Italiens Fußball darbt

Rom/Berlin. Einst war Italien ein Paradies für Fußball-Weltstars, doch die früher so glanzvolle Serie A ist zum Problemfall verkommen. "Wir waren ein Luxus-Restaurant, jetzt sind wir eine Pizzeria", sagte Präsident Adriano Galliani vom AC Mailand zuletzt anschaulich

 Fußball vor halb leeren Rängen: In der italienischen Serie A ist das ein fast alltägliches Bild - nicht nur für Michael Bradley (l.) und Pablo Daniel Osvaldo (r.) vom AS Rom. Foto: Cesare Abate/dpa

Fußball vor halb leeren Rängen: In der italienischen Serie A ist das ein fast alltägliches Bild - nicht nur für Michael Bradley (l.) und Pablo Daniel Osvaldo (r.) vom AS Rom. Foto: Cesare Abate/dpa

Rom/Berlin. Einst war Italien ein Paradies für Fußball-Weltstars, doch die früher so glanzvolle Serie A ist zum Problemfall verkommen. "Wir waren ein Luxus-Restaurant, jetzt sind wir eine Pizzeria", sagte Präsident Adriano Galliani vom AC Mailand zuletzt anschaulich. Auch der ehemalige Nationaltrainer Arrigo Sacchi malt ein düsteres Bild: "Der italienische Fußball ist lahm und dazu verurteilt, es zu bleiben." Und das, obwohl Sacchi als technischer Verantwortlicher des italienischen Fußballverbandes (FIGC) Optimismus zumindest zur Schau stellen müsste.

Vielleicht liegt es daran, dass Sacchi die Goldenen Zeiten des italienischen Fußballs kennt und maßgeblich mitgeprägt hat: Ende der 80er Jahre gewann er mit dem AC Mailand zweimal den Europapokal der Landesmeister. Damals spielten in der Serie A Namen wie van Basten, Matthäus, Klinsmann und Maradona - der WM-Gastgeber von 1990 war der Nabel der Fußball-Welt. Von 1986 bis 1999 führte Italien mit einem Jahr Unterbrechung die europäische Fünfjahreswertung an. Das ist längst vorbei, den Anschluss an die Weltspitze hat die Liga verloren.

Das gilt auch für die Gunst der Stadionbesucher. Seit Jahren schwinden die Zuschauerzahlen in den Stadien. In der Serie A liegt der Durchschnitt momentan bei knapp 23 000 Besuchern und einer Auslastung von wenig mehr als 50 Prozent. Die Fans, die noch ins Stadion gehen, schreiben immer wieder Negativschlagzeilen. So auch am vergangenen Wochenende: Nur zwei Tage, nachdem Kevin-Prince Boateng wegen rassistischer Beleidigungen während eines Milan-Testspiels das Feld verlassen hatte, beschimpften Anhänger von Lazio Rom erneut einen dunkelhäutigen Spieler.

Als Wurzel allen Übels sehen Experten die maroden Stadien an. "In Italien sind die Arenen wie bei uns in den 70er Jahren. Die Italiener beneiden uns darum. Für sie ist die Bundesliga ein Vorbild", sagte der ehemalige Italien-Legionär Rudi Völler zuletzt im Express. Vielen Klubs fehlt das Geld für Modernisierungen. Die Verschuldung der 20 Erstligaklubs beträgt schon jetzt insgesamt mehr als 2,7 Milliarden Euro. Auch deshalb musste beispielsweise der AC Mailand vor der Saison gleich mehrere Leistungsträger ziehen lassen - darunter Zlatan Ibrahimovic. Es war der größte Name, den der italienische Fußball noch hatte.

Die Zukunft sieht alles andere als rosig aus. Juventus Turin hat zwar ein neues Stadion und eine Fußballschule für Talente, doch selbst die Schweiz und Österreich, sagt Arrigo Sacchi, seien in diesem Bereich mittlerweile an Italien vorbeigezogen.

Immerhin haben die Talente, die es in den Profifußball geschafft haben, nun bessere Chancen. "Wegen der finanziellen Engpässe müssen die Klubs verstärkt auf junge Spieler setzen. Das führt dazu, dass italienische Talente besser verwertet werden", sagt Nationaltrainer Cesare Prandelli: "Die Krise kann eine Herausforderung und eine Chance für den italienischen Fußball sein." Wenigstens der Optimismus bleibt.

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