Jeder will ein Stück vom Kuchen

Saarbrücken · Torhüter Kevin Trapp hat die Fußballwelt erobert. Heute spielt der 25-jährige Saarländer für Paris St. Germain. Seine Entwicklung zum Weltklassespieler weckt Begehrlichkeiten bei seinen Heimatvereinen.

Natürlich sind sie stolz. Alle. Die vom FC Brotdorf , die vom SV Mettlach - und die vom SSV Bachem sowieso. Wenn sie "vom Kevin" sprechen, fallen Worte wie "unglaublich". Jedes Mal, wenn ihr Kevin in den Pariser Prinzenpark einläuft, wenn er herausragend hält und mit dafür sorgt, dass sein Team, Paris St. Germain, die Liga souverän anführt, steht da auch ein Stück Saarland mit auf dem Platz. Denn der 25-jährige Kevin Trapp ist Saarländer durch und durch. Geboren in Merzig, aufgewachsen in Brotdorf .

Dass es, wie am vergangenen Donnerstagabend geschehen, wegen Trapp mal zu einem Schlichtungstreffen beim Saarländischen Fußballverband kommen würde, bei dem Vertreter des FC Brotdorf , des SV Mettlach und des SSV Bachem über "ihren Kevin" streiten, hätte 1997 wohl niemand bei den drei Vereinen gedacht.

Kevin Trapp ist damals sieben Jahre alt. Seine Freunde spielen Fußball, er will das auch. Also schaut Kevin beim Training des FC Brotdorf vorbei - F-Jugend. Trapp gefällt es, er bleibt. "Kevin hat bei uns angefangen", sagt Brotdorfs Vorsitzender Arno Heinz: "Die Basis seiner Karriere liegt sozusagen in Brotdorf ." Worte, die für den weiteren Verlauf der Geschichte von Bedeutung sind.

2001 oder 2002, so genau weiß das heute keiner mehr, verliert Trapp die Lust am Fußball - vorübergehend. Er hört bei Brotdorf auf. Erst Vertreter des SSV Bachem, dem Verein aus dem Nachbarort, können Trapp 2002 überzeugen, wieder mit dem Fußball zu beginnen - so erzählt es Gerhard Baltes. Er ist der Vorsitzende des SSV Bachem und sagt: "Ab dem zwölften Lebensjahr war Kevin bei uns gemeldet, wir waren der Pass-gebende Verein."

Der SSV Bachem bildet in den Folgejahren eine Jugendspielgemeinschaft mit dem FC Brotdorf und dem SV Mettlach. Heute ist daraus die JFG Saarschleife geworden, zu der noch weitere Vereine gehören. Da ein Spieler in einer Spielgemeinschaft immer bei einem Verein gemeldet sein muss, läuft Trapps Spielerpass nach seiner Rückkehr zum Fußball über den SSV Bachem. Das bestätigen sowohl Baltes wie auch Heinz als auch Mettlachs Vorsitzender Walter Phillips.

Es ist ein Spiel unter der Woche, als Kevin Trapps Stern so richtig aufgeht. Er ist damals 14 Jahre alt und steht bei den C-Junioren der JSG Bachem/ Brotdorf /Mettlach im Tor. An diesem Tag spielt die B-Jugend der JSG in der Regionalliga beim 1. FC Kaiserslautern . Dem Team fehlt ein zweiter Torwart. Trapp fährt als Ersatzmann mit. Zur Pause führt der FCK mit 8:0. Trapp muss in Halbzeit zwei ins Tor, macht seinen Job gut, lässt keinen Ball mehr rein. Der FCK lädt ihn zum Probetraining ein - und 2005 wechselt Trapp dorthin. Der Rest ist Geschichte. Beim FCK wird er zum Stammspieler, 2012 Eintracht Frankfurt in der Bundesliga, 2015 zu Paris St. Germain. In Frankreich wird er Meister werden, er steht im Champions-League-Achtelfinale, war im November 2015 zum ersten Mal im DFB-Aufgebot.

Im Saarland geht es jetzt ums Geld. 9,5 Millionen Euro Ablöse erhielt Eintracht Frankfurt für Trapp aus Paris. Und die Clubs, für die der Spieler zwischen seinem zwölften und seinem 23. Lebensjahr aktiv gewesen ist, erhalten laut Weltverband Fifa eine Ausbildungsentschädigung. Das Gros geht an den 1. FC Kaiserslautern , 60 000 bis 70 000 Euro allerdings auch ins Saarland - nur an wen? An Brotdorf , Bachem oder an Mettlach?

Rechtlich, das sagen sowohl Fifa, DFB als auch Sportrechtsexperte Horst Kletke, steht das Geld dem SSV Bachem zu, da Kevin Trapp im relevanten Zeitraum zwischen seinem zwölften bis zum 14. Lebensjahr beim SSV Bachem gemeldet war. "Wir waren der Pass-gebende Verein, damit steht uns das Geld zu", sagt Bachems Vereins-Chef Baltes. Doch haben nicht auch Brotdorf und Mettlach einen Grundstein für Trapps Karriere gelegt? Gibt es nicht einen moralischen Aspekt, das Geld aufzuteilen?

Gerhard Baltes sagt nach dem Schlichtungstreffen beim SFV: "Wir werden uns im Vorstand zusammensetzen und beraten, wie wir das Geld innerhalb der JFG aufteilen können." Die Beschlüsse werde man dann den Vertretern der anderen Vereine übermitteln. "Wenn die dann einverstanden sind, melden wir das beim SFV, der wiederum dann dem DFB Bescheid gibt, dass wir uns geeinigt haben - dann erfolgt die Nachricht an Paris." Denn, so berichtet Baltes, gezahlt habe Paris St. Germain bisher noch nicht.

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