Erster Saisonsieg für FC Köln kann doch noch gewinnen

Köln · Nach dem ersten Saisonsieg, dem 1:0 gegen Wolfsburg, findet Interimstrainer Ruthenbeck immer mehr Fürsprecher.

Als endlich der erlösende Schlusspfiff ertönte, stürmte Stefan Ruthenbeck jubelnd aufs Feld, fiel Torhüter Timo Horn lachend um den Hals und feierte mit den Spielern des 1. FC Köln ausgelassen den ersten Saisonsieg. Die Erleichterung und Freude über das 1:0 (0:0) gegen den VfL Wolfsburg, dem ersten Erfolg des Tabellenletzten der Fußball-Bundesliga im letzten Spiel der Hinrunde, waren spürbar und riesengroß.

„Der Sieg ist hochverdient“, sagte der eigentlich nur als Interimstrainer bis zur Winterpause eingeplante Ruthenbeck über das Spiel, das Christian Clemens (67.) entschieden hatte: „Trotzdem ist es erst der erste Dreier. Jetzt nicht durchdrehen! Die Mannschaft hat sich belohnt für die Arbeit - nicht mehr und nicht weniger. Wir haben nun 17 Endspiele vor uns in der Rückrunde. Wir wollen konsequent arbeiten – und dann abliefern.“

Der 45-Jährige, der in der 2. Liga beim VfR Aalen und Greuther Fürth gescheitert war, klang euphorisch und voller Tatendrang. Und auch, wenn er betonte, sich mit einem längerfristigen Engagement nicht zu beschäftigen („Ich definiere mich nicht über solche Dinge und brauche das nicht“) – es erscheint immer wahrscheinlicher, dass der ehemalige U19-Coach auch nach der Winterpause noch auf der Trainerbank sitzt. Von 2004 bis 2012 hatte Ruthenbeck in der damaligen Oberliga Südwest als Trainer beim TuS Mayen und der SpVgg EGC Wirges gearbeitet, in Mayen war er auch zuvor Spieler.

Er befinde sich im regelmäßigen Austausch mit Armin Veh, dem neuen Geschäftsführer Sport, sagte Ruthenbeck: „Diese Gespräche sind überragend!“ Auch Veh stellte dem neuen Übungsleiter ein erstes gutes Zeugnis aus – und kritisierte dessen Vorgänger Peter Stöger. Das Team sei „mental und vor allem körperlich schwer angeschlagen“, sagte Veh: „Da haben wir große Defizite, und da muss ich auch sagen, da kann mein jetziger Trainer überhaupt nichts dafür. Dementsprechend hat das ein anderer zu verantworten, was den körperlichen Zustand betrifft.“

Der Österreicher, den BVB-Boss Hans-Joachim Watzke am Samstagabend im ZDF-Sportstudio als „großartiger Mensch“ lobte, blieb trotz des verbalen Nachtretens von Veh gelassen. Stöger sagte mit etwas Sarkasmus: „Wenn es so bewertet wird, dann möchte ich mich entschuldigen dafür, dass ich das so übergeben habe.“

Veh muss nun abwägen, ob er Ruthenbeck die schwierige Aufgabe als Cheftrainer zutraut. Der FC hat nur sechs Punkte aus einer desaströsen Hinrunde geholt, der Hamburger SV und Werder Bremen sind als 17. und 16. dennoch „nur“ neun Zähler entfernt. Spätestens nach dem DFB-Pokalspiel morgen (20.45 Uhr/Sky und ARD) beim FC Schalke 04 wird die Entscheidung fallen. Am Mittwoch wollen sich Ruthenbeck und die Verantwortlichen zusammensetzen.

Die Spieler jedenfalls scheinen Gefallen daran zu finden, in der jetzigen Konstellation weiterzuarbeiten. „Der Trainer gibt uns viel an die Hand und versucht, alles mit uns rauszuholen“, betonte Torwart Timo Horn: „Wir trainieren intensiver – das ist anstrengend. Wir müssen uns die Fitness für die Rückrunde erarbeiten. Da habe ich ein gutes Gefühl mit dem aktuellen Trainerteam. Ein Dank gilt auch den Zuschauern, die uns trotz allem immer noch unterstützen.“