Julia Hero durfte ihren Traum erleben

Weiskirchen. Im Schlabber-Look sitzt Julia Hero auf der Couch im Wohnzimmer ihres Elternhauses in Weiskirchen. Die Müdigkeit nach den strapaziösen vergangenen Wochen sind der 16 Jahre alten deutschen Volleyball-Nationalspielerin ins Gesicht geschrieben

 Julia Hero aus Weiskirchen wechselte im vergangenen Sommer vom Regionalligisten TV Lebach zum VC Olympia Berlin. Foto: Patric Cordier

Julia Hero aus Weiskirchen wechselte im vergangenen Sommer vom Regionalligisten TV Lebach zum VC Olympia Berlin. Foto: Patric Cordier

Weiskirchen. Im Schlabber-Look sitzt Julia Hero auf der Couch im Wohnzimmer ihres Elternhauses in Weiskirchen. Die Müdigkeit nach den strapaziösen vergangenen Wochen sind der 16 Jahre alten deutschen Volleyball-Nationalspielerin ins Gesicht geschrieben. "Ich brauche erst einmal ein paar Tage, um die ganzen Eindrücke zu verarbeiten", sagt sie lächelnd, "davon träumt man eigentlich nur - und ich durfte es erleben". Mit der U18 des Deutschen Volleyballverbands hat Hero in der vergangenen Woche an der Europameisterschaft in Rotterdam teilgenommen. "Wenn du auf dem Feld stehst, auf dem Trikot steht dein Name, das ist ein unglaubliches Gefühl. Dann spielen sie die Nationalhymne, und du siehst deine Mama im Publikum weinen. Das kann man gar nicht beschreiben", erzählt sie. Der sportliche Verlauf der EM ist dagegen schnell berichtet. Fünf Spiele in fünf Tagen, zwei Siege, drei Niederlagen, für die deutsche U18 wurde es Rang sechs, Europameister wurde Belgien. "Rang sechs bedeutet die direkte Qualifikation für die Weltmeisterschaft in Thailand im Juni", sagt Hero, "das war unser Ziel."

Das Ziel von Hero war und ist die Nationalmannschaft. Darum hat sie im Sommer 2008 Weiskirchen verlassen und ist ins Volleyball-Internat des Bundesligisten VC Olympia Berlin umgezogen. Dort radelt sie morgens fünf Kilometer zum Schul- und Sportzentrum. Dort wird trainiert, danach beginnt der Unterricht.

"Schule und Sport sind optimal aufeinander abgestimmt. Die Schule ordnet sich den Vorgaben der Trainer meist unter", erzählt die 1,86 Meter große Mittelblockerin, "sonst wäre das große Pensum nicht zu schaffen". Denn neben Mannschaftstraining steht auch individual- und Kleingruppentraining auf dem Programm. Und Hero ist auch in der Schule ehrgeizig: Ihr Notendurchschnitt in der elften Klasse am Sportgymnasium beträgt 1,6.

"Es war natürlich eine Umstellung, aber mit Internet und Telefon kann man gut den Kontakt zur Heimat aufrechterhalten", berichtet die 16-Jährige. Doch in Berlin läuft nicht immer alles reibungslos. Eigentlich wollte Bundestrainer Stefan Bräuer den kompletten U18-Nationalkader in Berlin bündeln. Doch einige Spielerinnen blieben bei ihren Vereinen in Münster, Leverkusen oder Mauerstetten. Fehlende gemeinsame Spielpraxis zeigte sich in Rotterdam. Top-Mannschaften aus Italien, Belgien oder Serbien trainieren praktisch das ganze Jahr über gemeinsam. Auch vor der WM wird die deutsche Auswahl nur einige Wochen zusammen arbeiten. "Für mich beginnt die Vorbereitung auf die WM aber praktisch mit dem ersten Training nach den Osterferien", sagt Hero, "es gilt sich wieder für den Kader zu empfehlen".

Wie es nach der WM weitergeht, ist nicht entschieden. Vieles hängt davon ab, ob es den Verantwortlichen gelingt, mehr Nationalspielerinnen nach Berlin zu holen. "Im Moment kann ich mir eine Rückkehr ins Saarland nicht vorstellen", sagt die 16-Jährige, die von der Hauptstadt bislang eher wenig gesehen hat, "denn die Möglichkeit Sport und Schule in diesem Maß zu kombinieren, gibt's im Saarland einfach nicht". Umso mehr genießt Hero die freien Tage in Weiskirchen. Freunde treffen, ausspannen, Kraft tanken für das nächste Ziel: die Weltmeisterschaft in Thailand. "Schule und Sport

sind optimal

aufeinander abgestimmt."

Julia Hero über das Volleyball-Internat des VC Olympia Berlin

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