Klare Ansagen vor dem Start

Frankfurt · Der Deutsche Fußball-Bund steht vor dem Neubeginn. Mit der Wahl von Reinhard Grindel zum Präsidenten wird die Führungsspitze wieder komplettiert. Der neue starke Mann ist auf vielen Baustellen gefordert.

 Reinhard Grindel steht heute im Mittelpunkt: Der 54 Jahre alte Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes soll DFB-Präsident werden. Foto: Dedert/dpa

Reinhard Grindel steht heute im Mittelpunkt: Der 54 Jahre alte Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes soll DFB-Präsident werden. Foto: Dedert/dpa

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Der Polit-Profi ist als Krisenmanager gefragt: Reinhard Grindel soll den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aus dem langen Schatten der WM-Affäre 2006 herausführen und den größten Sportverband der Welt im Zusammenspiel mit dem auf mehr Einfluss pochenden Profi-Lager zukunftssicher aufstellen. Nach seiner Kür zum jüngsten DFB-Präsidenten seit 90 Jahren beim außerordentlichen Bundestag heute im Congress Center Messe Frankfurt verspricht Grindel als Mittler zwischen Amateuren und Profis mehr Transparenz und bessere Kontrolle: "Der DFB ist ein demokratischer Verband und nicht mit der Fifa vergleichbar, wo in einigen Teilen über viele Jahre korruptionsanfällige Strukturen wachsen konnten."

Dennoch kommt auf den 54-Jährigen aus Rotenburg/Wümme viel Arbeit zu. Auf der Agenda ganz oben stehen die Wahrung des Verbandsfriedens, die Schaffung neuer und moderner Strukturen, die weitere Aufarbeitung des WM-Skandals, der Grindels Vorgänger Wolfgang Niersbach das Amt gekostet hatte, und die Bewerbung um die EM 2024.

Letzteres sieht der Bundestags-Abgeordnete, der sein Mandat nach der Wahl niederlegen will, als eine der größten Herausforderungen an. "Der Zuschlag für die EM 2024 ist sicher kein Automatismus. Dass beispielsweise auch aus Skandinavien Interesse signalisiert wird, nehmen wir ernst", betonte Grindel, der zum zwölften Präsidenten in der 116-jährigen DFB-Geschichte gekürt werden wird.

Nicht so problematisch sieht er das Verhältnis zwischen Amateuren und Profis im Verband. Einen Dauerstreit mit den Vertretern des Spitzenfußballs befürchtet Grindel nicht. "Das Verhältnis zur Liga empfinde ich aktuell als ausgesprochen gut", sagte er gestern. Aus dem Berliner Politik-Betrieb kennt Grindel verbale Scharmützel, wie sie sich zuletzt die Interims-DFB-Chefs Reinhard Rauball und Rainer Koch um die Rolle des Profi-Bereichs im DFB lieferten, nur zu gut. Rauball hatte indirekt sogar eine Bestätigung Grindels im Amt auf dem regulären Bundestag im kommenden November an dessen Handeln im Sinne der Profi-Clubs geknüpft. "Ich bin sicher, dass es weiterhin eine vertrauensvolle und enge Zusammenarbeit geben wird", meinte Grindel dazu. Der Grundlagenvertrag zwischen Deutschem Fußball-Bund und Liga-Verband über gegenseitige Zahlungsflüsse läuft im Sommer 2017 aus. In Kürze stehen die Verhandlungen über eine Verlängerung an. "Wir wissen, dass wir nur gemeinsam so stark sind und einander brauchen", betonte Grindel.

Bis zum DFB-Bundestag im November, bei dem Grindel für drei Jahre gewählt werden will, möchte der bisherige DFB-Schatzmeister Voraussetzungen zur Einführung einer DFB-Ethikkommission schaffen. Zumal zentrale Fragen des WM-Skandals noch unbeantwortet sind. Klare Kante zeigt der Jurist bei der Profil-Beschreibung seines Amtes. Ein von Niersbach angestrebtes hauptamtliches Engagement als DFB-Präsident lehnt er ab: "Ich würde aufgrund der Aufgaben und Vergütung aber auch nicht von einem Ehrenamt, sondern von einem Wahlamt sprechen. Es ist ein Unterschied, ob der DFB-Präsident einen Arbeitsvertrag bekommt oder von den Delegierten gewählt wird und auch abgewählt werden kann."

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Auf einen BlickDie Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes seit 1900: 1900 bis 1904: Ferdinand Hueppe; 1904 bis 1905: Friedrich Wilhelm Nohe; 1905 bis 1925: Gottfried Hinze ; 1925 bis 1945: Felix Linnemann ; 1945 bis 1962: Peco Bauwens; 1962 bis 1975: Hermann Gösmann; 1975 bis 1992: Hermann Neuberger; 1992 bis 2001: Egidius Braun ; 2001 bis 2006: Gerhard Mayer-Vorfelder; 2004 bis 2012: Theo Zwanziger (2004 bis 2006 als Doppelspitze mit Mayer-Vorfelder); 2012 bis 2015: Wolfgang Niersbach ; seit 9. November 2015: Rainer Koch und Reinhard Rauball (interimsweise). dpa

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