Fußball Kieler Höhenflug bereitet den Störchen Kopfzerbrechen

Kiel · Sportlich zeigt sich Holstein reif für die Bundesliga. Im Aufstiegsfall müssten aber Probleme wie die Stadionfrage geklärt werden.

 Trainer Markus Anfang hat Holstein Kiel zum Aufstiegsaspiranten geformt. Die Störche kämpfen in der Relegation um den Bundesliga-Aufstieg.

Trainer Markus Anfang hat Holstein Kiel zum Aufstiegsaspiranten geformt. Die Störche kämpfen in der Relegation um den Bundesliga-Aufstieg.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Das Stadion nicht fein genug für die Bundesliga, der neue Trainer nicht in Sicht und mehrere Leistungsträger auf den Einkaufslisten der zahlungskräftigen Konkurrenz: Der überraschende Höhenflug der Kieler Störche sorgt bei den Machern an der Förde neben Erstliga-Träumen auch für reichlich Kopfzerbrechen. Doch das nehmen sie beim Sensations-Dritten der 2. Liga, der bis 2013 noch in der Regionalliga spielte, nur allzu gerne in Kauf.

„Wer in der Relegation ist, möchte die Spiele auch gewinnen“, sagte Sportchef Ralf Becker im NDR Sportclub, nachdem sein Team mit einem 1:1 beim bereits aufgestiegenen Tabellenführer Fortuna Düsseldorf den Einzug in die Aufstiegsspiele gegen den Drittletzten der Fußball-Bundesliga klargemacht hatte. Egal, ob der Gegner in den Duellen am 17. und 21. Mai Hamburger SV, VfL Wolfsburg oder SC Freiburg heißt, Holstein Kiel rechnet sich als Außenseiter etwas aus. „Ich habe keinen Wunschgegner in der Relegation“, sagte Trainer Markus Anfang: „Jeder Bundesligist hat eine große Qualität.“

Die Kieler haben sich unter dem 43-Jährigen in nicht einmal zwei Jahren rasant von einem mittelprächtigen Drittligisten zu einem Bundesliga-Kandidaten entwickelt. Aus einer Handballstadt mit dem THW wurde auch eine Fußballstadt. Und Anfang hat die mit Abstand torgefährlichste Offensive der 2. Liga geformt (65 Treffer), die Topplatzierung ist alles andere als Zufall. Mit dem hohen Tempo seiner Profimannschaft hat der Club allerdings infrastrukturell nicht Schritt halten können. Das Holstein-Stadion mit einer aktuellen Kapazität von 12 000 Zuschauern versprüht viel Charme, genügt aber in mehreren Punkten den strikten Anforderungen der DFL nicht.

„Wir wünschen uns natürlich, im eigenen Stadion zu spielen“, sagte Becker. Aktuell läuft ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung, um auch in der höheren Liga in der vertrauten Atmosphäre spielen zu können. Sollte dieser negativ beschieden werden, müssten die Kieler im Aufstiegsfall bei ihren Heimspielen umziehen. Der HSV teilte bereits mit, dass seine Arena nicht zur Verfügung steht. Weitere Optionen könnten die Spielstätten des FC St. Pauli und von Hansa Rostock sein.

Das Stadion-Thema ist nur ein Problem, das die Kieler im Hintergrund geräuschlos lösen müssen. Genauso wichtig ist es, den passenden Nachfolger für Anfang zu finden, den es zum künftigen Zweitligisten 1. FC Köln zieht. Gerüchte um ein Interesse an Christian Titz vom HSV und Tim Walter von der Reserve von Bayern München kommentieren die Norddeutschen nicht. „Wenn die Runde vorbei ist, werden wir recht schnell das Trainer­thema angehen“, sagte Becker.

Auch etliche Profis des deutschen Meisters von 1912 haben Begehrlichkeiten geweckt. Kapitän Rafael Czichos soll bei Köln hoch im Kurs stehen, Toptorjäger Marvin Ducksch (18 Tore) ist nur bis Saisonende vom FC St. Pauli ausgeliehen. Das Gros des Kaders will Becker aber zusammenhalten. „Falls wir aufsteigen“, sagte der Manager, „hat der Kern der Mannschaft auch verdient, in der Bundesliga zu spielen.“

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