Kiel holt sich den PottMichael Kraus führt Lemgo zum Abschied zum Europapokalsieg

Köln. Mit einer beispiellosen Energieleistung hat der deutsche Meister THW Kiel zum zweiten Mal nach 2007 die Champions League gewonnen. In der WM-Atmosphäre von 2007 siegte der Bundesliga-Zweite gestern im Final-Four-Finale von Köln gegen den FC Barcelona mit 36:34 (17:20)

Köln. Mit einer beispiellosen Energieleistung hat der deutsche Meister THW Kiel zum zweiten Mal nach 2007 die Champions League gewonnen. In der WM-Atmosphäre von 2007 siegte der Bundesliga-Zweite gestern im Final-Four-Finale von Köln gegen den FC Barcelona mit 36:34 (17:20). Nach einem Wechselbad der Gefühle und einem Sechs-Tore-Rückstand ließen sich die Kieler von den 19 374 frenetischen Zuschauern feiern. "Wir haben verdient gewonnen", sagte THW-Trainer Alfred Gislason und stellte fest: "Ich bin unglaublich stolz.""Wir haben einfach verdammt geil gespielt", sagte Filip Jicha, der einmal mehr bester THW-Werfer war. Zudem gewann Jicha (11/2) mit 119 Treffern wie im Vorjahr die Torjägerkrone der Champions League gewann. Der Tscheche warf auch den entscheidenden Treffer zum 36:34. "Ich habe keine Worte. Ich kann nicht verstehen, dass wir das Spiel noch gedreht haben", sagte Dominik Klein. Überschattet wurde der Kieler Jubel durch eine Rangelei mit spanischen Spielern nach Schlusspfiff.Der THW Kiel fand nur schwer ins Spiel. Einen Tag nach dem grandiosen Kraftakt gegen den entthronten Titelverteidiger Ciudad Real lief der deutsche Meister von Beginn an einem Rückstand hinterher. Dabei waren die Katalanen alles andere als überzeugend. Doch wie am Vortag hatte der sonst so sichere Kieler Schlussmann Thierry Omeyer in der ersten Halbzeit nicht gerade seinen glücklichsten Auftritt. Zudem vergaben seine Vorderleute gleich reihenweise tolle Torchancen und waren in der Abwehr nicht leichtfüßig genug, um die willensstarken Spanier zu bremsen. Nach 1:3 (5.) geriet Kiel mit 4:7 (10.) und schließlich sogar mit 10:15 (19.) ins Hintertreffen. Danach nahm Trainer Alfred Gislason eine Auszeit und schwor seine Spieler darauf ein, sich im Angriff nicht in Einzelaktionen aufzureiben. Mit dieser Maßgabe steigerte sich der deutsche Rekordmeister. Vor allem dank des unwiderstehlichen Jicha verkürzten die Norddeutschen auf 15:17 (26.). Wegen der fehlenden Spritzigkeit kamen die Kieler in der Defensive oft zu spät und konnten ihre Gegner nur unfair bremsen. Bis zum 18:23 (38.) kassierte der deutsche Meister sieben Gegentore vom Siebenmeter-Punkt durch Juanin Garcia. Auch hielt die schwache Trefferquote an, und Kiel geriet mit 19:25 (42.) ins Hintertreffen. Dann aber erwachte wieder der Kampfgeist: Angepeitscht von dem frenetischen Publikum stemmte sich der THW gegen die drohende Niederlage, ging mit 30:29 (52.) erstmals in Führung und gab sie nicht mehr ab. dpaSchaffhausen. Ein Dutzend Volltreffer und zum krönenden Abschluss der ersehnte Europacup-Sieg: Kurz vor seinem Abschied beim TBV Lemgo hat ausgerechnet Nationalspieler Michael Kraus den Handball-Bundesligisten zum Triumph im EHF-Pokal geführt. "Das war abgefahren. Wir haben alles in dieses Spiel gelegt und werden jetzt richtig feiern", sagte Kraus. Im Final-Rückspiel bei den Kadetten Schaffhausen aus der Schweiz unterlag Lemgo zwar trotz der zwölf Tore von Kraus mit 28:30 (10:14), doch nach dem 24:18-Hinspielerfolg wanderte der EHF-Pokal nach Ostwestfalen. Für Kraus war es eine besondere Genugtuung. Vier Tage vor dem Triumph am Samstag hatte der 26-Jährige erklärt, dass er den TBV zum Saisonende verlassen wird, obwohl sein Vertrag bis 2012 läuft: "Der TBV hat mir gesagt, dass er nicht mehr mit mir plant." Ein neuer Verein ist noch nicht bekannt, doch spätestens nach seiner Galavorstellung im EHF-Pokalfinale dürfte es an Interessenten nicht mangeln.Als Lemgo trotz des Sechs-Tore-Vorsprungs aus dem Hinspiel zu scheitern drohte, war auf Kraus Verlass. Mit fünf Toren Vorsprung führten die Schweizer vor der Pause, doch mit zehn Toren nach dem Wechsel brachte "Mimi" Lemgo in die Erfolgsspur. "Kraus war überragend", lobte Manager Volker Zerbe. Mit dem dritten Europacup-Sieg nach 1996 und 2006 konnten die Ostwestfalen eine durchwachsene Spielzeit zu einem versöhnlichen Abschluss führen. dpa

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