Drittliga-Relegation Jubelnde Löwen, FCS im Schockzustand
München · 1. FC Saarbrücken verpasst nach dem Saarlandpokalsieg auch den Aufstieg in die 3. Liga. Verein will mit Trainer Lottner verlängern.
Der Pfiff von Schiedsrichter Markus Schmidt geht im Jubel der 11 250 Löwen-Fans unter. Für die Spieler des 1. FC Saarbrücken ist er wie ein Stich ins Herz. Torwart Daniel Batz und Marco Kehl-Gomez brechen mit Weinkrämpfen zusammen. Beide sind kaum zu trösten, ist es für die beiden Ex-Elversberger doch das dritte Scheitern in einer Aufstiegsrunde hintereinander. „Was soll ich dazu sagen? Das ist doch Wahnsinn“, meint Kehl-Gomez unter Tränen.
Teamkollege Alexandre Mendy hält es auf dem Platz nicht aus, stürmt in die Kabine. Sebastian Jacob zieht seine Schuhe aus, schimpft. „Ich arbeite ja erst seit einem halben Jahr auf dieses Ziel hin, und es tut unendlich weh“, sagt Jacob, dessen Zukunft beim FCS noch offen ist: „Was müssen die empfinden, die schon länger dabei sind?“ Wie Sturmpartner Patrick Schmidt. Er wird am Zaun von den mitgereisten Anhängern getröstet. Sie feiern ihre Mannschaft für eine herausragende Leistung. „Dafür können wir uns nichts kaufen“, sagt Schmidt, der zum Zweitligisten Heidenheim wechseln wird, nach seinem letzten Spiel für den FCS mit den Tränen kämpfend – und ergänzt: „Wir sind aber am Ende selbst schuld.“
Kapitän Manuel Zeitz sitzt ohne Trikot und ohne Worte auf einem Stuhl. Kopfschüttelnd. Leer. Daneben Bundesliga-Profi Mike Frantz vom SC Freiburg, der Ex-Saarbrücker legt tröstend die Hand auf Zeitz’ Schulter. Zeitz findet keine Worte für diese unglaubliche Enttäuschung, andere versuchen es irgendwie auszudrücken. „Wir haben eine großartige Runde nicht mit dem Aufstieg oder Pokalsieg gekrönt“, stammelt Mittelfeldspieler Marco Holz: „Also war es eine Scheiß-Saison. Das muss jetzt zuerst einmal sacken.“
Trainer Dirk Lottner starrt nach dem Schlusspfiff minutenlang auf den Rasen, wo sich Fans und Mannschaft des TSV 1860 jubelnd in den Armen liegen. Wenig später stellt er sich den Fragen der Journalisten. „Uns fehlte in den entscheidenden Momenten einfach das Spielglück“, sagt er: „Es tut einfach nur verdammt weh, wenn ich hier die Jungs und die Fans anschaue.“
Dem FCS bleibt an diesem Nachmittag lediglich Mitleid. „Das hat niemand verdient. Eigentlich gehören beide Mannschaften in die 3. Liga“, sagt Münchens Torjäger Sascha Mölders, der mit insgesamt drei Treffern in den beiden Relegationsspielen einen großen Anteil am Aufstieg der Löwen hat. Wertvolle Andenken sind Rasenstücke, die die Löwen-Fans direkt neben ihm herausreißen. „Ich hätte nie gedacht, dass wir das gegen Saarbrücken schaffen können“, sagt 1860-Trainer Daniel Bierofka, der den Erfolg seines Teams gegen eine in nahezu allen Belangen bessere Saarbrücker Mannschaft kaum fassen kann.
Auf der Tribüne blickt FCS-Schatzmeister Dieter Weller ins Leere, Sportdirektor Marcus Mann kämpft hinter dem Gebäude mit seinen Emotionen. Präsident Hartmut Ostermann lässt seine Emotionen im Verborgenen und blickt nach vorne. „Es tut mir weh wie jedem anderen hier auch, aber man kann niemandem einen Vorwurf machen“, sagt der FCS-Boss: „Nächstes Jahr steigt der Meister direkt auf. Das wollen wir versuchen.“
Mit Dirk Lottner, wenn es nach Ostermann geht. Der Vertrag des Trainers läuft aus und hätte sich nur im Aufstiegsfall automatisch verlängert. Der ist nun aber nicht eingetreten. „Er hat von uns ein Angebot vorliegen – auch für die Regionalliga“, stellt Ostermann nach dem verpassten Aufstieg klar. Ob er es annimmt? Lottner will sich so kurz nach dem Scheitern nicht wirklich festlegen und antwortet ausweichend: „Es ist nicht der Moment, um über meine Person zu reden.“