Katzenmeier legt "heilende Hände" in den Schoß

Frankfurt. Er hat mehr als doppelt so viele Länderspiele wie Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus und war wie Franz Beckenbauer zwei Mal Weltmeister: Adolf "Adi" Katzenmeier, der 1963 von Sepp Herberger zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) und 1974 vom "Kaiser" zur Nationalmannschaft geholt wurde, legt nach 45 Jahren seine "heilenden Hände" in den Schoß

 Adi Katzenmeier (rechts) steht am Mittwoch Joachim Löw zum letzten Mal zur Seite. Foto: dpa

Adi Katzenmeier (rechts) steht am Mittwoch Joachim Löw zum letzten Mal zur Seite. Foto: dpa

Frankfurt. Er hat mehr als doppelt so viele Länderspiele wie Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus und war wie Franz Beckenbauer zwei Mal Weltmeister: Adolf "Adi" Katzenmeier, der 1963 von Sepp Herberger zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) und 1974 vom "Kaiser" zur Nationalmannschaft geholt wurde, legt nach 45 Jahren seine "heilenden Hände" in den Schoß. Der kleine Mann mit dem grauen Schnauzer feiert an diesem Samstag seinen 74. Geburtstag und wird beim Länderspiel gegen England am Mittwoch in Berlin offiziell verabschiedet. "Heute legen sich die Spieler auf die Massagebank, haben i-Pod 1 und 2 in den Ohren und telefonieren nebenbei noch mit der Freundin", sagt Katzenmeier. "Früher war das anders: Wenn ich Gerd Müller behandelt habe, dann haben wir noch geredet."

"Er war ein loyaler, verlässlicher und ehrlicher Weggefährte, ein Bindeglied zwischen den Trainern und Spielern", sagt Bundestrainer Joachim Löw. Auf Wunsch von Beckenbauer war Katzenmeier kurz vor der WM 1974 nach Malente beordert worden. Als die Lichtgestalt des deutschen Fußballs 1990 in Italien die DFB-Auswahl zum WM-Titel führte, zählte der Physiotherapeut ebenfalls zum Betreuerstab. So wie bei insgesamt sieben Welt- und acht Europameisterschaften.

"Adi war einer, der den Spielern - und nicht nur ihnen - Tag und Nacht selbstlos zur Verfügung stand", sagt Beckenbauer: "Die medizinische Abteilung und speziell der Adi wussten und erfuhren alles, doch sie haben nie jemandem etwas verraten." Kurz vor seinem Abschied plaudert Katzenmeier trotz des "unendlichen Vertrauens", das die Spieler in ihn gehabt hätten, doch aus der Kabine. Zum Beispiel, dass Gerald Asamoah eine seiner größten Herausforderungen war: "Ich hab' immer gesagt, da massier' ich eine Tischplatte. Der hat 'ne Muskulatur - unglaublich." Oder dass Stefan Effenberg seinem Ruf als Enfant terrible alle Ehre gemacht hat: "Der hat mich genervt. Mit ihm lief grundsätzlich immer was schief, meistens kam er zu spät." Oder dass Matthäus so hart im Nehmen wie kein anderer war: "Der hat ausgeteilt, aber auch immer auf die Zähne gebissen." Guido Buchwald ("Das ist ein ganz, ganz feiner, höflicher Mensch") hat der DFB-Physiotherapeut sogar mal das Leben gerettet: Der Stuttgarter war bei der EM 1992 "zu Boden gestürzt und hatte dabei seine Zunge verschluckt". Die erste Hilfe kam von "Adi", dem Buchwald in die Hand biss, als er ihn vor dem Ersticken bewahrte. dpa "Alles hat ein Ende. Aber es geht mir schon ein bisschen ans Herz."

Adi Katzenmeier

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