Weltrekord im Zehnkampf Mayer stößt in neue Dimensionen vor

Talence · Der 26-jährige Franzose stellt einen Fabel-Weltrekord im Zehnkampf auf und wird zum neuen Superstar der Leichtathletik.

 Der sensationellen Leistung folgt ein Urschrei: Der Franzose Kevin Mayer hat den Weltrekord im Zehnkampf zum Saisonabschluss in Talence auf 9126 Punkte hochgeschraubt.

Der sensationellen Leistung folgt ein Urschrei: Der Franzose Kevin Mayer hat den Weltrekord im Zehnkampf zum Saisonabschluss in Talence auf 9126 Punkte hochgeschraubt.

Foto: dpa/@ffathletisme

Nachdem Kevin Mayer mit Wut im Bauch zum Fabel-Weltrekord gestürmt war, klatschte „König Arthur“ Abele begeistert Beifall und fiel dem Triumphator um den Hals: Anderthalb Monate nach seinem EM-Desaster von Berlin hat Frankreichs Zehnkampf-Weltmeister in Talence für einen Paukenschlag gesorgt und mit einem Wettkampf für die Geschichtsbücher die Weltbestmarke auf unglaubliche 9126 Punkte geschraubt.

„Ich kann es nicht glauben! Ich bin so hoch auf Wolke sieben, dass ich einen Sonnenbrand bekomme“, sagte der 26-Jährige, der beim Heimspiel in der südwestfranzösischen Mehrkampf-Hochburg für die Krönung eines denkwürdigen Leichtathletik-Tages sorgte – sieben Stunden zuvor hatte Kenias Marathon-Ass Eliud Kipchoge in Berlin den ersten Weltrekord (2:01:40 Stunden) aufgestellt.

Mayer blieb 81 Punkte über der alten Bestmarke des US-Amerikaners Ashton Eaton aus dem Jahr 2015 (9045) – es war der größte Sprung in der Weltrekord-Entwicklung seit 49 Jahren. „Das ist eine beeindruckende Demonstration. Ich freue mich für Kevin und die Zukunft des Zehnkampfs“, sagte Eaton.

Nach Eaton und dem tschechischen Ex-Weltrekordler Roman Sebrle (9026) ist Mayer der dritte Zehnkämpfer, der die magische 9000-Punkte-Marke knackte. Seine persönliche Bestmarke von den Olympischen Spielen 2016 in Rio (8834) pulverisierte er regelrecht. „Wahnsinn! Der Hammer! Respekt und Bewunderung. Was er da für ein Ding rausgehauen hat – das ist eine andere Welt. Kevin verkörpert diese neue Generation: Er ist drahtig, schnellkräftig und unglaublich bewegungsorientiert“, sagte Zehnkampf-Ikone Jürgen Hingsen. Der 60-Jährige hielt bis 1984 als bis dato letzter Deutscher den Weltrekord. Hingsens 8832 Punkte sind sogar 34 Jahre später noch deutscher Rekord.

Mayer – der neue Superstar der Leichtathletik. Was alleine schon seine Dominanz verdeutlichte: Nach neun Disziplinen hatte er in Talence mit 8421 fast so viele Punkte auf dem Konto wie Europameister Abele am Ende des EM-Zehnkampfes. Mayer, dessen 5,45 Meter im Stabhochsprung herausragten, hätten im abschließenden 1500-Meter-Lauf gemächliche 4:49 Minuten gereicht für den Weltrekord – er lief zwölf Sekunden schneller.

Mayers Coup kam mit Ansage, und er hätte eigentlich schon bei den Europameisterschaften kommen müssen. Im Berliner Olympiastadion war Mayer als haushoher Favorit und in herausragender Form angereist, nach drei ungültigen Versuchen im Weitsprung aber ausgeschieden. Fassungs- wie tatenlos musste der Franzose mit ansehen, wie der Ulmer Abele zu einem rauschenden Heimsieg marschierte.

Erstmals seit 26 Jahren gehört der Weltrekord unter den Königen der Athleten nun keinem Zehnkämpfer aus Tschechien oder den USA. 1992 hatte ebenfalls in Talence der Amerikaner Dan O’Brien mit 8891 Punkten die Bestmarke der britischen Ikone Daley Thompson (8848) geknackt. Danach sicherten sich die Tschechen Tomas Dvorak (8994 im Jahr 1999) und Sebrle (9026 in 2001) den Weltrekord, ehe die Herrschaft Eatons (9039 in 2013 und 9045 in 2015) begann.

Europameister Abele kam in Talence mit 8310 Punkten auf Platz zwei und sicherte sich nach seinen Siegen in Ratingen sowie bei der EM den Gesamtsieg in der Combined Events Challenge. Der 32-Jährige kassierte dafür 30 000 Dollar Preisgeld und war dennoch nur ein ganz kleines Licht an diesem großen Wochenende.

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