Tour de France Kittel glaubt nicht an eine Wiederholung von 2017

Berlin · Der deutsche Radprofi gewann bei der Tour des vergangenen Jahres fünf Etappen. 2018 wäre er mit einer schon zufrieden.

 Ein gewohntes Bild aus 2017: Marcel Kittel bejubelt einen Etappensieg bei der Tour. Bis zu seinem Ausstieg gelangen ihm fünf Erfolge.

Ein gewohntes Bild aus 2017: Marcel Kittel bejubelt einen Etappensieg bei der Tour. Bis zu seinem Ausstieg gelangen ihm fünf Erfolge.

Foto: dpa/David Stockman

Marcel Kittel baut keine Luftschlösser. „Die Wiederholung der Erfolge des superkrassen Jahres 2017 sind unrealistisch“, sagt der 30 Jahre alte Radprofi vor Beginn der 105. Tour de France am Samstag auf der Atlantikinsel Noirmoutier bei Nantes. Fünf Tageserfolge konnte der Thüringer bei der Frankreich-Rundfahrt 2017 bis zu seiner Aufgabe auf der 17. Etappe einfahren. 14 Etappensiege stehen in Kittels Vita – so viele wie bei keinem anderen deutschen Radprofi.

Auch in diesem Jahr ist ein Tageserfolg trotz eines mageren Frühjahres mit nur zwei Siegen bei der italienischen Fernfahrt Tirreno-Adriatico das primäre Ziel des neuen Kapitäns von Katusha-Alpecin. „Mein Ziel ist wie in jedem Jahr, eine Etappe zu gewinnen“, erklärt Kittel bescheiden.

Mit einem Sieg bei der Auftakt-Etappe am Samstag über 199 Kilometer von Noirmoutier nach Fontenay winkt dem Tagessieger das erste Gelbe Trikot der diesjährigen Tour. „Ich habe die letzten Kilometer abgefahren. Da ist ein bisschen Pfeffer drin, am Schluss mit vielen Richtungsänderungen und die letzten 200 bis 300 Meter ansteigend“, berichtet der Wahlschweizer Kittel: „Gelb ist drin, aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen“. Gelb zum Auftakt: Das schaffte der Sonnyboy aus Arnstadt schon 2013 und 2014.

In den vergangenen Jahren machten die Sprinter das Sommertheater der Franzosen zur Tour d‘Allemagne. Nicht weniger als 25 Etappensiege konnten Kittel (14) und André Greipel (11) seit 2011 einfahren. Der gebürtige Rostocker vom belgischen Team Lotto Soudal ging im Vorjahr erstmals seit seinem Tour-Debüt vor sieben Jahren leer aus und will sich mit weiteren Erfolgen für einen neuen Vertrag empfehlen. Bei der deutschen Meisterschaft in Einhausen am vergangenen Sonntag, beim Sieg des jungen Pascal Ackermann, musste sich Greipel mit Platz vier, Kittel gar mit Rang zehn zufrieden geben. Zumindest John Degenkolb konnte als einziger Tour-Teilnehmer als Zweiter auf das Podium sprinten. Erstmals seit 2012 wird man bei der „Großen Schleife“ das Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brust­ring vergeblich suchen – Ackermann wurde vom Bora-hansgrohe-Rennstall nicht nominiert.

Vor allem für Kittel und seine deutschen Teamkollegen gab es nach der Generalprobe in Südhessen Redebedarf. „Im Sprint ist irgendwas schief gelaufen – Marcel war nicht an meinem Rad, und ich habe ihn nicht gesehen. Da müssen wir noch einmal drüber sprechen“, meinte Kittels letzter Anfahrer Rick Zabel. In Frankreich sollen der Sohn des einstigen Sprintstars Erik Zabel, Tony Martin und Nils Politt Kittel als Lokomotiven zum erhofften Tagessieg verhelfen.

Seinen ersten Tour-Etappensieg hat auch Degenkolb noch nicht abgeschrieben – auch wenn der Mailand-Sanremo- und Paris-Roubaix-Sieger 2015 seit seinem schweren Trainingsunfall 2016 weiter auf der Suche nach der Topform ist. „Ich versuche, relativ entspannt da ranzugehen. Wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Ich fühle mich frisch und guter Dinge“, sagt der 29 Jahre alte Thüringer, den im Frühjahr eine Schleimbeutel-Verletzung im Knie ausgebremst hatte.

Kittel & Co. müssen sich auf namhafte Konkurrenz einstellen. Nach seinem letztjährigen Tour-Ausschluss giert Weltmeister Peter Sagan nach weiteren Erfolgen auf dem französischen Asphalt. Der Australier Michael Matthews möchte sein Grünes Trikot mit möglichst vielen Tageserfolgen verteidigen. Auch der Niederländer Dylan Groenewegen, der kolumbianische Neuling Fernando Gaviria, der Franzose Arnaud Démare oder der mit 30 Erfolgen noch aktive Tour-Rekord-Etappensieger Mark Cavendish aus Großbritannien gelten als Herausforderer.

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