In 123 Tagen zum Profi-Fußball im eigenen Stadion

Die SV Elversberg könnte innerhalb von 123 Tagen ihren Traum vom Profi-Fußball im eigenen Stadion verwirklichen. Nachdem am 4.

Juni der Aufstieg feststand, präsentierte der Verein seinen Plan für den stufenweisen Ausbau des eigenen Stadions auf bis zu 15 000 überdachte Plätze. Wegen des Ausbaus weicht die SVE für ihre Heimspiele ins Saarbrücker Ludwigspark-Stadion aus. Am 5. Oktober will sie ihr erstes Drittliga-Spiel in Elversberg austragen. Gegner wäre der MSV Duisburg. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) will die Spielgenehmigung in der Baustelle erteilen, wenn die SVE noch einige Dinge klärt.

Geforderte Kapazität ist erfüllt

Die vom DFB für die 3. Liga geforderte Kapazität von 10 000 Zuschauern - mindestens 2000 Sitzplätze - ist erreicht. Die 120 Meter lange Vortribüne der neuen Haupttribüne ist fertig. Darauf können etwa 3000 Zuschauer auf roten und gelben Sitzen Platz nehmen. Rot und Gelb sind die Farben des Wappens der Gemeinde Spiesen-Elversberg. Die Stehränge in den Blöcken für Gäste- und SVE-Fans wurden mit Stahlrohr-Tribünen aufgestockt. Beide umfassen nun jeweils etwa 2500 Plätze. Der Gäste-Block wurde zudem überdacht. Als Überdachung dient das Dach der abgerissenen alten Tribüne.

Beschallung ist ein offener Punkt

Nach SZ-Informationen geht es dem DFB nun noch um Nachweise der Funktionsfähigkeit - zum Beispiel für die Beschallungs-Anlage und das Flutlicht - sowie Fragen der TV-Produktion. Die Heimspiele des Aufsteigers müssen nach DFB-Vorgaben für das Fernsehen aufgezeichnet werden können. Elversbergs Vize-Präsident Martin Jörg bestätigt, dass dies die offenen Punkte sind.

Toiletten sind provisorisch

Die vorgeschriebene Zuschauer-Kapazität ist erreicht, die Nachweise der Funktionsfähigkeit will die SVE bald vorlegen. Aber: Auch wenn der Ball in Elversberg rollt, ist in Sachen Infrastruktur und Sicherheit noch einiges zu tun. Der DFB schreibt vor: "Zuschauerbereiche sind in mindestens vier Sektoren zu unterteilen, die über eigene Zugänge, Toiletten, Kioske verfügen". Die Toiletten im Stadion sind größtenteils weiterhin provisorisch: Dixi-Klos wurden durch Toiletten-Container ersetzt. Die Block-Trennung ist vollzogen.

Fan-Ströme werden getrennt

Der Gästeblock muss laut DFB einen eigenen Zugang haben. Der Weg dorthin soll die von übrigen Besuchern benutzten Wege kaum kreuzen. Dies ist in Elversberg nicht der Fall. Ein neuer Parkplatz soll für Abhilfe schaffen. Die Trennung bei Anreise, Parken und Stadionzugang soll über eine Verbindungsstraße von diesem zum Stadion geregelt werden. Der Parkplatz soll laut dem vom Club den Behörden vorgelegten Verkehrssicherungskonzept bis zu 800 Stellplätze haben und an der Landstraße 112 Richtung Friedrichsthal entstehen.

Die Polizei begleitet die SVE in Fragen der sicherheitsrelevanten technischen und baulichen Infrastruktur. Auch in Fragen von Sicherheitsmaßnahmen wie Trennung von Fan-Strömen oder Blockzuweisung ist sie behilflich. Das Landespolizeipräsidium Saarland erklärt auf SZ-Anfrage, dass die Anreise von Gäste-Fans über die "Straße, welche über einen im westlichen Teil des Stadions vorgesehenen Parkplatz führt", gewährleisten soll, dass sich Fan-Ströme nicht begegnen.

Parkplatz-Bau zieht sich hin

Das Gelände für den Parkplatz ist Wald- und Landschaftsschutzgebiet. Zudem will die Gemeinde den Platz als "Park & ride"-Möglichkeit mitnutzen. Und das Landesamt für Straßenwesen zieht in Erwägung, im Rahmen des Parkplatz-Baus einen Kreisel zur Regulierung des Verkehrsflusses und zur Geschwindigkeitsreduzierung auf der L 112 zu bauen. Obwohl ein Fledermaus-Gutachten nach SZ-Informationen ergeben hat, dass in dem Gebiet keine geschützte Art beheimatet ist, wird sich die Umsetzung des Parkplatz-Baus hinziehen, weil viele Stellen daran beteiligt sind.

Busse lösen Parkplatz-Problem

Das Stadionhandbuch des DFB schreibt für Drittliga-Arenen keine genaue Anzahl von Parkplätzen vor. Es müssen "der Größe des Stadions angemessene Parkplätze für Pkw und Busse mit ausreichenden Rückstauräumen" im Nahbereich vorhanden sein. In Elversberg gibt es am Stadion bisher so gut wie keinen Park-Raum. Der DFB kann aber auf Antrag eines Clubs Abweichungen von Vorschriften zulassen, wenn "die gleiche Sicherheit beziehungsweise das mit der Regelung verfolgte Ziel durch alternative Maßnahmen" erreicht wird. Der DFB erlaubt der SVE nach SZ-Informationen, Stadionbesucher von Parkmöglichkeiten in der Gemeinde mit Zubringer-Bussen ("Shuttle"-Verkehr) zum Stadion und zurück zu transportieren.

Polizei und DFB spielen mit

Die Polizei bezeichnet die Zusammenarbeit mit der SVE "bislang als vorbildlich. Es besteht ein ständiger Dialog in Sicherheitsfragen, und die Umsetzung von Vorgaben, Wünschen und Hinweisen der Polizei findet grundsätzlich einen positiven Anklang". Da auch der DFB zufrieden ist, steht der Verwirklichung des Traums vom ersten Drittliga-Spiel in Elversberg nichts im Weg.

Wenn der Ball rollt, wird im und ums Stadion weitergebaut. Der Oberrang der neuen Haupttribüne ist im Bau. "Die Pfahlgründung wird Ende der Woche abgeschlossen sein", sagt Vize-Präsident Jörg. 23 Betonpfähle mit je 1,20 Meter Durchmesser werden zwischen sechs und 29 Meter tief in die Erde getrieben. Sie tragen das neue Tribünengebäude mit Businessbereich. Die Haupttribüne soll in sechs Monaten fertig sein. Jörg sagt, dass die SVE dann 40 bis 50 Prozent der Investitionssumme von bis zu acht Millionen Euro, die sie größtenteils selbst stemmt, verbaut hat. Danach will der Club bewerten, wo er sportlich steht. Und dann entscheidet er, ob es sinnvoll ist, dass der Ausbau weitergeht oder das Stadion vorerst so bleibt, wie es nach der Einweihung der Haupttribüne sein wird.

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Hintergrund4. Juni: Der Aufstieg und größte Erfolg der Geschichte der SV Elversberg stehen nach dem Relegations-Rückspiel bei 1860 München II (1:1, Hinspiel 3:2) fest. Weil nun ihr Stadion nach Vorgaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) drittliga-tauglich gemacht werden muss, mietet sich die SVE für 200 000 Euro bis Saisonende im Saarbrücker Ludwigspark-Stadion ein. 15. Juni: Der Startschuss für den Um- und Ausbau des eigenen Stadions in mehreren Schritten für bis zu acht Millionen Euro und auf bis zu 15 000 überdachte Plätze fällt. 20. Juli: Das Abenteuer 3. Liga beginnt mit dem Spiel beim SV Darmstadt (0:0). Das erste "Heimspiel" im Ludwigspark-Stadion ist am 27. Juli gegen Hansa Rostock (1:2). 5. Oktober: Vier weitere "Heimspiele" in Saarbrücken später kann der Aufsteiger sein Ausweichquartier wieder verlassen, wenn der DFB sein Okay gibt: Gegen den MSV Duisburg soll das erste Drittliga-Spiel in Elversberg stattfinden (14 Uhr). mak

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