„Keine Verabschiedung, keine Blumen, kein Danke, nix“

Elversberg · Nach einem Monat im Amt ist Sportvorstand Roland Seitz bei den Anhängern des Drittliga-Absteigers SV Elversberg unten durch. Der Saison-Abschluss am Mittwochabend entwickelte sich zu einem Desaster.

 Die Fans der SV Elversberg richteten am Mittwochabend beim Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach eine klare Botschaft an ihren Sportvorstand Roland Seitz. Foto: Wieck

Die Fans der SV Elversberg richteten am Mittwochabend beim Freundschaftsspiel gegen Borussia Mönchengladbach eine klare Botschaft an ihren Sportvorstand Roland Seitz. Foto: Wieck

Foto: Wieck

Die Saison-Abschlussparty der SV Elversberg war am Mittwochabend gegen 20.30 Uhr in vollem Gange. Vor ein paar Hundert Fans spielten die "Büddenbacher" in einem Festzelt hinter dem Stadion an der Kaiserlinde Stimmungsmusik. Die Spieler der SVE waren nach der 1:4-Niederlage gegen Bundesligist Borussia Mönchengladbach nur noch vereinzelt da.

"Da kommt er!", rief plötzlich ein Fan aus der Menge. Gemeint war Roland Seitz, Sportvorstand der SV Elversberg, der aus dem Vip-Raum kam und sich den Weg an den Fans vorbei Richtung Parkplatz bahnen wollte. Seitz hatte am Dienstag Felix Luz, dem Publikumsliebling und mit elf Toren besten Torschützen der SVE, mitgeteilt, dass er die SVE verlassen kann, da nicht mehr mit ihm geplant werde. "Kommt, wir machen eine Mauer", rief ein weiterer Fan, um Seitz nicht durchzulassen. Es folgten übelste Beschimpfungen Richtung Sportvorstand. "Verschwinde wieder nach Trier und lass uns in Ruhe", rief eine Frau. Weitere Kraftausdrücke fielen. Seitz umging die Fan-Mauer und verschwand.

Beim Versuch, eine Aussage von Seitz zum Luz-Rauswurf zu bekommen, lächelte der 49-Jährige nur und sagte: "Ich bitte Sie." Zuvor hatte Seitz bereits dem Saarländischen Rundfunk ein Interview verweigert und kam einfach nicht aus seiner Kabine heraus. Weder Seitz noch andere Verantwortliche der SVE wollten etwas zur Luz-Geschichte sagen.

Luz erzielte das einzige Elversberger Tor gegen Gladbach, wurde zur Halbzeit ausgewechselt und hatte danach ein Vier-Augen-Gespräch mit Präsident Dominik Holzer. Nach SZ-Informationen hatte außer Seitz keiner im Verein vom Luz-Rauswurf gewusst. Holzer hatte vor Wochen erklärt, dass der Sportvorstand alle Kompetenzen habe und auch über ein eigenes Budget verfüge.

Nach dem Spiel kam zum Luz-Holzer-Gespräch noch Seitz hinzu. Wie das Gespräch genau verlief, ist nicht bekannt. Luz, der noch einen Vertrag bis Juni 2015 hat, bestätigte danach allerdings, dass er gehen soll. "Ich kann es nicht fassen. Ich habe alles für den Verein gegeben, in jedem Spiel", sagte Luz am Mittwochabend und schüttelte mit Tränen in den Augen den Kopf.

Nach und nach verabschiedeten sich die Spieler in den Urlaub. Mit wie vielen von ihnen Seitz überhaupt plant, ist nicht klar - weder Verein noch Sportvorstand äußerten sich zu irgendeinem Thema. " Uns hat keiner gesagt, wer wiederkommen soll oder wann es wieder losgeht", sagte Kapitän Marc Groß. Torhüter Kenneth Kronholm hatte nur einen Vertrag für die 3. Liga, nicht für die Regionalliga. "Ich bin nicht unglücklich hier und habe gehört, dass ich bleiben soll. Aber es hat noch keiner mit mir geredet", sagte Kronholm. Mittelfeldspieler Milad Salem, der letzte Saison fünf Tore erzielte und acht vorbereitete, wurde gestern vom VfL Osnabrück als Neuzugang vorgestellt. Der Vertrag von Angelo Vaccaro läuft aus. "Es gibt viele, die zwei Jahre gekämpft haben und den Verein in die 3. Liga geführt haben. Es gab keine Verabschiedung, keine Blumen, kein Danke, nix", sagte Vaccaro. Außenverteidiger Sebastian Wolf zog derweil mit seinem Trolli und starrem Blick Richtung Parkplatz. Er hob die Hand, grüßte die Fans ein letztes Mal, winkte dem Stadion und verschwand.

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