Kampfsport ohne Angst und Aggressionen

Erbach. Karl-Heinz Alles hebt den Stock in die Luft, lässt ihn hinabsausen. Daniel Weber weicht aus, gibt sich geschlagen und fliegt mit einer Rolle auf die Matte. Es ist Montagabend in der Judohalle des Sportzentrums Erbach. Doch Judo betreiben die beiden Kampfsportler des SSV Erbach nicht. Sie sind Mitglieder der Aikido-Abteilung, die inzwischen 65 Mitglieder umfasst

 Daniel Weber (l.) und Karl-Heinz Alles bei einer Basisübung des Aikido: eine Schwert-Kata. Foto: ha

Daniel Weber (l.) und Karl-Heinz Alles bei einer Basisübung des Aikido: eine Schwert-Kata. Foto: ha

Erbach. Karl-Heinz Alles hebt den Stock in die Luft, lässt ihn hinabsausen. Daniel Weber weicht aus, gibt sich geschlagen und fliegt mit einer Rolle auf die Matte. Es ist Montagabend in der Judohalle des Sportzentrums Erbach. Doch Judo betreiben die beiden Kampfsportler des SSV Erbach nicht. Sie sind Mitglieder der Aikido-Abteilung, die inzwischen 65 Mitglieder umfasst.

"Aikido ist keine Kampfsportart in Wettkampfform", erklärt Karl-Heinz Alles, Abteilungsleiter und Trainer beim SSV. Vielmehr fordere Aikido neben dem Training des Körpers auch den Geist. Es sieht einfacher aus, als es ist. Mit einfachen Fallübungen fängt es an, bevor dann die ersten Abwehrtechniken gegen einen Angreifer mit einem Messer oder einen Stock erlernt werden. Aikido ist eine defensive Sportart.

Kein Konkurrenzdenken

Entwickelt wurde Aikido von Morihei Uyeshiba Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Besonderheit dieser Kampfsportart ist das Eingehen auf den Angreifer, das Akzeptieren des Angriffs und sogar die freundschaftliche Beziehung. Ziel ist es nicht, den Gegenüber zu verletzen oder gar zu töten, sondern ihm die Sinnlosigkeit seines Handelns zu zeigen. Die Kraft des Angreifers wird in großen kreisförmigen Bewegungen aufgenommen und weitergeleitet. Der Angreifer fällt sozusagen ins Leere. Nicht die Gegnerschaft, sondern ihre Aufhebung ist das Ziel bei dieser Sportart. Es gibt weder Konkurrenzdenken noch Wettkämpfe. Ziel des Aikido ist neben der körperlichen auch die geistige Weiterentwicklung.

Dadurch lässt Aikido eine Geisteshaltung entstehen, die frei ist von Angst und Aggressionen, erklärt Alles. Da Aikido kein Kampf gegeneinander oder Wettbewerb ist, entfällt auch die allseits praktizierte und belastende Rivalität. Es entsteht eine besonders angenehme Übungsatmosphäre. Das Training eröffne aber auch einen Weg der Selbstfindung und Bewusstseinserweiterung.

Daniel Weber ist seit über 15 Jahren dabei. "Ich habe direkt mit dem Aikido angefangen und vorher keinen anderen Sport getrieben." Beim Aikido bekomme er ein ganz besonderes Empfinden für die Bewegung. "Es macht mehr Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten, als den direkten Kampf zu suchen." Das gemeinsame Lernen bringe auch Erfahrungswerte für das Leben, erzählt Weber.

Neuer Anfängerkurs

Alles fügt hinzu: "Beim Aikido geht alles ohne Kraft." Die Intensität ist beim Üben sehr groß. Der Sport überfordert nicht - so können schon Sechsjährige beim SSV einsteigen. Der zwölfjährige Matthias Müller trainiert seit drei Jahren. "Ich kam über meine Eltern zu dieser Sportart. Man lernt hier mit viel Technik, sich zu wehren. Kraft spielt nur eine untergeordnete Rolle." Gerade hat wieder ein Aikido-Anfängerkurs beim SSV begonnen: "Er wird ganz gut angenommen, aber weitere Interessierte sind bei uns jederzeit willkommen", erklärt Karl-Heinz Alles. ha

Informationen zu Aikido bei Karl-Heinz Alles, Telefon (0 68 94) 3 94 94.

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