In-Team-Feinde unter Beobachtung

Shanghai. Nach seinem Ego-Trip steht der dreimalige Weltmeister Sebastian Vettel beim Wiedersehen in Shanghai unter besonderer Beobachtung

 So nah und doch so fern: Mark Webber (links) und Sebastian Vettel sind praktisch verfeindete Teamkollegen. Foto: Azubel/dpa

So nah und doch so fern: Mark Webber (links) und Sebastian Vettel sind praktisch verfeindete Teamkollegen. Foto: Azubel/dpa

Shanghai. Nach seinem Ego-Trip steht der dreimalige Weltmeister Sebastian Vettel beim Wiedersehen in Shanghai unter besonderer Beobachtung. Und die spannende Frage vor dem Großen Preis von China an diesem Sonntag (9 Uhr/RTL und Sky) lautet: Zieht Vettel nach dem geklauten Sieg bei den Attacken seines In-Team-Feindes Mark Webber auf der Strecke womöglich zurück? "Wenn ich nochmal in dieser Situation wäre, würde ich es anders machen", kündigt Vettel an. Er richtet den Blick aber auch aufs Wesentliche: "Natürlich ist Malaysia immer noch in den Köpfen der Leute, aber mein Fokus und auch der des Teams liegt nun auf dem kommenden Rennwochenende."

Die Wunden werden aber nicht wirklich verheilt sein. Zu tief war der Vertrauensbruch innerhalb des Red-Bull-Rennstalls, da Vettel die Order seines Teams, Webber nicht zu überholen, missachtete. Vettel räumte nach dem 27. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere den Fehler zwar offen ein und sagte: "Ich kann Marks Frust und den Ärger des Teams verstehen." In China ging er aber nach seiner anfänglichen Defensive zum Angriff über. "In Anbetracht der Ereignisse in den letzten Jahren, glaube ich, dass Mark es nicht verdient gehabt hätte, dass ich den zweiten Platz halte und ihm den Sieg überlasse", sagt Vettel.

Im Fahrerlager des Shanghai International Circuits machte der dreimalige Weltmeister unmissverständlich klar, welcher Fahrer bei Red Bull das Sagen hat: Er. Und wer sich ganz hinten anstellen muss: Webber. Und Vettel legt im Zoff mit dem 36 Jahre alten Routinier aus Queanbeyan nach: "Es gab mehr als eine Situation in der Vergangenheit, als er dem Team hätte helfen können, er es aber nicht tat." Auf die Frage, ob er befürchte, künftig auf die Hilfe von Webber verzichten zu müssen, meint er trocken: "Um ganz ehrlich zu sein, gab es nie Unterstützung von seiner Seite." Worte, die sitzen.

Um einen Vorfall wie in Sepang zu verhindern, hat Red Bull reagiert. "Stallorder wird es bei uns keine mehr geben", sagt Motorsportchef und Vettel-Intimus Helmut Marko. Das Team kehrt damit zum jahrelang demonstrativ proklamierten Motto zurück: freie Fahrt für die Stallrivalen.

Mit 40 Punkten nach zwei Rennen führt Vettel die WM-Wertung vor Australien-Sieger Kimi Räikkönen (31) und Webber (26) an. Außerdem gilt Vettel als Asien-König. Kein anderer Fahrer hat dort mehr Grand Prix gewonnen als er. 17 Erfolgen in Asien stehen zehn Siege außerhalb des Kontinents gegenüber. Michael Schumacher ist in dieser Statistik Zweiter, durfte in Asien 13 Mal jubeln.

Trotz Startplatz elf landete Vettel 2012 nach einer wütenden Aufholjagd auf Position fünf. Bessere Erinnerungen hat der 25-Jährige an 2009. "Wir hatten eine gute Qualifikation und dann ein tolles Rennen", erzählte Vettel über seinen ersten Sieg im Red Bull. Webber raste damals auf Platz zwei. dpa

"Wenn ich nochmal in dieser Situation wäre, würde ich es anders machen."

Red-Bull-Pilot

Sebastian Vettel

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