Klitschko nimmt Gürtel Nummer vier ins Visier

Oberhausen · Schwergewichts-Weltmeister Wladimir Klitschko blieb auch in seinem 25. Titelkampf ungeschlagen. So wenig Gegenwehr wie diesmal gegen den Australier Alex Leapai hatte er selten zu brechen.

Wie ein Gladiator stand Wladimir Klitschko auf den Seilen in allen vier Ringecken und nahm die Huldigungen der 12 000 Zuschauer entgegen. Der seit über zehn Jahren ungeschlagene Schwergewichts-Weltmeister blickte hinab auf den unbedarften Herausforderer Alex Leapai, der in Klitschkos 25. Titelkampf fast ohne Gegenwehr in Runde fünf K.o. gegangen war. Und er würdigte die Boxer Manuel Charr und Shannon Briggs keines Blickes, die fast den Ring enterten und den strahlenden Sieger pöbelnd um einen Kampf anbettelten.

Der 38 Jahre alte Modellathlet aus der Ukraine ist auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft. "Alle wollen an meine Stelle. Ich bin die Zielscheibe", stellte Wladimir Klitschko nach seiner konzentrierten Kurzvorstellung in der ausverkauften Arena fest. Aber sein Management hat weit Größeres vor, als sich mit möglichen Gegnern aus der zweiten und dritten Reihe zu beschäftigten. Immerhin lockt der ganz große Coup. Der Dreifach-Weltmeister Klitschko kann sich den noch fehlenden vierten WM-Gürtel, den des Verbandes WBC, holen, um endlich 100-Prozent-Champion zu sein.

Am 10. Mai boxen in Las Vegas Bermane Stiverne (Kanada) und Chris Arreola (USA) um den von seinem Bruder Vitali Klitschko niederlegten Titel. Wenn der WBC will, könnte der Sieger aus diesem Duell dann auf Klitschko treffen. "Vierfacher Weltmeister - das wäre der ultimative Traum", sagte der Sieger von Oberhausen. "Ein gigantischer Kampf", sagte Manager Bernd Bönte.

Leapai hatte nicht den Hauch einer Chance. Nach zwei steifen linken Jabs zum Kopf saß der vier Jahre jüngere und 15 Zentimeter kleinere Australier bereits nach zwei Minuten zum ersten Mal auf dem Hosenboden. Danach folgte eine Lehrstunde des Weltmeisters in effektivem Boxen unter totaler Vermeidung, selbst getroffen zu werden. Nach 2:06 Minuten der fünften Runde war nach dem dritten Niederschlag Schluss. "Wladimir ist der Beste und deshalb Weltmeister", befand Leapai ehrlich.

Der sportliche Wert der Veranstaltung - RTL hatte mit 8,6 Millionen Zuschauern in der Spitze weniger als beim letzten Kampf - war überschaubar. Klitschkos 65. Profikampf sollte auch eine politische Dimension haben. Der Kampf sei wichtig für seine Landsleute gewesen, als "emotionale Ablenkung". Auch Bruder Vitali, in der Ukraine als Oppositionspolitiker aktiv, war vor Ort. "Ich wünsche mir, in einem freien europäischen Land zu leben, in dem keiner Angst zu haben braucht", sagte der 43-Jährige, der Spekulationen wegwischte, vielleicht doch noch einmal als Boxprofi zurückzukommen: "Der Kampf um Demokratie in der Ukraine ist viel wichtiger für mich."

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