„Jahrhundert-Pferd“ gut wie nie

Perl-Borg · Bundestrainerin Monica Theodorescu war voll des Lobes: „Den Reitern ist das heute wirklich sehr gut gelungen.“ Ihre Schützlinge zeigten in Perl-Borg starke Leistungen – allen voran Matthias Rath und Totilas.

 Matthias Rath und sein Millionen-Hengst Totilas standen am Freitag bei der Dressur-Gala am Peterhof im Mittelpunkt. Foto: ruppenthal

Matthias Rath und sein Millionen-Hengst Totilas standen am Freitag bei der Dressur-Gala am Peterhof im Mittelpunkt. Foto: ruppenthal

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Totilas ist zurück. Der 14 Jahre alte Rappe reckt seinen Hals weit nach vorne. Er genießt das Bad in der Menge, den frenetischen Jubel, der von den Zuschauerrängen auf ihn und seinen Reiter Matthias Rath hereinbricht. "Ein super gutes Gefühl", sagt Rath, fast noch ein wenig ungläubig. Das, was er und Totilas am Freitag bei der Peterhof Dressur-Gala in das Viereck zaubern, ist von der Konkurrenz beim Preis von Va-Tout, dem Grand Prix de Dressage, nicht zu toppen. Ihre Vorstellung ist kraftvoll, aber elegant. Präzise, aber losgelöst. 85,180 Prozentpunkte. "So viele Punkte bin ich mit Totilas noch nie gelaufen", sagt Rath: "Das ist faszinierend."

Die Erwartungen an den 29-Jährigen und seinen Millionen-Hengst waren vor ihrer ersten Prüfung in Perl-Borg groß - trotz der langen Auszeit. Zwei Jahre musste das Duo aussetzen. Erst war der Reiter krank, dann Totilas verletzt. Mit ihrer Rückkehr im Mai haben die beiden direkt wieder für Furore gesorgt: In Capellen (Belgien) gewannen sie einen Grand Prix Special mit 82,271 Prozentpunkten. Anfang Juni steigerten sie sich in Wiesbaden auf 83,196 Punkte. Jetzt die nächste Weltklasse-Leistung - die bislang beste der beiden.

"Diese Steigerung bei den letzten drei Veranstaltungen ist super", findet Rath: "Wir werden weiter daran arbeiten, damit das auch so bleibt." Überraschend war der Sieg nicht. Zumindest nicht für Bundestrainerin Monica Theodorescu: "Ich habe das Pferd vor seinen Auftritten im Training gesehen. Und da lief es schon sehr gut. Totilas ist eines der Pferde , die viel Qualität haben. Sein Potenzial ist sicher höher angesiedelt, als bei anderen. Er hat viel Leistungsbereitschaft und den Willen, sich zu zeigen." Ein großes Lob, aber kein Sonderlob. "Totilas ist sicher nicht das einzige ‚Jahrhundert-Pferd'", sagt Theodorescu.

Ob Kristina Sprehe mit Desperados, Isabell Werth mit Bella Rose oder Fabienne Lütkemeier mit D'Agostino - die Konkurrenz im deutschen Championats-Kader ist groß. Fast alle stellen sich bis Sonntag den Prüfungen in Perl-Borg, dem ersten Sichtungs-Standort für die WM in der Normandie im August. Helen Langehanenberg fehlt, da ihr Hengst Damon Hill im Zuchteinsatz ist. Nadine Capellmann und Girasol sowie Ulla Salzgeber und Herzruf's Erbe mussten wegen Hufverletzungen der Pferde absagen. "Eine Tendenz für die WM gibt es schon", sagt Theodorescu. Nach der Dressur-Gala in Perl-Borg wird sie vier Starter für den CHIO in Aachen im Juli benennen - für die zweite und letzte Sichtung für die WM. "In Aachen stellen wir bestimmt keine B-Mannschaft auf", sagt die Bundestrainerin.

Wie hoch die Chancen für Totilas sind, sagt sie nicht. Am Sonntag wird es Klarheit geben. Dann hat der Rappe mit Rath beim Preis der Fürstlich Castell'schen Bank, einem Grand Prix Special, seinen zweiten und letzten Auftritt bei der diesjährigen Gala auf dem Peterhof. Für Theodorescu wird es eine Herausforderung, den WM-Kader zu bestimmen. Eine Herausforderung, "auf die ich mich freue", sagt sie: "Ich entscheide das ja auch nicht allein. Das macht auch der Dressur-Ausschuss und die Mannschafts-Tierärztin, die die Pferde im Training überprüft."

Schon jetzt ist sich Theodorescu sicher: Die deutsche Mannschaft hat Potenzial, ganz gleich, wie sie sich zusammensetzen wird: "Wir haben wirklich einen guten Kader. Da können alle Topleistungen abrufen." Jetzt, nach zwei Jahren Auszeit, auch wieder Rath und sein "Wunder-Pferd" Totilas. Für die deutschen Reiter hätte es kaum besser laufen können. Am dritten Tag der Peterhof Dressur-Gala in Perl-Borg belegten sie bei der Hauptprüfung, dem Preis von Va-Tout, am Freitagabend die vorderen Ränge. An Matthias Rath und Totilas, die 85,180 Prozentpunkte erhielten, kam keiner vorbei. Isabell Werth wurde mit Bella Rose Zweite (80,100 Prozentpunkte), Kristina Sprehe mit Desperados Dritte (79,700). "Den Reitern ist das heute wirklich sehr gut gelungen", freute sich Bundestrainerin Monica Theodorescu.

Rath glänzte nicht nur mit Totilas beim Grand Prix de Dressage, sondern auch zuvor beim FEI Prix St. Georges. Er gewann die Qualifikation für den Großen Preis des Saarlandes - Preis der Ministerpräsidentin an diesem Sonntag mit Hengst Bretton Woods (75,789 Prozentpunkte). Dahinter platzierten sich die Dänin Kristine Möller und ihr Wallach Reve En Noir (71,263).

Den Preis der Nürnberger Versicherungsgruppe , die Einlaufprüfung für den Nürnberger Burgpokal, gewann Susan Pape aus Großbritannien mit Hengst Harmony's Don Noblesse (73,14). Zweite wurde Victoria Michalke mit Novia (69,073). Das Finale der Dressurprüfung für sechsjährige Pferde gewann der Niederländer Robin van Lierop. Er kam mit Stute Rs2 Denza Lenza auf die Wertnote 7.86 und landete vor dem Belgier Carl Cuypers, der mit dem Wallach Bilan die Note 7.58 erhielt.

Beim Preis der Bagrat Silikat-Technologie, der Qualifikationsprüfung zum DKB-Bundes-championat des Deutschen Dressurpferdes 2014 für sechsjährige Pferde , setzte sich Nicole Casper an die Spitze. Sie lieferte mit Wallach Dallas eine souveräne Leistung ab (Wertnote 8.1). Zweiter wurde Christoph Koschel mit seiner Stute Solitaire (7.8).

 Viele Helfer sorgen dafür, dass das Weltklasse-Turnier am Peterhof reibungslos über die Bühne geht. Foto: Ruppenthal

Viele Helfer sorgen dafür, dass das Weltklasse-Turnier am Peterhof reibungslos über die Bühne geht. Foto: Ruppenthal

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Zum Thema:

Auf einen BlickPrüfungen der Peterhof Dressur-Gala in Perl-Borg an diesem Wochenende:Samstag: 8 Uhr: Preis der Fontis Family Office GmbH und der Kanzlei Hennerkes, Kirchdörfer & Lorz, FEI Intermediaire I (CDI2*); 10 Uhr: Preis der Nürnberger Versicherungsgruppe , St. Georges Special (CDN); 13.50 Uhr: Qualifikation zum Louisdor-Preis - Nachwuchspferde Grand Prix (CDN); 17.10 Uhr: Nürnberger Burg-Pokal der Führzügelklasse; 18 Uhr: Gala-Show; 20.45 Uhr: Preis der Kohlpharma GmbH, FEI Grand Prix Kür/Freestyle (CDI4*).Sonntag: 8 Uhr: Großer Preis des Saarlandes - Preis der Ministerpräsidentin, Intermediaire I Kür/Freestyle (CDI2*); 10.30 Uhr: Louisdor-Preis - Nachwuchspferde Grand Prix, Qualifikationsprüfung zum Finale Louisdor-Preis 2014 (CDN); 13.30 Uhr: Show; 14.20 Uhr: Preis der Fürstlich Castell'schen Bank, FEI Grand Prix Special (CDI4*). cjo

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