Kohl: Die ersten Zehn der Tour 2008 hätten positiv sein können

Berlin. Nach seinem Geständnis legt der ehemalige Profi Bernhard Kohl (Foto: afp) nach und rückt die Radsport-Elite in Doping-Nähe. Der zurückgetretene Österreicher sagt: "Die ersten Zehn" der Tour de France 2008 "hätten positiv getestet werden können"

Berlin. Nach seinem Geständnis legt der ehemalige Profi Bernhard Kohl (Foto: afp) nach und rückt die Radsport-Elite in Doping-Nähe. Der zurückgetretene Österreicher sagt: "Die ersten Zehn" der Tour de France 2008 "hätten positiv getestet werden können". Er wundert sich, dass nur er, sein deutscher Team-Kollege Stefan Schumacher und Riccardo Ricco aus Italien in einem Nachtest positiv auf das Mittel Cera getestet wurden: "Seltsamerweise wurden nur drei erwischt. Viel mehr haben es genommen." Kohl wurde bei der Tour 2008 hinter Carlos Sastre (Spanien) und Cadel Evans (Australien) Dritter.Der ehemalige Fahrer des früheren Gerolsteiner-Rennstalls kehrte dem Profi-Radsport den Rücken und will in der Doping-Prävention helfen. "Ich kenne die Regeln der Szene. Diejenigen, die auspacken, kommen nicht zurück", sagt der 27-Jährige. Nach der Bekanntgabe seiner Doping-Praxis während der Tour 2008 ("Drei Mal eine halben Liter Eigenblut vor den Berg-Etappen im Fahrer-Hotel") stellt Kohl nun die Wirksamkeit der biologischen Pässe in Zweifel. Der Weltverband UCI hat seit Januar 2008 anhand von Blut- und Urin-Proben Blut-Parameter und den Hormon-Status von mehr als 800 Profis bestimmt. Allerdings wurde noch keiner belangt, obwohl es bei einigen Hinweise auf Unregelmäßigkeiten geben soll. Die Einführung der Pässe, die als wirksame Anti-Doping-Maßnahme gefeiert wurde, hat Kohl nicht von Doping abgehalten. "In gewisser Weise war der Blutpass hilfreich. Top-Fahrer sind in ihrer Doping-Praxis so professionell, ihre Werte stabil zu halten, um nicht aufzufallen", sagt er. Werte aus den Pässen hätten als Richtschnur gedient. Als junger Profi habe er übrigens aus Kostengründen nicht in großem Stil gedopt. Aber er "wusste, was die ,Großen' nehmen. Das wurde im Peloton geduldet". Doping sei allgegenwärtig gewesen. dpa

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