Kein Tag ohne Ärger Mit oder ohne Sturm? Spanien verrät nichts, Trapattoni glaubt an Chance für Irland

Krakau. Die Italiener lassen derzeit wirklich keine Gelegenheit aus. Nicht so sehr auf dem Platz, aber daneben. Vor dem EM-Spiel heute in Posen gegen Kroatien (18 Uhr) sorgte Stürmer Antonio Cassano mit Aussagen über mögliche homosexuelle Mitspieler in Italiens Fußball-Team für Wirbel

Krakau. Die Italiener lassen derzeit wirklich keine Gelegenheit aus. Nicht so sehr auf dem Platz, aber daneben. Vor dem EM-Spiel heute in Posen gegen Kroatien (18 Uhr) sorgte Stürmer Antonio Cassano mit Aussagen über mögliche homosexuelle Mitspieler in Italiens Fußball-Team für Wirbel. Der Stürmer, der sich einst rühmte, 700 Frauen beglückt zu haben, hatte auf die Frage eines Journalisten zu Gerüchten über homosexuelle Spieler im italienischen Team geantwortet: "Ich hoffe nicht." Anschließend bat er den Dolmetscher, diese Antwort nicht zu übersetzen.Der italienische TV-Moderator Alessandro Cecchi Paone hatte zuvor behauptet, dass zwei Homosexuelle und ein Bisexueller in der Nationalmannschaft stünden. Die Empörung in Italien ist groß. "La Repubblica" schrieb: "Traurige Show von Cassano. Zum kompletten Bild der Tristesse fehlten nur noch Witze über Seife und Dusche."

Bei den Italienern hat man aber nicht den Eindruck, als würden die Nebenschauplätze Einfluss auf die Leistung haben. Die Manipulationsskandale vor der WM 2006 und vor der EM - nimmt man das Spiel gegen Spanien als Maßstab - jedenfalls lassen diesen Schluss zu.

Als "Schlüsselspiel", bezeichnete Trainer Cesare Prandelli die Partie gegen die Kroaten. Sportlich im Mittelpunkt steht Mario Balotelli. Hatte man vor dem Turnier darüber spekuliert, ob der 21 Jahre alte Angreifer den Durchbruch zum Weltstar schafft, so ist vor dem zweiten Spiel nicht mal sicher, ob er in der Anfangsformation steht. Auslöser war die vergeigte Riesenchance gegen Spanien, als Balotelli allein vor Torhüter Iker Casillas auftauchte und sich den Ball abluchsen ließ. "Mario muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen", hatte Prandelli vor der Partie mehrfach gesagt. In Verbindung mit der Feststellung, "er hätte auf Cassano spielen müssen", ist das von einem Trainer, der sich stets schützend vor seine Spieler stellt, ein Rüffel. Gut möglich, dass Antonio Di Natale in die Startformation rückt. Der 34-Jährige war für Balotelli gekommen und hatte mit seiner ersten Chance das 1:0 erzielt.

Gegner Kroatien geht mit viel Zuversicht in die Begegnung - zumal das Land seit seiner Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahr 1991 noch nicht einmal gegen die Italiener verloren hat. "Ich schere mich eigentlich nicht um solche Statistiken. Aber es ist schön zu wissen, dass wir noch nicht gegen Italien verloren haben", sagt Nationaltrainer Slaven Bilic. Er hat im Gegensatz zu Italien im Angriff die geringsten Probleme. Mario Mandzukic und Nikica Jelavic harmonierten glänzend beim 3:1 gegen Irland und dürften auch gegen Italien in der Startformation stehen. dapd

Gniewino. Ganz Fußball-Spanien zerbricht sich den Kopf, wie Vicente del Bosque sein brisantes Personalproblem im Sturm für das Schlüsselspiel gegen Irland heute Abend um 20.45 Uhr löst. Mit klassischer Nummer "9" oder doch wieder ohne echten Stürmer? Den Trainer des EM-Titelverteidigers lassen die öffentlichen Diskussionen kalt: "Ich entscheide danach, was am besten für Spanien ist", sagte del Bosque.

Egal, welche Taktik er letztlich wählt - ein Sieg muss auf jeden Fall her. Patzt der Europameister im zweiten Gruppenspiel gegen den Außenseiter, droht in der Vorrunde ein klägliches Scheitern - und dem Weltmeister-Trainer ein peinlicher Spießrutenlauf. "Ich weiß, dass wir uns steigern müssen", räumte del Bosque ein. Mängel wie beim 1:1 gegen Italien darf sich der Favorit nicht leisten.

Irlands Trainer Giovanni Trapattoni rechnet mit einem Stürmer: "Vielleicht Fernando Torres." Del Bosque reagierte unbeeindruckt: "Es ist egal, ob er das denkt." Schlitzohr Trapattoni setzt ein bisschen darauf, dass dieser ganze Hick-Hack Spanien stören könnte. Der Altmeister sieht sein Team als Außenseiter, aber nicht chancenlos. "Sie sind Weltmeister und haben jede Menge Real- und Barcelona-Spieler. Denen fehlt nur noch Messi", strich "Trap" die Klasse des Kontrahenten heraus: "Aber ich erinnere an das Champions-League-Finale zwischen Bayern und Chelsea. Man soll nie sagen, dass es schon gelaufen ist." dpa

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