König Roger, der BesteHimmel, Hölle und zurück

London. Mit seinem siebten Wimbledon-Triumph hat Roger Federer Rekordsieger Pete Sampras eingeholt und den Platz auf dem Tennis-Thron zurückerobert. Der 30-jährige Schweizer rang gestern den britischen Hoffnungsträger Andy Murray mit 4:6, 7:5, 6:3, 6:4 nieder. Erstmals seit Mai 2010 ist der nun siebzehnfache Rekord-Grand-Slam-Turniersieger damit wieder die Nummer eins der Tennis-Welt

 Hüpf, Serena, hüpf: Die überglückliche Serena Williams sorgte für einen ganz besonderen Jubel. Foto: Brady/dpa

Hüpf, Serena, hüpf: Die überglückliche Serena Williams sorgte für einen ganz besonderen Jubel. Foto: Brady/dpa

London. Mit seinem siebten Wimbledon-Triumph hat Roger Federer Rekordsieger Pete Sampras eingeholt und den Platz auf dem Tennis-Thron zurückerobert. Der 30-jährige Schweizer rang gestern den britischen Hoffnungsträger Andy Murray mit 4:6, 7:5, 6:3, 6:4 nieder. Erstmals seit Mai 2010 ist der nun siebzehnfache Rekord-Grand-Slam-Turniersieger damit wieder die Nummer eins der Tennis-Welt. Mit seinem ersten Titel bei einem der vier wichtigsten "Majors" seit mehr als zwei Jahren vereitelte Federer zugleich ein nationales Sportmärchen: Der Schotte Murray war der erste britische Finalist seit 1938 beim berühmtesten Tennisturnier der Welt und wollte der erste Titelträger seit dem legendären Fred Perry 1936 werden.Federer egalisiert noch eine weitere Sampras-Bestmarke für die Ewigkeit: Er beginnt heute seine 286. Woche an der Spitze der Weltrangliste und ist damit nun gemeinsam mit Sampras der Rekord-Weltranglisten-Erste.

Die "Murray-Mania" in Großbritannien erreichte nicht ihren erhofften Höhepunkt. Zum Finale wehte über der Downing Street No. 10 statt des Union Jack die schottische Saltire-Flagge. Dem Boulevard-Blatt "Sun" lag eine "Andy-Gesichtsmaske" bei. Tickets wurden für 5000 Pfund auf den Schwarzmarkt gehandelt. Auf der Tribüne drängelten sich die VIP-Gäste wie David Beckham nebst Gattin Victoria, in der Royal Box tummelten sich Herzogin Kate samt Schwester Pippa.

Der wild entschlossene Murray, der von der halbjährigen Arbeit mit Trainer Ivan Lendl profitiert, legte furios mit einem Break los. Bis zum Ende des zweiten Satzes dominierte er die Partie und ließ Federer schon resigniert wirken. Doch im zweiten Durchgang konnte Murray vier Breakbälle nicht nutzen. Federer drehte plötzlich auf und knüpfte an den brillanten Halbfinalerfolg gegen Djokovic an.

Nach einer Regenpause zu Beginn des dritten Abschnitts wurde das Dach über dem Centre Court geschlossen. Der als bester Hallenspieler der Welt geltende Federer holte sich das Momentum - der Knackpunkt war Federers Break zum 4:2 im dritten Satz nach einem ewig langen Murray-Aufschlagspiel, in dem Murray gleich dreimal ausrutschte. Nach 3:24 Stunden verwandelte der Routinier aus Basel seinen zweiten Matchball. dpa

London. Serena Williams hüpfte wie ein reich beschenktes kleines Kind, nachdem ihr der Herzog von Kent die Venus-Rosewater-Schale für die Wimbledonsiegerin überreicht hatte. Dabei durfte die 30-Jährige schon zum fünften Mal den größten Preis im Frauentennis in ihre Arme schließen. Aber diese Zeremonie war für die US-Amerikanerin alles andere als selbstverständlich. "Dieser Titel ist super speziell", sagte sie.

Zuletzt hatte sie 2010 in Wimbledon gewonnen, danach schlimme Monate durchgemacht und wegen einer Lungenembolie gar um ihr Leben gefürchtet. An diese Tage am Abgrund erinnerte sie sich. "Ich hätte mir nie erträumt, dass ich je wieder hier stehen würde", sagte Williams mit tränenerstickter Stimme nach dem 6:1, 5:7, 6:2-Sieg im Finale gegen die Polin Agnieszka Radwanska.

Der Spielverlauf spiegelte ihr Leben der vergangenen zwei Jahre wider: Himmel, Hölle und zurück. Wenige Tage nach ihrem vierten Triumph 2010 war sie bei einem Restaurantbesuch in München in Glasscherben getreten, zog sich an beiden Füßen Schnittverletzungen zu. Zweimal musste sie operiert werden. Es gab Komplikationen, schließlich bildete sich ein Blutgerinnsel, das in die Lunge wanderte. Nach einer Notoperation im März 2011 begann der Weg zurück. "Ich lag auf dem Krankenbett und habe gebetet und gebetet. Ich war am tiefsten Tiefpunkt", erzählte Serena Williams. Aber sie kämpfte sich zurück. "Es war eine unglaubliche Reise für mich", fasste sie die vergangenen zwei Jahre zusammen. Eine Reise, die in London anfing und endete. dapd

Foto: Rose/afp

Am Rande

Jonathan Marray (Großbritannien) und Frederik Nielsen (Dänemark) haben das Herren-Doppel in Wimbledon gewonnen. Die beiden setzten sich im Finale gegen Robert Lindstedt (Schweden) und Horia Tecau (Rumänien) in fünf Sätzen durch. Jonathan Marray sorgte damit für den ersten britischen Triumph im Doppel seit 1936. "Der Sieg in Wimbledon ist der Grund, warum ich Tennis spiele", sagte Marray. Er und Nielsen hatten eine Wildcard bekommen und im Halbfinale die Titelverteidiger Bob und Mike Bryan (USA) besiegt. red

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