Keine Starthilfe, keine Anweisungen

Spa · Mit dem Belgien-Grand-Prix an diesem Sonntag endet die Formel-1-Sommerpause. Für die Fahrer beginnt eine neue Herausforderung. Die Startprozedur müssen sie selbst ausführen. Anfahrhilfen und Fahrtipps von den Ingenieuren sind verboten.

Die Formel 1 kehrt nach einer dreiwöchigen Sommerpause zurück. Die belgische Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps, kurz Spa genannt, ist die Bühne. Die Akkus der Piloten für den elften von 19 WM-Saisonläufen sind neu aufgeladen. Einen Teil ihrer Energie werden sie am Sonntag schon vor dem Rennen aufbringen müssen. Am Start zu den 44 Runden auf der letzten freien "Wildbahn" mit der berühmt-berüchtigten Schleuder-Senke Eau Rouge erwartet die Piloten die Premiere einer neuen Prozedur. Die Verantwortung für das Lospreschen liegt dann einzig und allein in ihrer Hand. Der Fahrer soll auch in Zukunft wieder die entscheidende Rolle spielen.

Starts unvorhersehbar

Kupplungsschleifpunkt, Kupplungsdruckpunkt, Kupplungseinstellung sind dabei die strapazierten Wörter. Kurz zur Technik: Der Kupplungsdruckpunkt darf nach dem ersten Verlassen der Boxengasse am Renntag nicht mehr verändert werden, und die automatische Suche nach der perfekten Einstellung ist nicht mehr erlaubt. Außerdem wird die Kommunikation zwischen Fahrer und Kommandostand an der Box in Bezug auf die Startprozedur untersagt. Der Schleifpunkt für die Kupplung darf erst nach dem Start manuell vom Fahrer verändert werden. So sehen es die neuen Richtlinien vor. Ziel: Die Starts sollen unvorhersehbarer werden und damit für mehr Spannung sorgen.

"Das ist das erste Mal, dass wir die Technik zum Wohle der Unterhaltung zurückfahren. Es soll nicht mehr so aussehen, als würde alles von der Box ferngesteuert", begrüßt Mercedes-Sportchef Toto Wolff gegenüber dem Fachmagazin "Autosport" die Neuerungen. Der vollständige Verzicht auf Hilfestellung durch das Team und das Verbot, die Einstellung der Kupplung anzupassen, gibt dem Österreicher dennoch zu denken. "Die Starts dürfen nicht zu einer Art Lotterie werden, bei der nur der Zufall darüber entscheidet, wer gut und wer schlecht wegkommt. Was keiner von uns will, sind Starts, die völlig unberechenbar sind und die Qualifikation entwerten" sagt Wolff. Sollte dieser Fall eintreten, fordert der Sportchef von "allen Beteiligten Flexibilität, die Regeln gegebenenfalls noch einmal anzupassen".

Bislang gaben die Ingenieure ihren Fahrern die nötigen Einstellungen über Funk durch und versorgten sie mit ihren Anweisungen bis ins Detail. "Aber jetzt komplett auf uns gestellt zu sein, ist eine große Veränderung. Es wird eine Herausforderung werden", lässt Mercedes-Pilot Nico Rosberg verlauten. Die Neuregelung sieht der WM-Zweite dennoch positiv. Er glaubt, mit der neuen Variante seinen Teamkollegen Lewis Hamilton schon beim Losfahren bezwingen zu können. "Bis jetzt war das schwieriger, weil der Start nicht wirklich in der Hand des Fahrers lag", sagt der Wiesbadener.

Hamilton verpatzt letzte Starts

Mercedes-Chefaufseher Niki Lauda fasste auf seine eigene Art ganz trocken gegenüber RTL die Änderungen zusammen: "Der Fahrer muss jetzt das auswendig machen, was ihm normalerweise gesagt wird." Die Starts bei den letzten beiden Rennen gingen für seinen Star-Piloten Hamilton von der Pole Position (erster Startplatz) gründlich daneben. In Silverstone flog ihm Williams-Fahrer Felipe Massa um die Ohren, auf dem Hungaroring bei Budapest schluckten beide Ferrari-Piloten und Rosberg den Weltmeister. Und das noch zu Zeiten der Anweisungen und Funksprüche von der Boxenmauer. Es ist also für Spannung gesorgt.

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