KSV Köllerbach Kinsinger sieht sich noch nicht in der Weltklasse

Saarbrücken · Die Ringer des KSV Köllerbach bestreiten an diesem Samstag den Hinkampf im Meisterschafts-Finale bei Wacker Burghausen.

 Der Köllerbacher Etienne Kinsinger breitet die Arme aus, um den Adelhausener Ivo Angelov (dahinter) in Schach zu halten.

Der Köllerbacher Etienne Kinsinger breitet die Arme aus, um den Adelhausener Ivo Angelov (dahinter) in Schach zu halten.

Foto: Andreas Schlichter

Mit gerade einmal 1,62 Metern ist Etienne Kinsinger wirklich kein Riese. Auf der Matte ist der 23-jährige Ringer des KSV Köllerbach aber auf dem besten Wege, ein ganz Großer zu werden. Sein Auftritt im Halbfinale um die deutsche Mannschafts-Meisterschaft gegen Adelhausens bislang ungeschlagenen Superstar Ivo Angelov war ganz großer Sport.

Der Saarländer besiegte den Bulgaren am vergangenen Samstag mit 2:0, sammelte reihenweise Lob und Schulterklopfen ein. „Ich sehe das für mich selbst sehr realistisch“, sagt Kinsinger und lacht, „viele haben gesagt, es war Weltklasse. Für mich wäre es Weltklasse gewesen, wenn ich den Drehwurf hinbekommen hätte oder mit der Standtechnik durchgekommen wäre.“

Die Bescheidenheit ehrt ihn, die Weiterentwicklung des vergangenen Jahres kann er damit aber nicht kleinreden. Letzte Saison war Kinsinger von Angelov noch vorgeführt worden. Beim 0:15 hatte der Student nicht die geringste Chance. Damals war Kinsinger zwar gerade erst aus dem Urlaub gekommen, dennoch tat sich ein Klassenunterschied auf, den am Samstag niemand mehr erkennen konnte. Kinsinger war der aktivere, der bessere Ringer. Die tägliche Arbeit auch mit Landestrainer Frank Hartmann trägt Früchte.

„Wir haben Angelov genau analysiert. Er geht immer über den rechten Arm über die Armklammer. Wir haben sehr viel trainiert, wie ich das abwehren kann“, erzählt der Köllerbacher: „Wir wussten, dass er im Bodenkampf sehr stark ist. Und die beste Abwehr dagegen ist einfach, nicht auf den Boden zu müssen. Ich musste ihn also bewegen.“ Es sei für den Kopf sehr wichtig gewesen, dass er mit einem internationalen Spitzenmann nicht nur mitringen, sondern ihn auch besiegen kann. „Jetzt will ich das bei einer internationalen Einzelmeisterschaft wiederholen“, sagt Kinsinger, der diese Woche mit dem Nationalteam in Leipzig zur Leistungsdiagnostik weilte.

Dass Kinsinger gegen Angelov gut aussehen kann, war klar. Dass er ihn besiegt, war eine Überraschung. Der eine damit erzielte Mannschaftspunkt war ein wichtiger in der mitreißenden Aufholjagd. „Ich war nur einer von zehn Bausteinen dieses magischen Abends“, sagt Kinsinger zum 17:7 über Adelhausen, der den Neun-Punkte-Rückstand aus dem Hinkampf wettmachte: „Ich hatte keine Gänsehaut, nachdem ich Angelov geschlagen habe. Ich habe mit jedem Kampf danach mehr gezittert. Ringen ist halt doch eine Mannschaftssportart und nicht nur die Addition der Einzelergebnisse.“

Doch die soll auch am Samstag im Final-Hinkampf bei Wacker Burghausen wieder stimmen, auch wenn Kinsinger nur als Sparringspartner und Fan mit nach Ostbayern reisen wird. Seine Gewichtsklasse bis 66 Kilo wird dort im Freistil gerungen. Gewicht machen, um in 61 Kilo griechisch-römisch anzutreten, wird Kinsinger nicht: „Das hatten einige ja auch vor dem Halbfinale erwartet, aber mir hätte dann die nötige Kraft gefehlt. Die Entscheidung war richtig.“

So müssen in Burghausen andere für Punkte sorgen. Freistiler Gennadij Cudinovic ist dabei in ebenso guter Form wie Greco-Spezialist Timo Badusch. „Burghausen hat einen sehr breiten Kader“, sagt Badusch. Auch Wacker hat im Halbfinale einen Rückstand gedreht – und das beim Top-Favoriten ASV Mainz. Aber auch Köllerbach hat taktische Optionen, und Teamchef Thomas Geid ist für seine überraschenden Einfälle bekannt. Sollte Heiki Nabi (130 Kilo greco) ausfallen, stünden mit Viktor Lörincz und Melonin Noumonvi beispielsweise zwei Kandidaten zur Verfügung mit ganz unterschiedlichen Qualitäten. „Es wird ein Kampf auf Augenhöhe“, sagt Kinsinger: „Man darf sich keine großen Aussetzer erlauben.“

Eine gute Ausgangsposition für den Rückkampf am 27. Januar in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle soll her. Für den „kleinen“ Etienne wäre ein Erfolg der erste Mannschaftstitel bei den Herren, für den großen KSV der erste seit 2009.

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