Aus Enttäuschung wurde am Ende Wut. Ex-Boxweltmeister Arthur Abraham gewann am Samstagabend mit einer faden Vorstellung gegen den Italiener Giovanni De Carolis und enttäuschte dabei die Zuschauer. Was dann aber folgte, sorgte für richtig Ärger bei den TV-Konsumenten: Bis nachts um 4 Uhr hatten sich zahlreiche Boxfans wachgehalten, um Abrahams Teamkamerad Karo Murat in Atlantic City gegen Ringlegende Bernard Hopkins im Kampf um die WM zu sehen. Doch mitten im Kampf stieg die ARD aus der Live-Berichterstattung aus. Und das, obwohl "Das Erste" wochenlang für die "lange Boxnacht" geworben hatte.

Murat verlor einstimmig nach Punkten (108:119, 108:119, 110:117). Das Ergebnis mussten die Fans in Deutschland aber dem Internet entnehmen. Ende der fünften Runde um 4.09 Uhr wurde die TV-Leitung nach Amerika gekappt und der amerikanische Action-Streifen "Cannonballs" von 1976 eingespielt. "Den ungeplanten Abbruch der Übertragung bedauern wir sehr und entschuldigen uns bei unseren Zuschauern", hieß es in einer Stellungnahme der ARD-Programmdirektion. "Soweit es sich bis zum jetzigen Zeitpunkt recherchieren lässt, waren Probleme in der Kommunikation die Ursache."

Murats Promoter Kalle Sauerland konnte sich glücklich schätzen, zu Hause auch britisches Fernsehen zu empfangen. Er war nach dem Abraham-Kampf in Oldenburg flugs in sein Auto gestiegen und nach Hamburg gefahren. "So habe ich den ganzen Kampf gesehen. Das Urteil ist in Ordnung, aber Karo hat sich gegen den großen Hopkins hervorragend verkauft", sagte er.

Hopkins war bereits zuvor mit 48 Jahren und neun Monaten der älteste Weltmeister in der Geschichte des Profiboxens. Jetzt ist er auch der älteste Champion, der seinen Titel erfolgreich verteidigt hat. "Ich bin ein Freak", rief der frühere Mittelgewichtsweltmeister der großen Verbände und jetzige Halbschwergewichts-Champion der IBF und lobte den 30-jährigen Murat. "Mit dieser Leistung ist er dicht dran an der Weltspitze." Für Murat, der sich zwei Risse am linken Auge zugezogen hatte, war es die zweite Niederlage im 28. Kampf.

Supermittelgewichtler Abraham, einst gefürchteter K.o.-Schläger, sollte gegen De Carolis einen Leistungssprung nachweisen. Aber er präsentierte sich ohne Explosivität. Der Punktsieg (120:108, 119:109, 119:109) war deutlich, lässt aber für die dritte WM gegen Champion Robert Stieglitz im Januar oder Februar nichts Positives erwarten. "Arthur war nicht motiviert", sagte Sauerland. "Ich hoffe, dass wird gegen Stieglitz anders sein."