Das ist Schalkes neuer Sportvorstand Jochen Schneider Der Wettkönig geht wieder auf die große Bühne

Gelsenkirchen · Jochen Schneider, Nachfolger von Christian Heidel als Schalke-Sportvorstand, arbeitete in Stuttgart und Leipzig im Hintergrund.

 Aus der zweiten in die erste Reihe: Der als zurückhaltend geltende Jochen Schneider wird neuer Sportvorstand des FC Schalke 04.

Aus der zweiten in die erste Reihe: Der als zurückhaltend geltende Jochen Schneider wird neuer Sportvorstand des FC Schalke 04.

Foto: imago/Picture Point LE/Roger Petzsche

Im weißen Ballonseidenanzug und mit modischem Mittelscheitel überzeugte Jochen Schneider als Tennisball-Experte. Vor einem Millionenpublikum bei „Wetten, dass..?“ mit Thomas Gottschalk krönte sich der 17-Jährige sogar zum Wettkönig, weil er aus 100 Tennisbällen später hinzugelegte erkannte. Gut 31 Jahre später kehrt der Schwabe auf die große Bühne zurück – als Sportvorstand beim Fußball-Vizemeister FC Schalke 04.

Jochen wer? Der Nachfolger von Christian Heidel, den die Königsblauen nur drei Tage nach dessen Rücktritt aus dem Hut zauberten, arbeitet seit 1999 im Profigeschäft. Für die breite Öffentlichkeit ist er aber ein weitgehend Unbekannter. Beim VfB Stuttgart und bei RB Leipzig stand der gelernte Bankkaufmann meist in zweiter Reihe.

In der Branche gilt Schneider als gut vernetzter Fachmann. „Es hat mich gewundert, dass er noch nirgendwo die Nummer eins geworden ist, wenn ich ehrlich bin. Er ist für Schalke ein sehr guter Griff“, sagte Armin Veh, der beim VfB 2007 als Trainer zusammen mit ihm als Sportdirektor die deutsche Meisterschaft gewann: „Ich bin überzeugt davon, dass er es schafft – von seinem Charakter her, von seinem Können, von seiner Intelligenz. Das nötige Netzwerk hat er auch.“

Schneider stach bei den kriselnden Königsblauen weitaus prominentere Kandidaten wie Klaus Allofs aus, weil er „in den letzten Jahren mit Erfolg moderne Konzepte verfolgt“, wie Aufsichtsratschef Clemens Tönnies erklärte. Vielleicht auch, weil ihn Tönnies‘ sportlicher Berater im Aufsichtsrat, Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens, aus seiner Zeit in Stuttgart kennt.

Schneiders erste und wichtig­ste Aufgabe: Er soll einen Sportdirektor finden. Denn die Arbeit, die Heidel in seiner knapp dreijährigen Amtszeit alleine und ohne den gewünschten Erfolg machte, soll auf mehrere Schultern verteilt werden. Der Ex-Leverkusener Jonas Boldt, mit dem sich Tönnies schon getroffen hatte, war bislang der Favorit auf den Posten. Jetzt werden auch der Hoffenheimer Alexander Rosen, der Schalker Uefa-Cup-Sieger Thomas Linke, bis 2017 Sportdirektor beim FC Ingolstadt, und der frühere Dortmunder Chefscout Sven Mislintat, der sich im Januar beim FC Arsenal nach nur 14 Monaten schon wieder verabschiedete, gehandelt. Schalke will mehr Personal mit S04-„Stallgeruch“ einstellen. Laut Medien erwägen die Schalker eine Erweiterung der Führungsebene im Lizenzbereich. Dabei würde auch die Position eines Teammanagers entstehen, für die Ex-Profi Gerald Asamoah besonders gute Karten haben soll.

Auch wenn Schneider bislang nur in Stuttgart und Leipzig arbeitete, hatte er schon viele Verbindungen zu Schalkern wie Huub Stevens, Rolf Rüssmann, Horst Heldt oder Ralf Rangnick. Schneider, so berichten Weggefährten, gilt als ruhiger, zurückhaltender Teamplayer. Ganz anders als sein Vorgänger Heidel, der einen Kaderplaner an seiner Seite ablehnte. Am nächsten Dienstag steht der 48-Jährige wieder im Rampenlicht. Die Kameras richten sich auf ihn, wenn er sich auf Schalke erstmals in seiner neuen Funktion den Medien präsentiert. Schneiders Scheitel ist breiter geworden. Und Thomas Gottschalk moderiert diesmal nicht.

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