Fußball Nächste Pionierin auf dem Vormarsch

Straelen · Inka Grings schreibt als Trainerin bei Männer-Regionalligist SV Straelen Geschichte.

 Ex-Nationalspielerin Inka Grings ist die neue Trainerin des Männer-Regionalligisten Straelen.

Ex-Nationalspielerin Inka Grings ist die neue Trainerin des Männer-Regionalligisten Straelen.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Inka Grings war schon als Spielerin dafür bekannt, Grenzen zu durchbrechen. Mit ihren über 300 Treffern ist die frühere Weltklassestürmerin die Rekordtorschützin der Frauen-Bundesliga. Nun sorgt die ehrgeizige 40-Jährige auch als Trainerin für ein Novum: Als erste Frau übernimmt die Fußballlehrerin bei einem Männer-Verein aus den obersten vier Ligen das Kommando. Die 96-malige Nationalspielerin und zweimalige Europameisterin soll den Aufsteiger SV Straelen als Doppelspitze mit Thomas Drotboom vor dem Abstieg aus der Regionalliga West bewahren.

„Ich habe mit Martina als Trainerin hier gute Erfahrungen gemacht“, sagte Club-Mäzen Hermann Tecklenburg, Ehemann von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg: „Sie hat unheimlich viele Dinge gesehen und in den Pausen angesprochen, die mir so gar nicht aufgefallen waren. Sie stammt aus einer Düsseldorfer Arbeiterfamilie und spricht den rauen Ton der Fußballer. Sie lässt sich von den Jungs nicht ins Bockshorn jagen.“

Voss-Tecklenburg, einst Lebensgefährtin von Grings, hält große Stücke auf eine „ihrer besten Freundinnen“. Auf die Frage, wann erstmals eine Trainerin den Durchbruch in die Männer-Bundesliga schaffe, antwortete die Bundestrainerin jüngst der WAZ: „Ich würde das Inka Grings zutrauen, vielleicht erst einmal über eine Station in der Regionalliga.“

Grings Sprungbrett war der Nachwuchsbereich. Bei Viktoria Köln trainierte sie bis Sommer 2018 die U17-Junioren. Zuvor hatte sie ihren Ex-Club MSV Duisburg in der Frauen-Bundesliga betreut. Doch die dreimalige Fußballerin des Jahres sieht die ultimative Herausforderung im Männer-Bereich. „Das Tempo, der andere Umgang, mehr erreichen zu können – das ist das, wonach ich strebe“, sagte Grings bereits 2017: „Natürlich will ich auch ein Stück weit Geschichte schreiben.“

Das tut sie nun zunächst am Niederrhein. Nach dem 0:0 des SV Straelen am Samstag beim SV Lippstadt unter Leitung des sportlichen Leiters Stephan Houben liegt ihr neuer Club nur sechs Punkte vor Platz 15. Der Abwärtstrend hatte Grings-Vorgänger Marcus John am vergangenen Donnerstag den Job gekostet.

Wie schnelllebig das Geschäft mitunter ist, hat zuletzt Imke Wübbenhorst erfahren. Das vielbeachtete Engagement der 30-Jährigen bei Oberligist BV Cloppenburg endet im Sommer. Womöglich, weil sie sich für den Fußballlehrer-Lehrgang beworben hat und so eingeschränkter zur Verfügung stünde. Erst vor Weihnachten war die frühere Bundesliga-Spielerin zur Cheftrainerin berufen worden. Als erste Frau übernahm sie ein Traineramt im leistungsbezogenen Männerfußball und zog dadurch immenses Medieninteresse auf sich. Das dürfte am Samstag (14 Uhr) nun ganz ähnlich sein. Dann gibt Grings in Straelen ihr Debüt, wenn der SC Verl an der niederländischen Grenze zu Gast ist.

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