Kampf gegen die kalten Füße

Saarbrücken · Marlene Hüther von der SSG Saar Max Ritter ist der aufgehende Stern im Deutschen Schwimmbund. Bei der Kurzbahn-DM in Wuppertal gewann sie fünf Medaillen, nun darf die 16-Jährige bei der WM starten.

 Schwimmerin Marlene Hüther von der SSG Saar Max Ritter will auch in Zukunft im Becken strahlen. Foto: Seifert

Schwimmerin Marlene Hüther von der SSG Saar Max Ritter will auch in Zukunft im Becken strahlen. Foto: Seifert

Foto: Seifert

Die Koffer gerade erst ausgepackt, ging es für Marlene Hüther schon wieder los. Nach der erfolgreichen deutschen Kurzbahn-Meisterschaft, von der die Schwimmerin der SSG Saar Max Ritter fünf Medaillen mit nach Hause brachte, brach sie am Sonntag mit dem Nationalteam zur heute beginnenden Kurzbahn-WM nach Katar auf. Noch vor zwei Wochen hätte die 16-Jährige damit nicht gerechnet - zu unerwartet kam dieser Erfolg.

"Am meisten überrascht hat mich Marlene am ersten Tag über die 400 Meter Lagen", blickt der Landestrainer des Saarländischen Schwimm-Bunds (SSB), Ralf Steffen, zurück. Weniger der Silberplatz, als die "phänomenale Zeit": Ihre Bestzeit von 4:40 Minuten unterbot Hüther um mehr als drei Sekunden. "Ich hatte nicht erwartet, dass ich so schnell sein würde", sagt auch Hüther, "ich hatte ja nicht die Megavorbereitung auf die Deutschen".

Die zweite Überraschung für Steffen: Dass sie die Form halten konnte - über alle Distanzen. In 14 Starts an vier Tagen habe sein Schützling jedes Mal eine Topleistung und super Zeiten abgeliefert: "Das ist genau das, was wir seit Jahren erarbeitet haben: Eine breite Basis, mit der es Marlene schafft, über mehrere Rennen, über Tage hinweg Leistung zu bringen." Doch mit solch herausragenden Ergebnissen habe er noch nicht gerechnet. Die Belohnung ist die Nominierung durch Bundestrainer Henning Lambertz für die WM. "Wir sind nie mit der Zielsetzung Doha rangegangen", erklärt der Landestrainer. Die Medaillen in Wuppertal seien toll gewesen, "wir freuen uns und genießen das, aber sie sind alle nur Beiwerk", betont Steffen.

Der Trainer hat das große Ganze im Blick. "Der Plan ist, über die deutschen Langbahn-Meisterschaften in Berlin mit der Staffel zur WM 2015 in Kasan zu kommen, eventuell auch zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio", erklärt er. Daher sei auch in der Woche nach der DM und vor der WM keine Erholung angesagt gewesen. Zehn Einheiten zu je sechs Kilometer und volle Krafteinheiten standen auf dem Programm. "Wir dürfen hinsichtlich der Trainingsplanung keine kalten Füße kriegen, nur weil eine WM ansteht", erklärt Steffen. Diese sei nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu anderen Meisterschaften. "Die Kilometerausfälle wären zu hoch, wenn wir vor jedem Wettkampf anfangen abzubauen."

Für Marlene Hüther selbst ist die WM-Teilnahme dennoch "etwas ganz Besonderes". Nervös sei sie vor ihrem Debüt in der A-Nationalmannschaft nicht. Noch nicht. "Vielleicht kommt das ja noch", sagt sie vor der Abreise. "Sie bringt einige internationale Erfahrung, etwa durch die Jugend-EM und Jugend-WM, mit", glaubt ihr Trainer, dass sie keine Probleme haben wird. Anders für sie werde jedoch, dass sie raus aus dem Perspektivteam für Rio 2016 nun "mit den großen Mädels schwimmt". Aber das dürfe ihr keine Angst machen.

Wie die Chancen der Pfälzerin aus Dietrichingen stehen, die Ziele für das kommende Jahr auf der Langbahn zu erreichen, kann sie schwer einschätzen: "Es kommt auf viele Faktoren an, es muss alles rund laufen." Steffen warnt davor, aus der guten Leistung auf der Kurzbahn zu schließen, dass es auf der langen genauso erfolgreich laufen wird. "Das sind zwei unterschiedliche Disziplinen, man darf sie nicht vergleichen." Aber wenn Marlene Hüther gesund bleibt, eine gleichbleibende Trainingsleistung zeigt, die Steigerungsraten so weitergehen, dann ist vieles möglich.

 Ralf Steffen, Landestrainer der Saar-Schwimmer

Ralf Steffen, Landestrainer der Saar-Schwimmer

Foto: Jacobi

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Auf einen BlickDer Deutsche Schwimmverband geht mit keinem konkreten Medaillenziel in die heute beginnende Kurzbahn-WM in Doha /Katar. Größter Hoffnungsträger ist Marco Koch. "Mein Ziel ist Gold", sagt der 24-Jährige, der Paul Biedermann als Nummer eins im deutschen Schwimmsport abgelöst hat. Auch die Brüder Steffen und Markus Deibler sowie Christian Diener haben Chancen. Vom Saarländischen Schwimmbund ist neben Marlene Hüther auch Annika Bruhn bei der WM dabei. red

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