„Triathome“ in achteinhalb Stunden Frodeno fasziniert Becker, Götze und Co.

Girona · Der Saarbrücker Triathlet schafft seinen Ironman zuhause und sammelt 200 000 Euro an Spenden.

 Tausende verfolgten den Ironman, den Jan Frodeno zuhause absolvierte, live im Internet und spendeten für „Frodos“ Hilfsaktion.

Tausende verfolgten den Ironman, den Jan Frodeno zuhause absolvierte, live im Internet und spendeten für „Frodos“ Hilfsaktion.

Foto: dpa/Nik Howe

Nach achteinhalb Stunden körperlicher Schwerstarbeit zauberten Jan Frodeno die gesammelten 200 500 Euro ein breites Lächeln ins Gesicht. Der dreimalige Ironman-Weltmeister vom LAZ Saarbrücken genoss die letzten Kilometer fast so, als würde er in Führung liegend dem Ziel auf Hawaii entgegenlaufen. Diesmal rannte der Triathlet aber auf einem Laufband beim „Triathome“ – und vor allem für einen guten Zweck. „Keine Weltrekorde gebrochen“, kommentierte Frodeno: „Aber es gibt keine Worte dafür, was heute passiert ist.“

Das eine waren die Fakten: 3,86 Kilometer Schwimmen im neun Meter langen Pool bei 13 Grad kaltem Wasser mit einer Gegenstromanlage. 180 Kilometer Radfahren auf einem Smart-Rollentrainer, verbunden mit rund 1000 Miteiferern über eine Online-Plattform – und danach noch ein Marathon auf dem Laufband. Nach etwa 8:33:39 Stunden war es geschafft. Zum Vergleich: Beim dritten WM-Titel im vergangenen Oktober hatte Frodeno auf Hawaii 7:51:13 Stunden benötigt und einen Rekord aufgestellt. Der Unterschied diesmal: „Es ist mental eine große Herausforderung, diese 226 Kilometer zu bewältigen, ohne mich mehr als fünf Meter von der Stelle zu bewegen.“

Und: Frodeno plaudert bei einem Ironman-Rennen nicht fortwährend. Genau das gehörte aber auch zum Programm am vergangenen Samstag in einem Haus mit Blick über Girona. Per Video wurden Sportstars wie Tennis-Legende Boris Becker, der ehemalige Bahnrad-Gigant Chris Hoy, die deutschen Fußball-Weltmeister Mario Götze und André Schürrle, Tennis-Ass Andrea Petkovic oder Ex-Ski-Star Felix Neureuther dazugeschaltet.

Aber auch Frodenos Eltern kamen zu Wort. Sie wohnen nur wenige hundert Meter von ihrem Sohn, dessen Ehefrau und deren beiden kleinen Kindern entfernt. Sehen können auch sie sich nur per Video. Seit Wochen herrscht Ausgangssperre in Spanien wegen der Corona-Pandemie, Frodenos Wahlheimat ist besonders schwer betroffen. Das Kindermädchen der Frodenos kehrte sogar freiwillig zurück in den Dienst als Krankenschwester. Auch sie wurde live dazugeschaltet, als sie von der Nachtschicht nach Hause gekommen war. Sie lobte Frodeno als ganz besonderen Menschen, der auch auf die Menschen um ihn herum achte. Beinahe verlegen kommentierte dieser: „Ich höre mit.“

Klar ist, dass Frodeno mit dieser Aktion seinen Ruf als Ausnahme-Athlet weiter gefestigt hat. Ein Fan kommentierte auf Instagram: „Gewinner überqueren als erste die Ziellinie, Champions schaffen große Dinge, die weit über den Sport hinausgehen.“ Beeindruckt zeigte sich auch Mario Götze, der fast ein schlechtes Gewissen bekam angesichts der körperlichen Schinderei.

André Schürrle fand es einfach nur cool, und Neureuther verspürte gar Lust auf ein Debüt als Triathlet. Er wolle aber klein anfangen und die 500 Meter per Brustschwimmen absolvieren. Sein Untergrund sei dann halt doch eher gefrorenes Wasser, meinte er im Dreier-Plausch mit Becker und Frodeno. Dabei entlockte Becker dem Triathleten auch, warum er denn gleich drei Disziplinen macht, die jede für sich anstrengend genug ist. Frodenos Antwort: „Ich war ein schrecklicher Tennisspieler.“ Auch Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul, Deutschlands Sportler des Jahres, schaltete sich zu.

Respekt zollte Frodeno auch Triathletin und Hawaii-Siegerin Anne Haug. „Wenn ich einen Marathon auf dem Laufband laufen müsste, bräuchte ich drei Tage Physiotherapie am Stück danach. Also es ist nicht besonders zum Nachahmen geeignet“, sagte Frodenos Vereinskollegin in einem Instagram-Interview mit Sport1. Ein wenig neidisch war Haug auf Frodenos Möglichkeiten: „Ich gehöre leider zu den 99,9 Prozent aller Triathleten, die keinen Pool mit Gegenstromanlage haben.“

Versorgt wurde der 38-Jährige bei seinem „Triathome“ vor allem von Ehefrau Emma, die Australierin holte 2008 in Peking ebenfalls olympisches Gold im Triathlon. Mal ein Küsschen, mal ein Tänzchen, aber auch das Bananenbrot von Emma sorgten immer wieder für ein Lächeln bei Frodeno, ehe es auf den letzten Kilometern richtig breit wurde. Noch mal wolle er das wahrscheinlich nicht machen, meinte er allerdings auch und kündigte erst mal Zeit mit der Familie an. Ob und wann Frodeno in diesem Jahr wieder einen richtigen Ironman absolvieren kann, ist völlig unklar.

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