Stadion-Diskussion in Saarbrücken König bietet Fläche für Stadionneubau an
Illingen · Der Bürgermeister der Gemeinde Illingen will den 1. FC Saarbrücken zu sich locken. Wie reagiert Präsident Ostermann?
„Wenn Saarbrücken seinen ersten Fußballclub nicht haben will, dann ist das halt so“, sagt Armin König, Bürgermeister der Gemeinde Illingen: „Andere Kommunen würden sich über ein solches, überregional bekanntes Aushängeschild freuen.“ Und der CDU-Politiker legt ein überraschendes Angebot nach. „Wir haben vor einiger Zeit in Bürgerversammlungen den Weg für drei Gewerbegebiete frei gemacht“, berichtet König: „Eines davon liegt am sogenannten Humes-Kreuz direkt an der Autobahn und unweit vom Autobahnkreuz Saarbrücken. Wir als Gemeinde Illingen können dem 1. FC Saarbrücken natürlich kein Stadion bauen, aber wir könnten dort die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine solche Sportstätte schaffen.“
Das Angebot von König kommt genau drei Tage nach der Ankündigung der Stadt Saarbrücken, dass der FCS während der Bauphase nicht ins Ludwigsparkstadion zurückkehren kann. Frühestens Anfang 2020 ist dies möglich, was den Verein in einen Schock versetzt hat. Seither hagelt es gegenseitige Schuldzuweisungen. Das Verhältnis zur Politik ist mehr als belastet. Die spannende Frage: Wie reagiert Hartmut Ostermann, der Präsident des 1. FC Saarbrücken? Wendet er sich aus Enttäuschung von der Stadt ab und baut woanders ein eigenes Stadion, aus eigenen Mitteln?
Wie so ein Stadion aussehen kann, sieht man in Wiesbaden. Die brita-Arena stammt von einem der Marktführer, der Firma Nüssli aus der Schweiz. Das Unternehmen hat sich mit Projekten im Motorsport, Skirennen, Tennis, aber besonders im Fußball einen Namen gemacht. Auch bei den Würzburger Kickers hat man gute Erfahrungen mit dem Unternehmen gemacht.
Solche sogenannten Stahlrohrkonstruktionen wurden früher belächelt. Heute stehen sie in Sachen Komfort und Sicherheit herkömmlich errichteten Stadien in nichts nach. In nur 112 Tagen Bauzeit wurde in Wiesbaden das Stadion im Jahr 2007 errichtet. Die Planungszeit betrug dreieinhalb Monate. Die Ränge sind komplett überdacht, sogar Business-Logen gibt es. Die FCS-Fans wissen, dass die Akustik in der „Blechdose“ für die Unterstützung der eigenen Mannschaft durchaus gut ist. Während in Wiesbaden noch einige Stützpfeiler die Sicht aufs Feld mindern, gibt es bei den neueren Tribünenmodellen derartige Störfaktoren nicht mehr.
16 Millionen Euro hat der Bau damals gekostet, über 12 000 Zuschauer können dort Fußballspiele miterleben. Das Stadion eignet sich auch für Messen, Kongresse, Tagungen, Seminare oder Musikveranstaltungen. Dazu bedarf es aber eines Businessplanes, den die Landeshauptstadt bislang auch noch nicht öffentlich vorgelegt hat.
Zurück nach Illingen. Da hat Bürgermeister König den Plan des insgesamt 10,5 Hektar großen Areals auf dem Schreibtisch. „Wir bräuchten jetzt ein sogenanntes Pflichtenheft, um den genauen Zuschnitt des Geländes ermitteln zu können.“ Sicher ist, dass nicht alle Grundstücke im Besitz der Gemeinde sind. „Es gibt bei uns aber kein Problem, das nicht zu lösen ist“, sagt König. Das gelte auch für die Finanzierung und die mögliche Übernahme im Erbbaurecht. Sollte Königs Idee beim FCS auf Gegenliebe stoßen, müssten zunächst Illingens Orts- und Gemeinderat zustimmen und auch die Belange der Nachbar-Kommune Eppelborn einbezogen werden. Im Flächennutzungsplan müsste aus dem Gewerbegebiet ein Sondergebiet gemacht werden.
„Sollte das alles reibungslos ablaufen, könnte man in fünf Monaten mit der Erschließung beginnen“, sagt König. Würden die Planungen etwa der Firma Nüssli parallel ablaufen und die Bauzeit der von Wiesbaden gleichen, könnte eventuell bereits im Herbst 2018 in Illingen der Ball rollen. König ist selbst bekennender Anhänger des 1. FC Kaiserslautern, sieht darin und in der Lage des potenziellen Baugeländes – rund vier Kilometer Fußweg vom nächsten Bahnhof – aber keine Probleme: „Ich bin Sportler, Saarländer und Lokalpatriot. Wenn man in der Lage ist, etwas für dieses Land zu tun, muss man es auch machen. Das Saarland braucht eine Mannschaft in der 2. Liga. Den notwendigen Weg durch die 3. Liga sollte man nicht durch bürokratische Hürden erschweren. Und übrigens: Die Arena in München liegt doch noch weiter draußen.“
Selbst ein Stadion bauen statt in fremdes Eigentum – beispielsweise in Völklingen – zu investieren, könnte für den 1. FC Saarbrücken durchaus eine Alternative sein. Die jüngste Aussage von Ostermann („Wir wissen nun, dass der Verein den sportlichen Aufstieg mit all seinen infrastrukturellen Begleitumständen und Herausforderungen alleine stemmen muss“) lässt sich in diese Richtung interpretieren.