In der Wüste auf WM-Kurs

Homburg · Schon als kleiner Junge hat ihn die Sportwagen-Weltmeisterschaft fasziniert, seit Jahren hat er den großen Traum, in dieser Serie den WM-Titel einzufahren. Jetzt ist Timo Bernhard aus Homburg ganz kurz vor dem Ziel.

Als Timo Bernhard diesmal seinen Koffer gepackt hat, hat er extra mehr Platz frei gelassen als normal. Denn es könnte gut sein, dass er auf der Rückreise noch ein bisschen mehr Gepäck unterbringen muss als auf dem Hinweg- unter anderem einen WM-Pokal.

In der Wüste von Bahrain hat der Homburger Porsche-Pilot am Samstag beim Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC (letzte Stunde ab 18 Uhr live auf Eurosport), die große Chance, den Titel einzufahren. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen, dem Ex-Formel-1-Fahrer Mark Webber (Australien) und Brendon Hartley (Neuseeland). "Ja, es sieht gut aus, ich denke, das kriegen wir hin. Ich will das Ding nach Hause bringen", sagt Bernhard und lacht. Dann schiebt er hinterher: "Aber im Motorsport muss man demütig sein, denn da kann immer was schiefgehen."

Allerdings: Es müsste schon verdammt viel schiefgehen, damit Bernhard noch aus der Erfolgsspur geraten könnte. Vor dem letzten Lauf haben er und seine Teamkollegen zwölf Punkte Vorsprung auf das Audi-Trio André Lotterer, Benoît Tréluyer und Marcel Fässler. Selbst bei einem Sieg der Rivalen würde Bernhard ein dritter Platz zum Titel reichen. Sollte er am Freitag den Extra-Punkt für die beste Trainingszeit einfahren, könnte er sich im Rennen sogar Platz vier erlauben. Und das sollte kein Problem sein: Die letzten vier Rennen hat Bernhard gewonnen. Aus einem zwischenzeitlichen 35-Punkte-Rückstand im WM-Kampf ist eine satte Führung geworden.

Eigentlich kann daher nur ein Unfall oder ein technischer Defekt den Saarländer stoppen. "Das aber ist schnell passiert", weiß Bernhard. Das Finale in der Wüste verlangt Technik und Fahrern alles ab. Mehrmals pro Runde gibt es harte Bremsmanöver aus Tempo 300. Hinzu kommt, dass der Wind gerne mal Sand aus der umgebenden Wüste auf die Strecke weht. Und weil knapp zwei Stunden nach dem Start die Sonne untergeht, hält der Sechs-Stunden-Lauf als Nachtrennen unter Flutlicht noch weitere Unwägbarkeiten bereit. "Da musst du höllisch aufpassen", weiß Bernhard.

Nervosität verspürt der 34-Jährige dennoch nicht. "Wir gehen das Rennen genauso wie die letzten an. Wir wissen: Wir haben ein Auto, mit dem wir gewinnen können - und wir haben den Meistertitel quasi auf dem Fuß. Ich freue mich immer auf jedes Rennen - aber diesmal noch mehr", sagt Bernhard. "Wir haben lange auf diesen Moment hingearbeitet, seit 2012 viel an Einsatz und Herzblut investiert. Jetzt sind wir kurz vor dem Ziel." In Barcelona hat sich der Homburger vergangene Woche noch mal drei Tage lang mit Testfahrten vorbereitet. Ein Einschießen fürs Finale.

Bernhard fiebert dem Rennen entgegen. "Als kleiner Bub hab‘ ich in den 80er- und 90er Jahren immer die Sportwagen-WM geguckt. Das war eine Riesen-Sache damals. Als die WM 2012 wiederbelebt wurde, war ich direkt scharf auf den Titel. Ich denke, es ist der wichtigste im Motorsport, abgesehen von der Formel 1." Ganz nebenbei wäre es der erste WM-Titel für einen Saarländer im Motorsport seit 18 Jahren. 1997 hatte Bernd Schneider mit Mercedes die Fia-GT-Serie gewonnen. "Ich hatte mir für dieses Jahr den Sieg in Le Mans und in der Weltmeisterschaft vorgenommen. Le Mans hat mit Platz zwei knapp nicht geklappt. Umso heißer bin ich jetzt auf die WM", sagt Bernhard.

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