Keine Freibriefe, aber viel Gesprächsbedarf

Gegen Spanien zeigte Ihre Mannschaft die bisher schlechteste Turnierleistung. Was ist Ihrer Meinung nach passiert?Heiner Brand: Uns wurden ganz klar unsere Grenzen aufgezeigt. Es gab sehr viele individuelle Mängel, die sich zu einer sehr schwachen Leistung summierten. Die Motivation war nicht so groß

Gegen Spanien zeigte Ihre Mannschaft die bisher schlechteste Turnierleistung. Was ist Ihrer Meinung nach passiert?

Heiner Brand: Uns wurden ganz klar unsere Grenzen aufgezeigt. Es gab sehr viele individuelle Mängel, die sich zu einer sehr schwachen Leistung summierten. Die Motivation war nicht so groß.

Welche Lehren ziehen Sie speziell aus diesem Spiel?

Brand: Dass es noch viel zu tun gibt. Wir wollen die EM nun mit Anstand und einem Sieg gegen Tschechien beenden.

Ein Spiel steht noch aus, aber können Sie schon ein EM-Fazit ziehen?

Brand: Diese EM war für viele junge Spieler eine ganz neue Erfahrung, da es das erste internationale Turnier für sie war. Somit war die EM eine sehr lehrreiche Sache. Ich bin optimistisch, dass wir die vielen Fehler mittelfristig in den Griff bekommen. Die Top-Nationen sind uns derzeit noch weit voraus, aber wir planen ja bis London 2012.

Das heißt, Ihre Erwartungen wurde nicht erfüllt?

Brand: Nein, auf keinen Fall. Ich war von vorneherein nicht so optimistisch, aber ich hatte eine konstantere Leistung erwartet. Wir haben vor der EM, beim Supercup und der EM-Qualifikation, besser gespielt als hier in Österreich - mit höherer spielerischer Qualität und mehr Tempo. Dennoch macht mir die Arbeit mit der Mannschaft sehr großen Spaß, weil die Spieler sehr lernwillig sind.

Wird sich der Kader nach der EM nochmals ändern?

Brand: Niemand erhält einen lebenslangen Freibrief. Ich werde in Einzelgesprächen die Fehler analysieren und dann werde ich mich mit dem Kader befassen. Ich werde noch einige Alternativen testen, sofern es noch Alternativen gibt, und will den Konkurrenzdruck im Hinblick auf die WM und die nächste EM erhöhen.

Gab es für Sie positive Überraschungen in Ihrem Team?

Brand: Einige junge Spieler haben sich bei ihrem ersten Turnier gut präsentiert. Positiv überrascht hat mich Spielmacher Michael Haaß, der ein sehr solides Turnier gespielt hat.

Einige Ihrer Spieler haben vor der EM die Hoffnung auf eine Medaille geäußert. Was sagen Sie denen nun?

Brand: Wenn Spieler eine Medaillenhoffnung geäußert haben, beruht dies auf einer Fehleinschätzung. Sie sollen künftig besser überlegen, bevor sie so etwas sagen. Ich werde mit ihnen sprechen, dass sie künftig zurückhaltender sein sollen. Personelle Konsequenzen werden solche Aussagen nicht nach sich ziehen.

Wie bewerten Sie die bisherigen Resultate der EM generell?

Brand: Alle Teams sind noch weiter zusammengerückt. Die "Kleinen", die es nicht mehr gibt, haben sich gesteigert, den Spielern der Topnationen merkt man die große Belastung an, sie wirken müde. Was uns im Vergleich zu den "Großen" betrifft: Der Abstand ist vorhanden, aber nicht so groß, dass man es nicht aufholen könnte.

Hintergrund

Polen und Frankreich sowie Kroatien und Island haben beste Aussichten auf den Einzug ins EM-Halbfinale. Polen zitterte sich am Dienstag zu einem 35:34 (18:19) gegen Tschechien und spielt heute um den Sieg in Hauptrundengruppe II gegen Frankreich, das mit 37:28 (17:18) gegen Slowenien gewann. Chancen auf die Medaillenrunde hat auch noch Spanien.

In Gruppe I hat Kroatien die Tabellenführung durch einen 26:23 (11:10)-Erfolg gegen Österreich behauptet. Dahinter folgt Island, das Russland mit 38:30 (19:10) schlug. Hoffnungen auf das Halbfinale kann sich auch Dänemark machen, das mit 24:23 (11:15) gegen Norwegen gewann. dpa

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