„Kein Trainerproblem“

Leipzig · Nach dem EM-Aus der deutschen Handballer werden die Folgeschäden sichtbar. Trotzdem erhielt Bundestrainer Martin Heuberger gestern volle Rückendeckung vom Handball-Bund und dem Ligaverband.

Das historische EM-Aus der deutschen Handballer erweist sich schon einen Tag nach dem Scheitern als Kollateralschaden. Nur für Martin Heuberger gab es gestern gute Nachrichten. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) hat dem Bundestrainer trotz das Vertrauen ausgesprochen. "Das DHB-Präsidium sieht in keiner Weise ein Trainerproblem und ist weiter von der Arbeit des Bundestrainers überzeugt. Wir stehen zu unserer im Sommer 2011 getroffenen Personalentscheidung. Dies stellen wir unabhängig vom Ende September bevorstehenden Bundestag fest", heißt es in einer Erklärung des Verbandes.

Heuberger, der noch einen Vertrag bis Juni 2014 besitzt, war nach dem Scheitern in der Qualifikation in die Kritik geraten. Zumal die Handballer im vergangenen Jahr schon die Teilnahme an den Olympischen Spielen verpasst hatten.

Beim Bundestag im September in Düsseldorf werden sich DHB-Präsident Ulrich Strombach und Vize Horst Bredemeier nicht mehr zur Wahl stellen. Als Nachfolger stehen Bernhard Bauer (Präsident) und Bob Hanning (Vize) bereit. Der DHB rief nach dem historischen Debakel zu mehr Geschlossenheit auf: "Wir appellieren eindringlich an alle Akteure im deutschen Handball, die aktuelle sportliche Situation zum Anlass zu nehmen, in Zukunft konstruktiv zusammenzuarbeiten und Mängel zu beseitigen. Wir brauchen für eine erfolgreiche Nationalmannschaft eine höhere Bereitschaft zur Eingliederung unserer Top-Talente. Dies ist unabdingbar."

Eine weitere positive Nachricht für Heuberger: Die Bundesliga hält ihm weiter die zugesagte Zeit für Maßnahmen der Nationalmannschaft frei. Die wird der Schutterwälder auch dringend benötigen. Denn dem als Kräftemessen auf hohem Niveau vom 1. bis 3. November geplanten Supercup droht die Absage. Statt der Vergleiche mit den Top-Gegnern Schweden, Polen und Ägypten in Bremen und Hamburg steht jetzt der Auftakt in der Vorqualifikation für die WM 2015 in Katar an. Aufgrund dieser neuen Konstellation muss die Bundesliga ihren Spielplan verändern. Doch grundsätzlich bleibt es dabei: Die Nationalmannschaft bekommt die Freiräume. "Der Spielplan steht", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL.

Heubergers Wunsch nach einer freiwilligen Selbstbeschränkung der Clubs zugunsten junger deutscher Spieler sieht Bohmann jedoch skeptisch. "Ich schätze das als schwierig ein. Eine Beschränkung hätte Vor- und Nachteile", sagte der Geschäftsführer. Dennoch werde auf der Mitgliederversammlung der Vereine im kommenden Monat auch dieses Thema eine Rolle spielen.

Der über das zerbeulte Image hinaus gehende Schaden ist national wie international beträchtlich, weil die Aufmerksamkeit sinkt. "Die großen Meisterschaften sind immer auch ein Medien-Leuchtturm. Das fällt jetzt weg", sagte Bohmann. Auch die Clubs würden die Folgen zu spüren bekommen: "Wir reden seit Jahren davon, dass die Nationalmannschaft unsere Lokomotive ist. Die ist ins Stocken geraten. Das wird uns aufhalten."

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