Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Jägersburg ist die Mannschaft der Stunde

Saarbrücken · Mit dem neuen Trainer Thorsten Lahm startete der FSV schlecht in die Oberliga-Saison. Dann folgten acht Siege in neun Spielen.

Trainer Thorsten Lahm kann wieder lächeln: Jägersburg schaffte in der Oberliga eine Siegesserie.

Trainer Thorsten Lahm kann wieder lächeln: Jägersburg schaffte in der Oberliga eine Siegesserie.

Foto: maw/Martin Wittenmeier

Hat der FSV Jägersburg seine Mannschaft ausgetauscht? Noch im September stand der Homburger Stadtteilverein in der Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar auf dem letzten Tabellenplatz. Acht Spiele, sieben Niederlagen – so lautete die Bilanz. Mittlerweile haben diese Zahlen ihren Schrecken verloren. Denn von den letzten neun Partien gewann Jägersburg stolze acht, am vergangenen Samstag auch das kleine Saar-Derby gegen Aufsteiger FV Eppelborn (3:1). Nur zwei Punkte fehlen bis zu Platz vier. Man könnte sagen: Thorsten Lahm trainiert die Mannschaft der Stunde.

„Es sind die gleichen Spieler“, versichert Lahm: „So ist das im Fußball: Alles braucht seine Zeit. Dass es jetzt so läuft, hätte ich mir aber auch nicht träumen lassen.“ Lahm übernahm die Mannschaft vor dieser Saison von Marco Emich. Was mehr bedeutete als einen Trainerwechsel. Emich galt als „Mr. Jägersburg“. „Marco war nicht nur ein Trainer, er hatte ein ganz besonderes Verhältnis zum Verein, das war hier eine Familie“, erklärt Lahm: „Dem Verein war klar, dass ich kein zweiter Marco bin.“ Sein Vorgänger hatte Jägersburg sagenhafte 15 Jahre lang trainiert und von der Landesliga bis in die Oberliga geführt.

Lahm sollte für Kontinuität sorgen, er betreute vorher die zweite Mannschaft. Trotzdem war der Ex-Profi im Zweifel der Neue. Als sie nur verloren, fragten einige Zuschauer: Wann willst du denn mal ein Spiel gewinnen? „Es ist schön, dass die Vorstandschaft die Ruhe bewahrt hat“, sagt Lahm. In dieser Phase lernten sich Spieler und Trainer besser kennen, Lahm drehte an verschiedenen Stellschrauben, passte die Taktik an. Auch deshalb, weil Schlüsselspieler fehlten: Kapitän Daniel Dahl nach einer Leisten-OP, Stammtorwart Philip Luck wegen eines Achillessehnenrisses.

Am neunten Spieltag gewann Jägersburg zu Hause gegen den FV Engers mit 3:2, nach zweimaligem Rückstand. „Das Spiel war ein Knackpunkt“, sagt der 47-jährige Lahm: „Wir haben daran geglaubt, dass wir das Fußballspielen nicht verlernt haben.“ Seitdem gab es nur noch eine Niederlage, bei der U23 des 1. FC Kaiserslautern (0:3).

Lahm und seinen Vorgänger verbindet mehr als Jägersburg. Er und Emich waren einst Führungsspieler bei Borussia Neunkirchen. Gemeinsam holten sie 2000 den Titel in der Oberliga, ihr Trainer damals: Stefan Kuntz, heute Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft.

Der Europameister sprach viel mit seinen Spielern, vermittelte Spaß, gab ihnen aber auch Verantwortung. Fußballerisch legte Kuntz gesteigerten Wert auf ein gepflegtes Spiel. Dafür garantierte im Mittelfeld Lahm – als Nummer zehn. Was über ihn als Trainer erzählt wird, erinnert an diese längst vergangenen Tage.

Jägersburg hat sich nicht aus dem Tabellenkeller gekämpft, sondern gespielt. „Wir haben tolle Fußballer“, sagt Lahm. Aber auch: „Nur spielen, das reicht nicht.“ Er spricht von einer „guten Mischung“ in seinem Kader, „Haudegen“ inklusive.

Auch wenn beim FSV die meisten Kicker aus der näheren Umgebung kommen: Viele haben eine höhere Ausbildung genossen. So wie Tom Koblenz, der sich im defensiven Mittelfeld zu einer festen Größe entwickelt hat. Koblenz stammt aus Beeden, er studiert in Saarbrücken. Der 22-Jährige könnte auch Profi sein. Mit der U19 der TSG Hoffenheim gewann Koblenz die deutsche Meisterschaft, zwei Jahre verbrachte er beim Nachwuchs des englischen Zweitligisten Derby County. „Ihm schaue ich unheimlich gerne zu beim Fußballspielen, weil er Eleganz hat, aber auch stabil ist“, lobt Lahm. Koblenz spiele in seiner zweiten Saison freier auf, übernehme Verantwortung.

Man könnte die Wende in Jägersburg an den Qualitäten solcher Einzelspieler festmachen. Doch der FSV überzeugt als Kollektiv. Wie zum Beweis sagt Koblenz: „Meine Aufgabe ist es, die anderen zum Glänzen zu bringen.“ Beim Blick auf die Tabelle bleibt der Mittelfeldmann realistisch, er orientiert sich nach unten: „Nach oben wollen wir gar nicht schauen.“ Im Scherz sagt er: „Wir wissen, dass es diese Saison mit dem Aufstieg eh nichts wird.“ An der Tabellenspitze steht der Nachbar, die Übermannschaft des FC Homburg.

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