In Dahlmeiers Schatten

Chanty-Mansijsk · Bei der WM in Oslo war sie zum Zuschauen verdammt. Nun will Miriam Gössner beim Weltcup-Finale in Chanty-Mansijsk einen versöhnlichen Saisonabschluss. Für ihr vorbildliches Verhalten während der WM erntete sie Lob.

 Miriam Gössner geht heute nach der WM-Pause im Weltcup-Finale wieder an den Start. Foto: Schutt/dpa

Miriam Gössner geht heute nach der WM-Pause im Weltcup-Finale wieder an den Start. Foto: Schutt/dpa

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Als Überfliegerin Laura Dahlmeier im WM-Rampenlicht eine Medaille nach der anderen gewann, schuftete Miriam Gössner still und heimlich für ein gelungenes Saisonfinale. "Sehr konzentriert" habe die blonde Biathletin in Oslo trainiert, sagte Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig: "Und ich glaube deshalb, dass es einen sehr versöhnlichen und erfolgreichen Abschluss geben könnte."

Nach der Zwangspause darf Gössner heute nämlich endlich wieder angreifen, wenn im fernen Chanty-Mansijsk (Russland) mit dem Sprint über 7,5 Kilometer (14.15 Uhr/ZDF und Eurosport) der letzte Weltcup der langen Saison eingeläutet wird. Und die Hoffnungen auf gute Resultate sind groß - nicht zuletzt wegen einiger positiver Eindrücke. "Was mich glücklich macht, ist, dass mein Laufniveau wieder weltspitze ist", sagt Gössner: "Beim Schießen waren teilweise auch sehr gute Rennen dabei. Einige haben aber auch von vorne bis hinten nicht funktioniert."

Und daran wurde in Norwegens Hauptstadt eifrig gearbeitet - zwar ohne großes öffentliches Interesse, dafür unter den geschulten Augen der Trainer. "Wir haben mit Sondermaßnahmen im Schießen versucht, sie dort weiterzuentwickeln", sagt Hönig. Ob sich der Fleiß auch auszahlen wird? Man möchte es Gössner nach der schwierigen Zeit in Oslo wünschen.

Fast tatenlos hatte sie in den vergangenen beiden Wochen mit ansehen müssen, wie ihre Teamkollegen bei den Titelkämpfen am Holmenkollen um WM-Ehren kämpften. Hin und wieder war sie gefragt, als es um das Testen der Skier ging, auch für die Stimmung war die 25-Jährige laut Hönig "mit ihrem natürlichen Frohsinn und ihrer lustigen Art ein äußert wertvolles Mitglied". Ansonsten aber war Gössner nur dabei statt mittendrin. "Es sind leider sechs starke Mädels", hatte die Freundin von Ski-Ass Felix Neureuther gesagt, nachdem der "große Traum" von einem WM-Start in der Heimat ihrer Mutter geplatzt war: "Vier dürfen nur starten, zwei müssen zuschauen. Schade, dass ich eine davon bin."

Wenn man der Einschätzung von Karin Orgeldinger glaubt, wird das künftig nicht mehr so sein. Eine "absolute Bank" und "sicherlich eine Kandidatin für die weiteren Jahre" ist Gössner für die Sportdirektorin des Deutschen Skiverbandes - wenn die Schwächen am Schießstand ausgemerzt werden. "Dann ist sie auf absolutem Top-Niveau", sagte sie. Weltmeisterlich war auch Gössners professioneller Umgang mit der herben WM-Enttäuschung, für den sie großes Lob erntete. "Sie hätte einen guten Grund gehabt, sich in die Schmollecke zu verkriechen. Hut ab und Respekt vor ihrem Verhalten, mit dem sie sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat", lobte Hönig.

Und ganz mit leeren Händen musste sie den Flug von Oslo ins kalte Sibirien dann doch nicht antreten. Dahlmeier hatte zwar fünf Medaillen im Gepäck - Gössner dafür einen bunten Blumenstrauß von Martin Fourcade. Den hatte ihr der Dominator aus Frankreich nach der letzten WM-Entscheidung geschenkt.

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