Immer für ein Drama gut
Boston · Nach Franz Streubel ist auch Nathalie Weinzierl bereits vor dem Finale der Eiskunstlauf-WM in Boston ausgeschieden. Die EM-Siebte aus Mannheim war verzweifelt, der Verband ernüchtert.
Von wegen "Feeling Good" - zur Musik des kanadischen Swingbarden Michael Bublé hat nach dem deutschen Meister Franz Streubel (Oberstdorf) auch Nathalie Weinzierl bei der Eiskunstlauf-WM in Boston eine kapitale Bruchlandung hingelegt. Statt wie geplant die Top Zehn anzugreifen, stolperte die EM-Siebte aus Mannheim als 35. meilenweit am Kürfinale in der Nacht zum Sonntag vorbei.
Nur der Doppelaxel zum Auftakt ihres Kurzprogramms gelang der gebürtigen Saarbrückerin leidlich, der Rest ihrer Kurzkür geriet vor 11 000 Zuschauern zum Desaster. Bei der Dreifach-Kombination leistete sich die ehemalige deutsche Meisterin einen kapitalen Sturz und versäumte es, das Element nachzuholen. Nach einer Pirouette, bei der sie aus der Achse fiel, war die Enttäuschung komplett.
Tapfer gegen die Tränen kämpfend, schlich Weinzierl vom Eis, aber auch Trainer Peter Sczypa fand kaum Trost für seinen Schützling. Ganze 43,25 Punkte erkannten ihr die Juroren zu; zu ihrer Saisonbestleistung von den europäischen Titelkämpfen im Januar in Bratislava fehlten ihr rund 18 Zähler - Welten im Eiskunstlauf.
"Das Training hier und das Einlaufen waren richtig gut. Ich war total perplex, dass das schiefgegangen ist", sagte Weinzierl enttäuscht. Dabei schien die eigenwillige Läuferin im Vorfeld der WM an der US-Ostküste auf einem guten Weg in die erweiterte Weltklasse zu sein. "Nathalie hat zuletzt im Training sehr gute Programme gezeigt", hatte Elke Treitz, Vizepräsidentin der Deutschen Eislauf-Union (DEU), im Vorfeld gesagt. Eine hartnäckige Angina aus dem Februar schien ebenfalls überwunden.
Auch das Verhältnis zum Verband hatte sich nach den EM-Querelen von Bratislava wieder normalisiert. In der slowakischen Hauptstadt war Weinzierl vorübergehend aus der deutschen Mannschaft ausgeschlossen worden, weil sie unentschuldigt bei einer Teambesprechung gefehlt hatte. Mit Wut im Bauch stürmte sie danach bis auf Platz sieben vor.
Als letzte Hoffnung des Verbandes gehen nun die deutschen Paarlauf-Meister Aljona Savchenko und Bruno Massot bei ihrem gemeinsamen WM-Debüt erstmals aufs Eis. Das Kurzprogramm der Paare war am Freitagabend bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht beendet. Die gebürtige Ukrainerin und der Franzose hatten in Bratislava auf Anhieb EM-Silber geholt.