Ja, er spielt immer noch

Saarbrücken. Es fällt im Moment nicht leicht, über den ukrainischen Fußball zu sprechen, ohne über die Ukraine selbst zu sprechen, ohne über die Politik vor Ort zu sprechen. Und doch gibt es sie, diese ukrainische Nationalmannschaft, die einfach nur eine von 16 Mannschaften ist, die um die Europameisterschaft spielen. Eine Mannschaft, die zusätzlich noch einen der beiden Gastgeber vertritt

Saarbrücken. Es fällt im Moment nicht leicht, über den ukrainischen Fußball zu sprechen, ohne über die Ukraine selbst zu sprechen, ohne über die Politik vor Ort zu sprechen. Und doch gibt es sie, diese ukrainische Nationalmannschaft, die einfach nur eine von 16 Mannschaften ist, die um die Europameisterschaft spielen. Eine Mannschaft, die zusätzlich noch einen der beiden Gastgeber vertritt. Und - um sich endgültig von der Politik zu lösen - eine Mannschaft, in der Andrij Schewtschenko spielt. Ja, der Mann spielt immer noch Fußball. 35 Jahre alt ist er mittlerweile. Erst 35 möchte man fast meinen, schließlich ist Schewtschenko schon immer irgendwie dabei.1995 als 18-Jähriger ist Schewtschenko das erste Mal ukrainischer Meister mit Dynamo Kiew geworden, zwei Jahre später zum ersten Mal Fußballer des Jahres. 1999 dann der Wechsel zum AC Mailand. Dort wurde er Torschützenkönig, Meister, Champions-League-Sieger und Liebling von Club-Präsident Silvio Berlusconi.

Besser konnte man es als Fußballer vermutlich nicht haben. Und doch trieb es ihn 2006 zum FC Chelsea, für 51 Millionen Euro. Er fand in England nie seinen Platz. 2010 kehrte er in seine Heimat zu Dynamo zurück. Hinein in die Bedeutungslosigkeit. Doch er spielt noch immer. Nicht mehr so oft und nicht mehr ganz so gut, aber noch gut genug für fünf Tore in neun Liga-Spielen. Da mag ein Anatoly Timoschchuk, übrigens einiziger Bundesliga-Legionär im Kader, mit Bayern München im Champions-League-Finale stehen - Schewtschenko ist der Star in der Ukraine.

Vermutlich wird es für die Ukraine nicht für mehr als die Vorrundenspiele reichen - mit Schweden, England und Frankreich in einer Gruppe. Heimat-Bonus hin oder her. Zumal Trainer Oleg Blochin auf seine beiden Torhüter verzichten muss. Erst war bei Ersatztorhüter Oleksandr Rybka ein unerlaubtes Mittel im Blut gefunden worden, dann verletzte sich die Nummer eins, Andrij Dykan schwer am Kopf. Andrij Pyatov, die Nummer drei, wird dafür ins Tor rücken.

Doch ganz kommt in diesen Tagen kein Bericht über die EM in der Ukraine an der Politik vorbei. Denn es wird auch die Frage sein, wie die ukrainische Mannschaft umgeht mit all der Öffentlichkeit, die über den Sport hinaus geht. So ganz ist sie eben doch nicht nur eine unter 16 gleichen. jbö

> wird fortgesetzt

Foto: DOLZHENKO/dpa

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