Im Zeichen der Trauer

Livorno. Der als farbenfrohes Spektakel gestartete Giro d'Italia wird nach dem Tod von Wouter Weylandt zum Trauerzug. Den beschwerlichen Weg zurück in die Normalität trat das Fahrerfeld gestern geschlossen im Bummeltempo an. Nach einer Schweigeminute am Start in Quarto dei Mille rollten die Radprofis mit traurigen Blicken und hängenden Köpfen nach Livorno

 Die Mannschaftskollegen von Wouter Weylandt beim Rennstall Leopard Trek halten bei einer Schweigeminute vor dem Start der vierten Giro-Etappe inne. Foto: dpa

Die Mannschaftskollegen von Wouter Weylandt beim Rennstall Leopard Trek halten bei einer Schweigeminute vor dem Start der vierten Giro-Etappe inne. Foto: dpa

Livorno. Der als farbenfrohes Spektakel gestartete Giro d'Italia wird nach dem Tod von Wouter Weylandt zum Trauerzug. Den beschwerlichen Weg zurück in die Normalität trat das Fahrerfeld gestern geschlossen im Bummeltempo an. Nach einer Schweigeminute am Start in Quarto dei Mille rollten die Radprofis mit traurigen Blicken und hängenden Köpfen nach Livorno. An der Spitze des Feldes: Weylandts Team Leopard mit Fabian Wegmann und Dominic Klemme.

Etappe wird nicht gewertet

Die verbliebenen Fahrer des Luxemburger Rennstalls hatten sich entschlossen, das Rennen zumindest für einen Tag fortzusetzen. "Eigentlich wollten wir nicht mehr antreten, doch Wouters Vater hat uns gebeten, seinem Sohn zu Ehren zu starten", sagte Teammanager Brian Nygaard. Noch am Start kündigte aber Sprinter Tyler Farrar an, ab heute nicht mehr fahren zu wollen. Der US-Amerikaner vom Team Garmin war ein enger Freund Weylandts. Die Fahrer trugen derweil einen Trauerflor, das Preisgeld der Etappe soll komplett an die Familie Weylandt gehen. An der Spitze des Feldes wechselten sich die Teams in gemäßigtem Tempo alle Kilometer ab, Leopard überquerte schließlich in einer Reihe gemeinsam den Zielstrich. Gewertet wird die Etappe nicht.

Weylandts schwangere Freundin An Sophie, die im September ihr erstes Kind erwartet, und sein Vater waren am Montagabend nach dem Unfall im Mannschaftshotel eingetroffen. Gestern kehrten beide mit Teammitgliedern an die Unglücksstelle zurück und legten Blumen nieder. Anschließend musste Weylandt senior seinen Sohn in Levagna identifizieren. Der Sprint-Spezialist, der vor einem Jahr die dritte Etappe des Giro gewonnen hatte, hatte am Tag vor seinem Tod Bedenken über die Strecke in einer SMS an seinen Manager Jef van den Bosch geäußert. "Er fand sie zu gefährlich, und das Rennen sei seiner Meinung nach viel zu nervös", sagte van den Bosch.

Die Beileidsbekundungen rissen am Tag nach Weylandts Sturz auf der Abfahrt des Passo del Bocco nicht ab. Eine Trauerseite auf der Internetseite Facebook zählte gestern 80 000 Mitglieder. Teamkollege Frank Schleck meldete sich wie zahlreiche andere via Twitter: "Ich habe einen Freund verloren. Sprachlos, traurig, Tränen."

Eine Diskussion um die Sicherheit der Fahrer kam nicht auf, nur vereinzelte Stimmen wurden laut. "Weylandts Tod wirft heikle Fragen über die Sicherheit des Giro auf, für die man unbedingt Antworten finden muss", schrieb die Zeitung "Corriere dello Sport". Weylandt sei das Opfer "einer brutalen Streckenführung" geworden, befand "El Mundo". Der Unfallort gehört allerdings nicht zu den gefährlichsten Abfahrten des Giro, der wie Tour de France und Vuelta nach immer mehr "Extras" in der Streckenführung sucht.

Gesetz des Zufalls

Renndirektor Angelo Zomegnan kündigte verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an, warnte jedoch vor Schnellschüssen. "An der Stelle, wo Weylandt stürzte, war nichts Ungewöhnliches", sagte Zomegnan. Es sei das Gesetz des Zufalls, dass es zu Stürzen komme, wenn 180 Fahrer sich einen Berg hinabstürzten: "In 999 von 1000 Fällen stirbt keiner." dapd

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