Kein Kuhhandel mit den Kroaten

Gniewino. Ein abgekartetes 2:2 - und beide stünden im Viertelfinale. Aber ein Kuhhandel mit Kroatien ist für Spanien völlig abwegig. "Wer denkt sich sowas aus?", fragte Spaniens Spielmacher Xavi vor dem über das EM-Weiterkommen entscheidenden Fußballspiel in der Gruppe C konsterniert: "Das ist kompletter Schwachsinn

Gniewino. Ein abgekartetes 2:2 - und beide stünden im Viertelfinale. Aber ein Kuhhandel mit Kroatien ist für Spanien völlig abwegig. "Wer denkt sich sowas aus?", fragte Spaniens Spielmacher Xavi vor dem über das EM-Weiterkommen entscheidenden Fußballspiel in der Gruppe C konsterniert: "Das ist kompletter Schwachsinn." Verteidiger Raúl Albiol bezeichnete die von italienischen Medien lancierten Absprache-Möglichkeiten als "Dummheit" und "lächerlich". "Wir sind Sportler. Kroatien und wir wollen gewinnen", hatte Vicente del Bosque bereits unmittelbar nach dem Aufkommen der Spekulationen versichert, es gebe keinen Pakt gegen die Italiener. Der honorige Trainer des Fußball-Europameisters betonte befremdet: "Die Frage nach einem 2:2 stellt sich für uns nicht. Wir wollen gewinnen, sonst nichts."Im Fall eines 2:2 oder eines noch höheren Remis zwischen Spanien und Kroatien kämen sofort Erinnerungen an die EM 2004 oder die "Schande von Gijón" auf. Vor acht Jahren hatten sich Dänemark und Schweden schiedlich-friedlich 2:2 getrennt - und Italien musste heimreisen. Bei der WM 1982 in Spanien verständigten sich Deutschland und Österreich auf ein schmutziges 1:0 - und die Algerier waren draußen.

Sollten sich Spanien und Kroatien heute (20.45 Uhr/ZDF) in der Arena Danzig 2:2 trennen, würde Italien in der Parallel-Partie gegen die bereits ausgeschiedenen Iren auch ein Kantersieg nichts nützen. Laut Reglement zählt bei Punktgleichheit mehrerer Teams erst der direkte Vergleich. Da Italien jeweils 1:1 gegen die "Selección" und die "Vatreni" gespielt hatte, würden sie weniger Tore als die beiden anderen aufweisen.

Für die stets offensiv ausgerichteten Spanier sind solche Spielchen indes undenkbar. "Wir können nur angreifen. Auf ein Remis spielen ist nicht unser Ding", sagte Xavi. Wie siegessicher und selbstbewusst Spanien dieses Spiel angeht, zeigt ihr teaminterner EM-Tipp: Schon vor Turnierbeginn sagten alle Akteure die Ergebnisse aller Partien vorher. Stürmer Alvaro Negredo legte sich für heute auf ein 2:0 fest. Raúl Albiol konnte sich nicht genau erinnern. "Ich glaube 1:0", sagte der Innenverteidiger.

Die Kroaten ignorierten die Absprache-Vorwürfe schlichtweg und konzentrierten sich aufs Sportliche. Ihnen winkt die dritte EM-Viertelfinal-Teilnahme. Trainer Slaven Bilic tönte: "Niemand ist fokussierter als wir. Psychisch sind wir sehr stark, aber wir haben auch viel Kraft." Für den Ex-Profi des Karlsruher SC würde das Weiterkommen auch persönlich einen großen Erfolg bedeuten: Seine Amtszeit endet nach dem Turnier, und er wechselt zu Lokomotive Moskau.

Kroaten hoffen auf Irland

Mit mehr als einem Auge blicken die "Feurigen" nach Posen. Bilic setzt große Hoffnung in die "stolze Nation" Irland: "Sie werden alles tun, um nicht ohne einen Punkt nach Hause zu fahren. Ich würde nicht mit den Italienern tauschen wollen, die unbedingt siegen müssen." Regisseur Luka Modric ist derweil überzeugt, dass Kroatien keine Schützenhilfe benötigt: "Ich bin ziemlich sicher, dass wir ins Viertelfinale kommen. Wir sind das bestvorbereitete Team dieser EM."

Vieles spricht dafür, dass Bilic zum dritten Mal hintereinander derselben Startelf mit fünf Bundesliga-Profis vertraut. Nikica Jelavics Einsatz ist wegen einer Grippe noch fraglich. Im Fokus steht erneut Mario Mandzukic, der nach einer mäßigen Saison in Wolfsburg nun aufblüht. Inzwischen wird der von Felix Magath wenig geliebte Stürmer gar beim FC Barcelona gehandelt. dpa

Auf Einen Blick

Der große alte Mann des italienischen Fußballs steht vor einem Dilemma. Trainer-Senior Giovanni Trapattoni will sich mit seinen Iren heute in Posen erhobenen Hauptes von der EM verabschieden - aber ein Achtungserfolg könnte die Azzurri gleich mit nach Hause schicken. Jubeln die Iren, weinen seine Landsleute in Italien. "Italien kann keine Milde erwarten", verkündete der 73 Jahre alte Maestro. "Richtig so", sagte Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli. Ein "Profi wie Trapattoni" mache keine Geschenke, betonte Prandelli. "Ich habe alles von ihm gelernt", erzählte Prandelli über seinen "Lehrer", unter dem er sechs Jahre lang für Juventus Turin gespielt hatte. Noch nie konnte Italien gegen Trapattonis Iren gewinnen. In drei Spielen gab es zwei Unentschieden und eine Niederlage. dpa

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