Eine Stunde, nachdem die "New York Times" die Williams-Absage in einer Eilmeldung verkündet hatte, bestätigten die Veranstalter um Turnierdirektor Tommy Haas die unerwartete Nachricht. Was für den noch immer aktiven deutschen Profi zur Premiere im neuen Job einen unerfreulichen Rückschlag bedeutete, bescherte Angelique Kerber schon vor dem ersten Ballwechsel zum zweiten Mal in ihrer Karriere den Sprung auf den Thron ihrer Sportart. "Es ist natürlich ein schönes Gefühl, wieder die Nummer eins der Welt zu sein, aber noch viel wichtiger ist es mir, bei den anstehenden Turnieren in Indian Wells und Miami gut zu spielen", sagte Kerber. Gestern begann in Indian Wells das Hauptfeld. Die Deutsche steigt aber erst in der zweiten Runde ein.

Kerber löste Williams im vergangenen Jahr bei den US Open als Nummer eins ab. Die Kielerin hatte die Spitzenposition zwischen dem 12. September 2016 und dem 30. Januar 2017 inne, verlor sie aber nach ihrem frühen Aus bei den Australian Open. 38 Tage später kündigt sich in Indian Wells der erneute Wechsel an: Weil Williams ihre Punkte vom Finaleinzug im Vorjahr nicht verteidigen kann, wird Kerber unabhängig von ihrem Abschneiden am 20. März wieder als Weltranglisten-Erste geführt.

"Ich bin enttäuscht, dass ich nicht dabei sein kann. Wegen meiner Knie konnte ich nicht trainieren", ließ Williams am Dienstag verlauten. "Ich werde weiter nach vorne blicken und positiv bleiben. Ich freue mich, so bald wie möglich zurückzukehren." Dass Williams jedoch auch für Miami absagte, wirft Fragen auf. Seit den Australian Open hat sie kein Turnier mehr bestritten.

Neigt sich die Karriere der Ausnahme-Athletin schneller als gedacht dem Ende entgegen? Hat sie für die Australian Open nochmals alle Kraftreserven mobilisiert - und sagt ihr Körper jetzt Stop? Allen Spekulationen zum Trotz: Noch ist es zu früh, die jüngere der beiden Williams-Schwestern abzuschreiben.