Immer wieder Vierter

Barcelona · Als Mitfavorit war Steffen Deibler die 100 Meter Schmetterling wie ein Weltmeister angegangen – doch am Ende blieb ihm wieder nur Platz vier. Genau wie bei den Olympischen Spielen 2012 in London.

Nachdem der Traum von einer Medaille wegen seines Übermuts auf dramatische Weise geplatzt war, ließ Steffen Deibler seinen Frust raus. "Heilandzack. Nur Blech", schrieb der gebürtige Schwabe auf seiner Facebook-Seite und stellte dazu ein Bild, auf dem er ein ziemliches Gesicht zieht. Enttäuschung, Verärgerung, Traurigkeit - das Foto zeigt all die Emotionen, die der 26-Jährige nach seinem vierten Platz über 100 Meter Schmetterling bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in sich trug.

"Bin stolz auf diese WM"

Auch am Tag danach stand Deibler gestern der Frust noch ins Gesicht geschrieben. "Ich habe nicht gut geschlafen, lag lange wach", verriet der Kurzbahn-Weltrekordler, der schon bei Olympia in London als Vierter knapp an einer Medaille vorbeigeschwommen war. Bevor ihn die Gedanken zu sehr runterziehen konnten, klammerte er sich an das Positive - und an die Zukunft: "Ich bin stolz auf diese WM, es war die beste meines Lebens. Ich bin einen Schritt weiter gegangen auf meinem Weg, irgendwann ganz oben anzukommen."

Am Samstag sah es zwischenzeitlich so aus, als ob ihn niemand mehr aufhalten kann. Der als Weltjahresbester gestartete Hamburger war das Rennen angegangen wie ein Weltmeister, bis 20 Meter vor dem Ziel lag er auf Goldkurs. Der spätere Weltmeister Chad Le Clos aus Südafrika fand es "beängstigend", wie weit sein deutscher Konkurrent bei der Wende in Führung lag. Doch dann kam der Einbruch. Deibler musste seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen und neben Le Clos noch den Ungarn Laszlo Cseh und Konrad Czerniak aus Polen an sich vorbeiziehen lassen. Am Ende fehlten ihm acht Hundertstelsekunden zur ersten WM-Medaille.

Marco Koch, der tags zuvor mit Silber über 200 Meter Brust die erste Medaille für die deutschen Becken-Schwimmer gewonnen hatte und das Schmetterling-Finale als Zuschauer verfolgte, war mit den Nerven am Ende: "Ich habe ziemlich hohen Puls." Auch Deibler selbst war geschafft. "Es ist natürlich sauärgerlich, dass es so knapp ist und dass es zu keiner Medaille gereicht hat. Ich hätte einen Tick langsamer angehen müssen", sagte er selbstkritisch: "Die letzten Meter waren nix. Punkt."

Die erste Bahn war Deibler in 23,60 Sekunden schneller geschwommen als bei seinem im April aufgestellten deutschen Rekord (51,19 Sekunden). Hätte er diese Zeit in Barcelona bestätigt, wäre er mit Silber nach Hause geflogen. "Meine 51,54 sind aber auch kein Schmutz, das schwimmen nicht viele Menschen auf diesem Planeten. Aber leider waren drei schneller", sagte Deibler und versprach: "Nächstes Jahr bei der Europameisterschaft in Berlin mache ich es besser."

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HintergrundDie deutschen Schwimmerinnen haben in der Lagen-Staffel über 4 x 100 Meter Platz acht belegt. Lisa Graf, Caroline Ruhnau, Alexandra Wenk und Britta Steffen schlugen gestern Abend nach 4:01,81 Minuten an. Erneut Weltmeister wurde Olympiasieger USA (3:53,23 Minuten) vor Australien und China. Missy Franklin holte damit zum Abschluss der WM ihren sechsten Titel in Barcelona. Das hatte vor ihr noch keine Schwimmerin bei einer WM geschafft. Die USA waren erneut erfolgreichste Nation dieser WM. Deutschland holte in den 68 Entscheidungen zehn Medaillen. Die Becken-Schwimmer gewannen einmal Silber - so wenig Edelmetall wie nie seit der ersten WM 1973. dpa

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