Kinsinger startet bei Ringer-WM Bereit für den Kampf um WM-Medaillen

Saarbrücken · Ringer Etienne Kinsinger vom KSV Köllerbach will bei Titelkämpfen in Budapest mit starken Leistungen überzeugen.

 Etienne Kinsinger ist beim KSV Köllerbach gesetzt. Doch sein Fokus liegt auch immer auf den Auftritten bei internationalen Titelkämpfen. Bei der anstehenden WM in Budapest will der Saarländer überraschen.

Etienne Kinsinger ist beim KSV Köllerbach gesetzt. Doch sein Fokus liegt auch immer auf den Auftritten bei internationalen Titelkämpfen. Bei der anstehenden WM in Budapest will der Saarländer überraschen.

Foto: Andreas Schlichter

Diese Woche ist Etienne Kinsinger noch einmal zu einem Lehrgang nach Freiburg gefahren. Zum letzten Mal vor der an diesem Samstag beginnenden Ringer-Weltmeisterschaft in Budapest trifft sich die deutsche Nationalmannschaft. Dabei wird der Kopf deutlich mehr im Mittelpunkt stehen als der Körper. „Die letzten richtigen Trainingsspitzen sind gesetzt“, sagt der 22 Jahre alte Kinsinger vor seiner zweiten WM-Teilnahme: „Ringen ist zwar eine Einzelsportart, aber wir haben in der Vorbereitung viel Wert auf Mannschaftsgefühl und Teamgeist gelegt. Bei uns ist wirklich jeder für den anderen da, fiebert mit, gibt Tipps, unterstützt, wo immer es geht. Ich hoffe, dass uns dieses Gemeinschaftsgefühl auch durch die Wettkämpfe trägt.“

Zumal Kinsinger in der Klasse bis 60 Kilo griechisch-römisch erst am Freitag kommender Woche antreten wird. „Wenn die Jungs vorher gute Ergebnisse bringen, gibt einem das auch selbst die Sicherheit, dass die Trainingssteuerung funktioniert hat“, sagt der Mann vom KSV Köllerbach, der am heimischen Olympiastützpunkt in Saarbrücken viel mit Landestrainer Frank Hartmann gearbeitet hat. „Etienne ist hochintelligent. Wenn wir über Trainingsinhalte sprechen, passiert das immer auf höchstem Niveau. Das macht einfach Spaß“, sagt Hartmann: „Er hat seit der WM im letzten Jahr in Paris weitere Schritte in Richtung Weltspitze gemacht. Das hat er sowohl in der Liga als auch bei internationalen Turnieren gezeigt. Aber die Leistungsdichte ist groß, es wird auch auf die Auslosung ankommen.“

Kinsinger war 2013 Weltmeister der Kadetten, 2016 war er Vize-Weltmeister der Junioren. Kommt nun Bronze bei den Männern? „Ich würde die Medaille gerne mitnehmen. Es wäre ein Traum“, sagt der Student der Universität des Saarlandes lachend: „Aber es sind ja nicht nur die starken Europäer dabei. Es kommen auch die Japaner oder Kubaner. Favoriten sind sicher andere, aber ich glaube, dass die mich durchaus auch auf dem Zettel haben werden.“

Neben der Auslosung und dem Trainingszustand kann bei dieser WM auch das Gewichtmachen eine entscheidende Rolle spielen. Gewogen wird am Kampftag 90 Minuten vor dem ersten Kampf. Dann muss Kinsinger weniger als 60 Kilo haben. „Letzte Woche waren es noch knapp 63 Kilo. Ich arbeite seit Jahren mit einer Ernährungberaterin, wir haben für mich ein gutes System ausgearbeitet“, sagt der Saarländer: „Abnehmen bedeutet immer auch Substanzverlust. Wer sich also beim Abnehmen killt, killt auch seine Chancen.“ Nach dem Wiegen hat man die Chance, noch mal Nahrung zu sich zu nehmen. „Es kommt dann darauf an, wie viel Zeit bleibt. Entweder gibt es Flüssignahrung oder gut bekömmliche Kohlehydrate. Ich habe da gute Erfahrungen mit einer Art Haferschleimbrei und kalorischen Getränken gemacht.“

Die Dichte der Weltspitze ist auch in anderen Sportarten gegeben, doch beim Ringen haben die Mattenleiter in engen Kämpfen große Eingriffmöglichkeiten. „Wenn beide Sportler auf Augenhöhe sind und dadurch keine technische Wertung erfolgt, können die Kampfrichter mit ihrer Entscheidung über Passivität den Kampf maßgeblich beeinflussen“, erklärt Landestrainer Hartmann, warum eine Zielvorgabe anhand der Platzierung schwierig ist: „Dennoch ist das Ziel erst einmal ein Platz unter den ersten Acht.“

Damit will Kinsinger sich nicht beschäftigen. „Ich kann als Vize-Weltmeister heimkommen und doch enttäuscht sein, weil im Finale mehr drin war“, versucht er, die eigene Zufriedenheits-Grenze zu definieren: „Ich kann auch mit einem starken Kampf als Fünfter glücklich sein. Das sehen wir dann. Ich bin ein junger Kerl. Als Sportler hat man immer den Traum von Olympia. Aber man kann auch ein großer Ringer sein, ohne bei den Spielen gewesen zu sein. An meiner Fokussierung ändert das ohnehin nichts. Ich will immer gewinnen, egal ob bei Saarlandmeisterschaften, deutschen Meisterschaften, Europa- oder Weltmeisterschaften. Ich merke, es wird Zeit, dass es losgeht.“

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