Keine Zeit für Sentimentalitäten

Hamburg · Acht Teams zittern, eines könnte es an diesem Wochenende bereits erwischen: In der nächsten Runde im Abstiegskampf der Bundesliga können erste Fakten geschaffen werden.

Christian Mathenia hat keine Zeit für Sentimentalitäten. Das Schicksal seines Ex-Clubs Darmstadt 98 ist ihm ziemlich egal. Im erbitterten Kampf um den Klassenverbleib denkt der Schlussmann einzig und allein an den Hamburger SV. Mit einem Sieg können sich die Hamburger im Tabellenkeller Luft verschaffen - und den Abstieg der "Lilien" auch rechnerisch besiegeln.

"Das einzige, was zählt, ist mein jetziger Club", sagt Mathenia vor dem Heimspiel der Hamburger gegen das abgeschlagene Schlusslicht an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky): "Ich will einfach unbedingt die drei Punkte holen. Da interessiert es mich eigentlich nicht, dass es mein Ex-Club ist und die dann in die 2. Liga absteigen."

Mathenia ist im Tunnel. Während Darmstadts Gang in die 2. Liga seit Wochen vorgezeichnet ist, könnte für den HSV-Torwart und sein neues Team im Saison-Endspurt jeder Punkt entscheidend sein. "Es wird ein totaler Kampf, den wir annehmen müssen", sagt Mathenia. Der Ersatzmann von René Adler ist Experte in Sachen Klassenverbleib, war 2016 noch einer der 98-Garanten für den sensationellen Ligaverbleib.

Dem HSV winkt am Wochenende vor eigenem Publikum der große Befreiungsschlag. Während Mainz (beim FC Bayern), Augsburg (in Frankfurt) und Wolfsburg (in Berlin) vor hohen Hürden stehen, könnte sich das Team von Trainer Markus Gisdol mit einem weiteren Heimsieg von der Abstiegszone absetzen. "Es wird kein einfaches Spiel. Darmstadt hat sich deutlich entwickelt im Vergleich zur Vorrunde und verdient Respekt. Sie wehren sich mit Händen und Füßen", sagt Gisdol.

Vom Papier her dürfte für den aktuell so heimstarken HSV eigentlich nichts anbrennen. Neun Mal blieben die Norddeutschen im Volkspark zuletzt unbesiegt und holten dabei sieben Dreier. Darmstadt hingegen ist in der Fremde noch gänzlich ohne Punkt und verlor alle seine 14 bisherigen Auswärtsspiele. "Das kann auch eine Belastung für das Heimteam sein, weil jeder einen Sieg erwartet", warnt Gisdol.

An seine letzten Heimspiele (sieben Punkte aus drei Spielen) will auch der FC Ingolstadt anknüpfen. Ein Sieg gegen Werder Bremen, mit 23 von zuletzt 27 möglichen Punkten das Team der Stunde, ist angesichts der prekären Situation als Tabellenvorletzter (28 Punkte) und dem Rückstand von vier Zählern auf den Relegationsplatz fast schon Pflicht. "Bremen wird für uns wie ein Finale", sagt Mittelfeldspieler Almog Cohen. "Wir wissen um die beeindruckende Serie von Bremen", sagt FCI-Trainer Maik Walpurgis, der ohne seine gesperrten Defensivkräfte Markus Suttner, Romain Brégerie und Kapitän Marvin Matip kräftig umbauen muss: "Trotzdem wollen wir den nächsten Heimsieg einfahren."

Mit argen Personalsorgen hat auch der FC Augsburg zu kämpfen. Doch auch ohne die verletzten Ja-Cheol Koo, Jan Morávek, Raúl Bobadilla und Caiuby sowie die gesperrten Alfred Finnbogason und Dominik Kohr wollen die Augsburger bei Eintracht Frankfurt punkten und den Relegationsplatz nach einem Monat erstmals wieder verlassen. Das 2:1 gegen Köln "hat uns gut getan", sagt Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh: "Siege sind die beste Medizin und geben viel Selbstvertrauen."

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