Katis Geburtstagsparty steigt in Püttlingen

Sie kommen jetzt zum fünften Mal ins Saarland. Was dachten Sie damals, als man Ihnen das Konzept des City-Biathlon in Püttlingen vorstellte? Kati Wilhelm: Am Anfang haben wir alle große Augen gemacht. Wir fragten uns: Wie soll das gehen? Ein Schießstand mitten in der City? Das war ja einmalig

Sie kommen jetzt zum fünften Mal ins Saarland. Was dachten Sie damals, als man Ihnen das Konzept des City-Biathlon in Püttlingen vorstellte?

Kati Wilhelm: Am Anfang haben wir alle große Augen gemacht. Wir fragten uns: Wie soll das gehen? Ein Schießstand mitten in der City? Das war ja einmalig. Aber als ich es gesehen hatte, konnte ich mir gut vorstellen, dass es schnell zu einer Attraktion werden würde.

Sie haben gesagt, dass Sie nach den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver aufhören.

Wilhelm: So habe ich das nie gesagt. Ich habe nach Korea erklärt: Vielleicht ist das meine letzte Weltmeisterschaft. Ob ich nach Olympia aufhöre, weiß ich noch nicht. Andererseits wäre es kein schlechter Zeitpunkt. Ich möchte auf jeden Fall keine Abschiedstournee, so mit: Heute startet Kati Wilhelm das letzte Mal in XY. Ich will mir keinen Kopf darüber machen, wie ich meine letzten Rennen organisiere.

Haben Sie eigentlich schon Pläne für die Sportler-Rente?

Wilhelm: Ich belege an der Fachhochschule in Ansbach den Studiengang "Internationales Management". Aber ich habe noch keine genauen Pläne, wo mein zukünftiger Arbeitsplatz sein könnte. Als erstes mache ich mein Studium fertig, dann möchte ich Familie haben und dann auch einen Job.

Sie sind per Zufall zum Biathlon gekommen. Es geht die Mär, man habe Ihnen ein Gewehr in die Hand gedrückt und Sie hätten auf Anhieb neun von zehn Schuss getroffen. Stimmt das?

Wilhelm: Das ist richtig. Als Langläuferin habe ich mal während der Militär-Weltmeisterschaften in Lillehammer 1999 beim Biathlon-Training zugeguckt. Jemand hat mich gefragt, ob ich das mal ausprobieren möchte. Ob stehend oder liegend, weiß ich nicht mehr, auf jeden Fall habe ich neun von zehn Mal getroffen. Der heutige Herren-Bundestrainer Frank Ullrich beobachtete das Geschehen und meinte: ,Ich rede mal mit deinem Trainer.' Ich dachte, das sei ein Witz, aber er hat es gemacht. Und als ich in der Folge mit dem Langlauf immer unglücklicher wurde, weil die Erfolge ausblieben, bin ich zum Biathlon gewechselt.

Die Haare, die Ski, die Stöcke, die Mütze: Sind Sie eine Frau, die gerne Rot sieht?

Wilhelm: Das ist doch eine schöne Farbe. Und sie steht mir nun mal - oder? Außerdem heißt es, Rot steht für Schnelligkeit. Aber ich suche mir die Farbe der Stöcke und der Skier nicht aus. Dass die rot sind, ist Zufall. Genauso war es am Anfang mit der Mütze: Mein damaliger Skihersteller hatte nur rote Mützen. Irgendwann wurde daraus mein Markenzeichen.

Ihre Haare färben Sie nach einer Geheimrezeptur, die nur Sie und Ihr Friseur kennen . . .

Wilhelm: Ja, mittlerweile ist er aber weggezogen - aber seine Kollegin hat das auch gut im Griff. In die Mixtur macht sie alles Mögliche rein. Als ich zum Biathlon gekommen bin, habe ich mein Äußeres mit einer Haarfarbe verändert. Das wurde dann immer krasser. Mittlerweile gehören die roten Haare fest zu mir. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, blonde Haare zu haben.

Ist Ihr Hobby wirklich Shopping? Dafür gibt's in Ruhpolding aber nicht viele Möglichkeiten?

Wilhelm: Ja, ist das so ungewöhnlich? Ich renne die meiste Zeit in Trainingsklamotten rum, da ist man froh, wenn man sich schick machen kann. Wenn ich in der Heimat bin, fahre ich gerne nach Erfurt oder mal nach Berlin. Von Ruhpolding aus geht es nach Salzburg oder München. Aber eigentlich ist es mir egal. Wenn ich in Skandinavien bin, gehe ich dort einkaufen. Dort kann man herrlich shoppen - die sind uns in der Mode immer ein halbes Jahr voraus. Ich liebe es, weil ich dabei super entspannen kann. Ich weiß, das können die meisten Männer nicht nachempfinden - aber viele Frauen wissen, was ich meine.

Bei der WM haben Sie als Athleten-Sprecherin bei Fragen zu den drei ertappten russischen Doping-Sündern Jekaterina Jurjewa, Albina Achatowa und Dmitri Jaroschenko kein Blatt vor den Mund genommen. Wie denken Sie heute darüber?

Wilhelm: Der Ärger ist keineswegs verraucht. Über das Verhalten der Athleten bin ich sehr enttäuscht - vor allem hat es mich menschlich getroffen. Ich habe mit Albina Achatowa schon öfters auf dem Treppchen gestanden. Wir haben uns die Hand geschüttelt, uns gegenseitig gratuliert. Dass die mir noch in die Augen schauen konnte, begreife ich nicht. Ich könnte das nicht. Wenn mein Erfolg aus einem Betrug resultiert, kann ich doch nicht so dreist sein. Ich war schon mit Jekaterina Jurjewa und Achatowa bei einer Doping-Probe. Die haben ganz ruhig dagesessen. Das hat die überhaupt nicht interessiert, die waren völlig relaxt. Und was ich auch schlimm finde: Es wurden noch immer keine Strafen ausgesprochen!

Der Russe Maxim Tchoudov wies den Generalverdacht von sich und zeigte mit dem Finger auf andere Nationen. Wie gehen Sie damit um? Er wird am Sonntag in Püttlingen am Start sein.

Wilhelm: Vor ein paar Jahren in Oberhof habe ich mit Maxim sogar mal Sylvester gefeiert - da verstanden wir uns gut. Aber diese Bemerkung hat mich schwer frustriert. Ich habe von der russischen Mannschaft eine Stellungnahme verlangt - eine deutliche Distanzierung von den gedopten Athleten. Und dann kommt so ein Statement! Das heißt soviel wie: Wir glauben, dass alle dopen, also können wir auch dopen. Denen fehlt jedes Unrechtsbewusstsein. Das kann nicht sein.

Auf einen Blick

Beim 5. City-Biathlon in Püttlingen an diesem Sonntag starten Kati Wilhelm, Kathrin Hitzer, Juliane Döll (alle Deutschland, Kaisa Mäkäräinen (Finnland), Tora Berger (Norwegen), Xianying Liu (China), Sandrine Bailly (Frankreich) und Svetlana Sleptsova (Russland), bei den Herren Michael Greis, Michael Rösch, Arnd Peiffer (alle Deutschland), Simon Fourcade (Frankreich), Emil Hegle Svendsen, Ole Einar Bjørndalen (beide Norwegen), Maxim Tchoudov (Russland) und Dominik Landertinger (Österreich). Damen müssen im Finale sechs Runden à 1,6 Kilometer auf Ski-Rollern laufen, Herren sieben.

Zeitplan: 12 Uhr: Einlass Haupttribüne und Anschießen; 13.25 Uhr: Qualifikation der Damen; 13.55 Uhr: Qualifikation der Herren; 14.30 Uhr: "Youngster-Challenge"; 15.20 Uhr: Finale der Damen; 16.20 Uhr: Finale der Herren.

Eintrittskarten gibt's an Vorverkaufsstellen des "Wochenspiegels" für 18 Euro (Erwachsene) und 12 Euro (Kinder bis 14 Jahre). Hinzu kommt eine Vorverkaufsgebühr. Die Tageskasse ist ab 10.30 Uhr geöffnet. Dort sind Karten zwei Euro teurer. Kinder bis 6 Jahre haben freien Eintritt. red

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