Jugendhilfe zwischen FCS und Grenzerfahrungen

Saarbrücken. "Das Fanprojekt soll sich um die Anhänger kümmern und verhindern, dass Jugendliche in die Gewaltszene abrutschen", sagte der damalige Saar-Innenminister Klaus Meiser 2000 beim Start der Saarbrücker Fankontaktstelle Innwurf. Morgen ab 15 Uhr feiert das Fanprojekt im Jugendzentrum Försterstraße zehnjähriges Bestehen. "Den ersten Satz kann ich unterschreiben

Saarbrücken. "Das Fanprojekt soll sich um die Anhänger kümmern und verhindern, dass Jugendliche in die Gewaltszene abrutschen", sagte der damalige Saar-Innenminister Klaus Meiser 2000 beim Start der Saarbrücker Fankontaktstelle Innwurf. Morgen ab 15 Uhr feiert das Fanprojekt im Jugendzentrum Försterstraße zehnjähriges Bestehen. "Den ersten Satz kann ich unterschreiben. Unser sozialpädagogischer Auftrag umfasst aber eine Kerngruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 27 Jahre", sagt Jörg Rodenbüsch (Foto: SZ). Der Soziologe ist seit zehn Jahren Projektleiter: "Der zweite Teil reduziert doch sehr. Wir definieren uns nicht nur darüber, Gewalt und Kriminalität zu verhindern. Wir wollen eine angenehme Atmosphäre rund um Fußball-Spiele schaffen."

Mit dem 1. FC Saarbrücken und seinen Fans hat der 44-jährige Höhen und Tiefen miterlebt. "Ich will es nie wieder erleben, dass die Zukunft des Fanprojekts von einem gehaltenen Elfmeter abhängt", erinnert sich Rodenbüsch an Zeiten, als die Fortführung der Förderung an den Klassenverbleib des FCS gekoppelt war: "2008 war auch schlimm. Da wurde das Fanprojekt im Falkenhaus überfallen, kurz danach gab es gegen den FC Homburg den Gewaltexzess am Ludwigskreisel."

Rodenbüsch und seinem Kollegen Torsten Hart, der seit 2009 zum Innwurf-Team gehört, ist es gelungen, zu allen Akteuren rund um den Fußball ein vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen. Daraus entstanden persönliche Glanzlichter der Arbeit. "Wenn du es schaffst, nur mit Gesprächen einen massiven Polizei-Einsatz abzuwenden und dann plötzlich alle Umstehenden klatschen, geht das einfach nahe", erzählt Rodenbüsch, der seit 19 Jahren in der Fanarbeit tätig ist.

Auch in Zukunft wird sich Innwurf mit Jugendhilfe-Themen wie Frustrationsbewältigung, Selbstverletzung, Grenzerfahrungen, aber auch mit Ausbildungs- und Schulproblemen beschäftigen. "Dazu wollen wir eine Treffmöglichkeit bieten oder Fahrten mit ganz jungen Fans zum FCS oder zur Nationalmannschaft veranstalten", blickt Rodenbüsch nach vorne, "mir schweben auch Workshops und Angebote für Frauen vor. Denn es kommen immer mehr weibliche Zuschauer ins Stadion". Dazu sind die Innwurf-Räume im Sittersweg allerdings zu klein. Wie das Team Rodenbüsch und Hart, das um eine Mitarbeiterin verstärkt werden soll. Doch das ist Zukunftsmusik, auch für den Träger, die Arbeiterwohlfahrt.

Morgen wird erst einmal gefeiert. Ab 16 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion mit Spielern und Fans aus fünf Jahrzehnten FCS. Anschließend machen die Band "Triade" und DJ Brix Musik.

Auf einen Blick

Im Jahr 2000 wurde das Saarbrücker Fanprojekt Innwurf ins Leben gerufen. 2004 übernahm die Arbeiterwohlfahrt Saar (Awo) die Trägerschaft vom evangelischen Jugendwerk.

Zurzeit arbeiten der 44 Jahre alte Jörg Rodenbüsch und der 35-jährige Torsten Hart hauptamtlich bei Innwurf, hinzu kommt ein Praktikant und ein Übungsleiter. Rodenbüsch und Hart sind bei Heim- und Auswärtsspielen des 1. FC Saarbrücken meist am roten Innwurf-Feuerwehrauto anzutreffen.

Die Fankontaktstelle hat ihr Büro im Sittersweg 24 in Saarbrücken. Sie ist zu erreichen unter Telefon (06 81) 9 89 27 25. cor

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