlinie ins Rückhand-Duell gehe, spielt er in einer anderen Liga“, sagte Kohlschreiber: „Zum Glück kam meine Spielsituation öfter vor.“

Auch wenn Zverev in vielen Momenten der Plan B fehlte, wollte sein Bezwinger keine Zweifel am Potenzial des dreimaligen Masters-Siegers aufkommen lassen. „Alex ist die Nummer vier der Welt, er gewinnt riesige Turniere, und er ist noch so jung. Er macht eigentlich alles richtig“, sagte Kohlschreiber, gab jedoch zu bedenken: „Nur auf seine zwei, drei Stärken sollte man sich aber nicht verlassen, sondern alles in Betracht ziehen.“

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