Im wunderbaren Windschatten

Berlin. Hertha-Trainer Lucien Favre gehen wieder einmal die Spieler aus, dennoch greift der Hauptstadtclub nach dem Spitzenplatz in der Fußball-Bundesliga - zumindest für 24 Stunden. Obwohl Hertha heute (20.30 Uhr) im Spiel bei Arminia Bielefeld auch noch der Ausfall von Kapitän Arne Friedrich und damit des zehnten Spielers droht, soll der Platz an der Sonne erobert werden

Berlin. Hertha-Trainer Lucien Favre gehen wieder einmal die Spieler aus, dennoch greift der Hauptstadtclub nach dem Spitzenplatz in der Fußball-Bundesliga - zumindest für 24 Stunden. Obwohl Hertha heute (20.30 Uhr) im Spiel bei Arminia Bielefeld auch noch der Ausfall von Kapitän Arne Friedrich und damit des zehnten Spielers droht, soll der Platz an der Sonne erobert werden. Zuletzt hatten die Berliner nach dem sechsten Spieltag der Saison 2007/08 zumindest für eine Nacht dort gestanden. Der letzte von erst zehn echten Spitzenrängen in der Bundesliga liegt gar schon zweieinhalb Jahre zurück. Am 1. Oktober 2006 logierte Hertha nach einem 1:1 gegen Stuttgart ganz oben. "Die Tabellenführung hat keine Bedeutung", wiegelt Manager Dieter Hoeneß jedoch ab. Wichtiger seien die drei Punkte, "dann würden wir bei 39 stehen, darauf könnte man aufbauen", so Hoeneß. Allerdings warnte Trainer Lucien Favre vor der Arminia, die zum Rückrunden-Auftakt mit einem 2:1 in Bremen für Furore gesorgt hatte. "Sie haben dort gewonnen, wo wir 1:5 verloren haben. Bielefeld ist sehr, sehr gefährlich", sagte der Schweizer, der dennoch immer wieder Fragen nach den Gründen für den heimlichen Berliner Aufschwung beantworten muss: "Wir laufen, wir kämpfen, wir verteidigen mit Willen und Intelligenz." In der Tat sind taktische Disziplin, mentale Stärke und eine hervorragende Fitness die ausschlaggebenden Faktoren dafür, dass Hertha in dieser Saison so schwer zu schlagen ist. Daran änderten bisher auch größere Personalsorgen nichts. Dieses Mal aber wird es besonders eng: Denn zu den Langzeit-Verletzten wie Pal Dardai, Sofian Chahed oder Gojko Kacar gesellt sich nun auch noch der Ausfall von "Torfabrik" Marko Pantelic. Zwar ist es Favre in dieser Saison gelungen, die Abhängigkeit seines Teams von den Toren des exzentrischen Serben zu reduzieren. Doch am vergangenen Samstag bezwang Pantelic Frankfurt mit zwei Toren wieder fast im Alleingang. Den Hertha-Verantwortlichen kommt die Rolle als stiller Außenseiter gerade Recht. "Wir sind im Windschatten von Hoffenheim und den Bayern nach vorn gekommen und fühlen uns in dieser Rolle wohl. Wir sind damit bisher wunderbar gefahren", bemerkte Manager Hoeneß, der kurz vor Transferschluss den Kroaten Marko Babic und den Argentinier Leonardo Cufré zu Hertha gelotst hatte. Zumindest einer von ihnen dürfte nun in Bielefeld erstmals in der Startelf stehen. Auch von den Neuen wird es mit abhängen, ob der Hauptstadtclub seine Negativ-Serie auf der Alm beenden kann: Der letzte Hertha-Sieg bei der Arminia datiert immerhin vom September 2002. Den Bielefeldern bietet sich die Chance, nach dem Coup in Bremen einen weiteren Schritt Richtung Klassenverbleib zu tun. Allerdings muss Michael Frontzeck die Elf, die für den ersten Auswärtserfolg nach zuvor 25 sieglosen Spielen gesorgt hatte, vor allem in der Abwehr verändern. Die drohenden Ausfälle von Markus Bollmann (Grippe) und Michael Lamey (Oberschenkelprobleme) zwingen den Trainer wohl zum Umbau der Viererkette. Frontzek: "Hertha spielt zwar nicht spektakulär, aber effektiv."

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