Kleine lehren die Großen das Fürchten

Buenos Aires. Der Boden neben dem Elfmeterpunkt im "Estadio Ciudad de La Plata" war eigentlich wie gemacht für die Brasilianer. Er war so umgepflügt und aufgeweicht, dass sie perfekt darin hätten versinken können

 Superstar Neymar kann es nicht fassen: Er schied mit Brasilien im Viertelfinale aus. Foto: dpa

Superstar Neymar kann es nicht fassen: Er schied mit Brasilien im Viertelfinale aus. Foto: dpa

Buenos Aires. Der Boden neben dem Elfmeterpunkt im "Estadio Ciudad de La Plata" war eigentlich wie gemacht für die Brasilianer. Er war so umgepflügt und aufgeweicht, dass sie perfekt darin hätten versinken können. Und danach war besonders den vermeintlichen Ballzauberern Elano, Thiago Silva, Andre Santos und Fred zumute - hintereinander versagten sie am Sonntagabend allesamt vom Punkt und sorgten dafür, dass Brasilien mit 0:2 im Elfmeterschießen im Viertelfinale gegen Paraguay aus der "Copa América" ausschied.Kein einziger Treffer in einem Elfmeterschießen für Brasilien - das hatte es noch nie gegeben. Es war ein historischer Moment, eine Sensation. Vor allem aber ein weiterer Beleg dafür, dass die diesjährige Südamerika-Meisterschaft immer mehr zur "Copa Loca", zur verrückten "Copa", wird.

Vor der Blamage rannte Brasilien mit seinen Superstars Neymar, Robinho und Pato 120 Minuten auf das Tor Paraguays an, schaffte es aber selbst bei mehreren hundertprozentigen Chancen einfach nicht, den Ball im Netz des Gegners unter zu bringen. Die völlig entnervten Brasilianer ließen sich in der 103. Spielminute gar auf eine Rudelbildung ein, infolge derer sowohl Brasiliens Lucas als auch Paraguays Antolin Alcaraz mit Rot des Feldes verwiesen wurden.

Sportlich änderte das nichts, nach der Partie befand sogar Paraguays Trainer Gerardo Martino: "Brasilien war heute ganz klar besser als wir. Sie hätten in der regulären Spielzeit gewinnen müssen, aber manchmal gibt es eben derartige Ergebnisse."

Ohne echten Sieg im Halbfinale

Das Kuriose: Nach drei Unentschieden in der Gruppenphase und dem 0:0 nach Verlängerung steht Paraguay nun tatsächlich ohne einen echten Sieg im Halbfinale der Südamerika-Meisterschaft. Aber noch verrückter ist wohl die Tatsache, dass man in der Vorschlussrunde auch noch als Favorit antritt - wenn es so etwas bei der diesjährigen "Copa" überhaupt gibt. Der Gegner ist nämlich die Nummer 69 der Weltrangliste: Venezuela. Dessen Fußball-Nationalmannschaft gehört erstmals in der 95-jährigen Geschichte des Turniers zu den besten vier Mannschaften Südamerikas. Oswaldo Vizcarrondo und Gabriel Alejandro Cichero heißen die neuen Volkshelden, die mit ihren Toren beim 2:1 gegen das favorisierte Chile für den historischen Triumph sorgten und im letzten Viertelfinale der "Copa América" 2011 den endgültigen Beweis lieferten, dass es auch in Südamerika keine Kleinen mehr gibt.Denn bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag verabschiedeten sich in den ersten beiden Viertelfinal-Spielen zwei Favoriten: Gastgeber Argentinien mit seinem Superstar Lionel Messi musste sich im Duell der Rekordsieger (jeweils 14 "Copa"-Titel) Uruguay mit 4:5 nach Elfmeterschießen geschlagen geben. Kolumbien enttäuschte nach einer starken Vorrunde gegen Peru und schied mit 0:2 nach Verlängerung vorzeitig aus.

In der Vorschlussrunde spielen nun die vermeintlich Kleinen unter sich: In der Nacht auf Mittwoch um 2.45 Uhr deutscher Zeit spielt Peru im Halbfinale gegen Uruguay, 24 Stunden später treffen Paraguay und Venezuela aufeinander. Das Finale findet am kommenden Sonntag um 21 Uhr deutscher Zeit statt. dapd

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