Kleine Geschenke, großes Staunen

Baden-Baden

Baden-Baden. Ein Stirnband für Steffi Nerius, ein Seepferdchen auf einer blau-türkisen Badehose für Paul Biedermann: Während ihr souveräner Sieg bei der Wahl zum "Sportler des Jahres" selbst für die beiden bescheidenen und bodenständigen Top-Favoriten keine große Überraschung gewesen sein dürfte, staunten die Speerwerferin und der Schwimm-Star über die kleinen, passenden Geschenke bei der populären Proklamation am Sonntagabend im Kurhaus Baden-Baden. High-Tech-Anzug-Gegner Biedermann musste über das 60er-Jahre-Stück schmunzeln und Steffi Nerius freute sich über das von der dreifachen Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch überreichte neueste Modell ihres Markenzeichens.

Die überaus sympathische Steffi Nerius war von der höchsten deutschen Athleten-Auszeichnung durch die 1404 abstimmenden Sportjournalisten zum Abschluss ihrer beeindruckenden Karriere tief gerührt. "Ich könnte heulen", sagte die 37-Jährige, und gleich danach kullerten Freudentränen.

"Das war das perfekteste, super-geilste Jahr meiner Karriere. Ich habe alles aus meinem Körper herausgeholt", beschrieb sie mit vier Monaten Abstand noch einmal ihre überwältigenden Gefühle nach dem Gold-Wurf bei der Weltmeisterschaft in Berlin. Die Diplom-Sportlehrerin konzentriert sich nun komplett auf ihre Arbeit als Trainerin im Behindertensport bei Bayer 04 Leverkusen, wo sie in dem Bereich schon seit Jahren aktiv ist.

Biedermanns kometenhafte Karriere im Becken ist erstaunlich: Als fünfjähriger Knirps scheiterte der Sachse noch bei der ersten Seepferdchen-Prüfung. Bei der WM in Rom trumpfte der Supermann des Schwimmens ganz groß auf: Beim ersten Titel über 400 Meter Freistil unterbot der Heavy-Metal-Fan zudem den sieben Jahre alten Fabelrekord von Ian Thorpe. Beim zweiten Titel fügte er dem 14-maligen Olympiasieger und 18-fachen Weltmeister Michael Phelps die erste Niederlage auf dessen Spezialstrecke 200 Meter seit fünf Jahren zu. Stark beschäftigt Biedermann, was nach der Rückkehr zur Badehose mit den Bestmarken passiert: "Im Prinzip müsste man bei den Zeiten bis 1995 zurückgehen."

Für Stimmung im Saal sorgte Diskus-Koloss Robert Harting, der Platz drei belegte. "Hier ist es gediegener. Ich werde es lassen", versprach Harting, sein Hemd nicht wie nach seinem WM-Titel in Berlin zu zerreißen. Der WM-Triumph habe ihn nicht verändert. "Ich werde weiter Klopapier kaufen", kündigte er trocken an.

Die vom Erfolg verwöhnten deutschen Fußball-Frauen haben bereits zum zweiten Mal bei der Wahl zur "Mannschaft des Jahres" das Siegerpodest erobert. Nach dem ersten Gewinn der WM 2003 wurde den DFB-Kickerinnen diese Ehre unter Trainerin Tina Theune-Meyer erstmals zuteil, nun durfte sich die Bundestrainer-Nachfolgerin Silvia Neid über die Wahl freuen.

Sportlerin des Jahres

1. Steffi Nerius (Leichtathletik) 3443 Stimmen

2. Britta Steffen (Schwimmen) 2741

3. Maria Riesch (Ski alpin) 1934

4. Kati Wilhelm (Biathlon) 1213

5. Ariane Friedrich (Leichtathletik) 782

6. Inka Grings (Fußball) 669

7. Kathrin Hölzl (Ski alpin) 566

8. Jennifer Oeser (Leichtathletik) 545

9. Jenny Wolf (Eisschnelllauf) 412

10. Britta Heidemann (Fechten) 408

Sportler des Jahres

1. Paul Biedermann (Schwimmen) 3569

2. Sebastian Vettel (Formel 1) 2034

3. Robert Harting (Leichtathletik) 1437

4. Philipp Lahm (Fußball) 691

5. Arthur Abraham (Boxen) 685

6. Thomas Lurz (Schwimmen) 605

7. Martin Schmitt (Skispringen) 540

8. Tobias Angerer (Ski nordisch) 497

9. Martin Kaymer (Golf) 444

10. Raul Spank (Leichtathletik) 364

Mannschaft d. Jahres

1. Fußball-Nationalmannschaft Frauen 2846

2. VfL Wolfsburg (Fußball) 1888

3. Deutschland-Achter (Rudern) 1709

4. Savchenko/Szolkowy (Eiskunstlauf) 1502

5. Brink/Reckermann (Beachvolleyball) 1387

6. Tischtennis-Nationalteam Männer 1295

7. THW Kiel (Handball) 751

8. 4x100 m Frauen-Staffel (Leichtathletik) 529

9. FCR Duisburg (Frauenfußball) 403

10. Eisbären Berlin (Eishockey) 396

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