Jeder Einzelne muss sich unterordnen, nicht die Welt dem Einzelnen

Saarbrücken. Bei der SV Elversberg "kann man ruhig arbeiten", sagt Dominik Jung, Trainer der zweiten Mannschaft. Kein Wunder. Auf Tabellenplatz drei der Fußball-Oberliga Südwest überwintert die Mannschaft. Doch nicht nur daher ist der Polizist froh. Der 37-Jährige trainiert zum ersten Mal eine Oberliga-Mannschaft, hat Erfolg und kann seine Ideen stressfrei umsetzen

Saarbrücken. Bei der SV Elversberg "kann man ruhig arbeiten", sagt Dominik Jung, Trainer der zweiten Mannschaft. Kein Wunder. Auf Tabellenplatz drei der Fußball-Oberliga Südwest überwintert die Mannschaft. Doch nicht nur daher ist der Polizist froh. Der 37-Jährige trainiert zum ersten Mal eine Oberliga-Mannschaft, hat Erfolg und kann seine Ideen stressfrei umsetzen. "Das wäre sonstwo kaum möglich", weiß der Ensheimer. "Wenn man zum Beispiel Borussia Neunkirchen trainiert, muss man damit rechnen, nach sechs Wochen rausgeschmissen zu werden", sagt er und lacht.

Mit 27 Jahren stieg Jung beim SC Halberg Brebach ins Trainergeschäft ein, betreute die Zweite Mannschaft und lernte vom damaligen Trainer der Ersten: Günter Erhardt. Dass der jetzige Trainer der Elversberger Ersten Mannschaft sein Mentor ist, sei vielleicht zu viel gesagt. Auf jeden Fall "verstehen wir uns auch privat sehr gut", sagt Jung und lacht wieder. Und: "Wir haben dieselbe Auffassung von diesem Gebilde Fußball." Auch in Elversberg.

Erhardt wechselte als Trainer von Borussia Neunkirchen vor dieser Saison zur Oberliga-Mannschaft der SVE. Er wollte Jung, der die Jugend-Fußballgemeinschaft Saar-Halberg trainierte, mitbringen, um ihn als Co- und A-Jugendtrainer zu installieren. Doch vier Spiele vor Ablauf der vergangenen Saison entließ die SVE II Trainer Gary Blissett. Jung übernahm früher als geplant die abstiegsgefährdete Mannschaft. Erhardt war noch in Neunkirchen unter Vertrag. Nur dank des finanziellen Zusammenbruchs des FSV Ludwigshafen-Oggersheim in der Regionalliga schaffte die SVE II mit Jung den Verbleib in der Oberliga.

Dass es so nicht weitergehen sollte, war klar. Erhardt und Jung erarbeiteten ein Konzept. Ziele: Spieler aus der Jugend über die Oberliga in die Erste Mannschaft führen. Jugendmannschaften so verstärken, dass sie in die Regionalligen aufsteigen können. Und der Klassenverbleib mit der Zweiten Mannschaft. "Wir hatten nicht viel Zeit, konnten erst Ende März, Anfang April mit den Personalplanungen beginnen", erklärt Jung. Konsequenz: Sie mussten auch teuere Spieler verpflichten, da nicht genug Zeit blieb, "Spieler über einen langen Zeitraum zu sichten".

Erhardt trainierte dann ab Saisonbeginn die Oberliga-Elf, Jung die A-Jugend. Wobei von getrenntem Training nicht die Rede sein kann. Die größten Talente trainierten stets bei Erhardt mit, "um den Übergang einfacher zu gestalten - und um sie an das Tempo in der Oberliga zu gewöhnen", erklärt Jung. Da passt es, dass zwischen Erhardt und Jung fußballphilosophisch kein Blatt passt: "Jeder Einzelne muss sich unterordnen - und nicht die Welt dem Einzelnen", ist ihr Credo.

Ein Ansatz, der funktioniert. Unter Erhardt wuchs die Qualität der Mannschaft. Talente wie Alexander Ernst oder die A-Jugendspieler Moussa Dansoko und Mefail Kadrija bestätigen das Funktionieren des Konzepts. "Bisher sind sieben A-Jugendspieler in der Zweiten zum Einsatz gekommen", sagt Jung, der Anfang Oktober 2009 zum Trainerposten der Zweiten Mannschaft kam wie die Jungfrau zum Kind: Elversbergs Regionalliga-Trainer Djuradj Vasic musste wegen Erfolglosigkeit gehen. Erhardt rückte nach und übergab die SVE II auf Tabellenplatz zwei an Jung. "Ich bekam einen Anruf, ob ich das machen will und habe sofort zugesagt." Das Ziel Klassenverbleib war da schon nahezu eingetütet. Das Ziel, Spieler aus der Region in die Erste Mannschaft zu bringen, trieben Erhardt und Jung nun gemeinsam voran. "Der Verein hat sich von den Zuschauern entfremdet. Wir müssen Spieler aus der Region bringen, um wieder Fans ins Stadion zu bekommen", sagt Jung. Mittelfeldmann Ernst, Stürmer Said Chouaib und Verteidiger Andreas Backmann rückten hoch zur Regionalliga- und A-Jugendliche in die Oberliga-Mannschaft. Dennoch war kaum ein Qualitätsverlust zu beobachten. Daher ist Jungs Ziel nun nicht mehr der Ligaverbleib, sondern der Aufstieg der A-Jugend in die Regionalliga. "Den Aufstieg müssen sie schaffen", sagt Jung. Sie werden es wissen - und sich dem Ziel unterordnen.

Zur Person

Dominik Jung begann das Fußballspielen bei seinem Heimatverein in Ensheim. Später wechselte er zum SV Sitterswald, von da zum SV Auersmacher. Über den SV Güdingen kam er 1994 zu den SF Hostenbach. Nach eineinhalb Jahren wechselte er zu den SF Saarbrücken, ehe sich der Kreis in Ensheim wieder schloss.

Seine Trainerkarriere startete er beim SC Halberg Brebach II. Nach vier Jahren wechselte Jung zum TuS Herrensohr. Anfang 2008 trat er zurück. Er ging dann an den Halberg zurück, um die A-Jugend der neugegründeten Jugend-Fußballgemeinschaft Saar-Halberg zu trainieren. kip

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