Jetzt kann die EM endlich beginnen

L'ékipp · Ihre Spieler kämpfen "wie Ochsen", wie Mario Gomez sagen würde. Sie zeigen bedingungslose Leidenschaft, lassen Herz- und Gegnerblut in Zweikämpfen fließen. Ihre Fans liefern den Soundtrack dazu, der Europa mitsingen lässt. Sie leben und lieben den Fußball, ohne Frage. Die Isländer, die Nordiren, die Albaner, die Rumänen dieser EM. Die Kleinen, die sich qualifiziert haben. Die auf Überraschungen hoffen wie ein Saarländer auf Bundesliga-Fußball. Meist Jahrzehnte umsonst.

Natürlich kann den Steppkes eine Sensation gelingen, wie den Isländern mit dem Einzug ins Achtelfinale. Dann jubiliert die Fußballwelt, dass das den Reiz des Spiels ausmache. Wenn die Fußballgötter dieser Erde ein Erbarmen haben. Aber wir sind hier nicht beim DFB-Pokal. Wir sind bei einer EM. Die zeichnete sich in den vergangenen Jahrzehnten sicher nicht immer durch schönen Fußball aus, aber sie bot Sport auf Augenhöhe. Von 1960 bis 1976 nahmen vier Mannschaften an der Endrunde teil, von 1980 bis 1992 acht, von 1996 bis 2012 16. Natürlich gab es auch bei 16 Teams Favoriten und Außenseiter, aber da war ein Sieg der Kleinen eine Überraschung - und keine Sensation.

Heuer sind 24 Mannschaften dabei, das Turnier ist verwässert, dauert vier Wochen, der Modus ist was für Mathe-Genies - und das Gefälle zwischen Groß und Klein ist so groß wie der Montblanc. Das ist für viele Fans keine Europameisterschaft mehr. Für sie beginnt sie 2016 erst im Achtelfinale, spätestens im Viertelfinale. Wenn es spannend wird, wenn der Ausgang der Spiele ungewiss ist. Bisher war die EM vor allem zweierlei: verwirrend und langweilig.

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